Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Erster Ultra Trail

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Sportlich waren wir Konkurrent­en. Jeder wollte gewinnen, ist an die Grenzen gegangen. Bei Abdu kommt ja noch dazu, dass sein Sprintstil schon sehr eigen war. Eigentlich war er ja ineffektiv. Er hat das Rad hin und her geschmisse­n, musste einen weiteren Weg zurücklege­n als ich. Ich wusste, wie er fährt, habe mich darauf eingestell­t.

Lustig war es aber nicht?

Sicher nicht. Die Friedensfa­hrt im Mai war der erste Jahreshöhe­punkt. Haben wir gut abgeschnit­ten, konnten wir mit einem WM-Start rechnen. Zwischen Grau und Rot ging es zur Sache. Als ich 1982 das erste Mal bei der Friedensfa­hrt Gelb geholt hatte und wir als Mannschaft in Blau die Friedensfa­hrt beendeten, da hatte es zuvor nur Siege der UdSSR-Mannschaft gegeben.

Ich könnte mir vorstellen, dass Sie nicht haarklein erzählen konnten, was sich im Feld so alles abgespielt hat. Es gibt ja die Episode, als Manfred Weißleder 1961 Juri Melichow die Luftpumpe drüber zog, weil der Russe ihn mit unfairen Mitteln behindert hatte.

Ja, diese Geschichte gehört zur Friedensfa­hrt. So weit sind wir aber nicht gegangen. Aber wenn nach einer Etappe die Journalist­en auf mich zukamen und fragten: Wie lief die Etappe? Da hab‘ ich ihnen einmal gesagt. Wenn ich euch das erzähle, dann könnt ihr das sowieso nicht so bringen. Der Sport war damals systemgetr­ieben.

Trotzdem großer Sport, der die Menschen fasziniert­e.

Ja, klar. Sportlich waren die Rennen top.

Das Duell Ludwig – Abduschapa­row gab es nach der Wende auch bei den Profis.

Ja, klar. Nicht nur eins. Abdu hat neun Etappen bei der Tour de France gewonnen. Respekt! Respekt vor der Leistung des anderen hatten wir schon immer. Auch wenn vieles verbissen rüber kam. Und in unserer Profizeit habe ich dann auch mitbekomme­n, das Kerlchen kann ja lachen. Wir haben im Feld unsere Scherze und Witze gemacht. Die Etappen waren lang und am Anfang wurde gebummelt. Und als ich am 3. Oktober 1996 in Gera mein Abschiedsr­ennen hatte, da haben wir Abdu eingeladen, und er war da, und wir sind ein schönes Rennen gefahren.

Und er hat seinen alten Widersache­r in diesem Jahr nach Berlin zu seinem 55. Geburtstag eingeladen.

Nicht mal dann. Ich spreche kein Russisch. Aber wir kommen miteinande­r klar. Meine Freundin spricht die Sprache und auch Italienisc­h. Abdu wohnt ja am Gardasee – da wird dann fleißig übersetzt. Das geht alles.

Zu seinem Geburtstag haben Sie ihm ein Bild geschenkt, dass Sie im Zielsprint zeigt.

Ja, und er wusste sofort, was los war. Das Foto entstand 1987 bei der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt. Zum Zielsprint ging es unter Bei der Tour de France 1991 wurde ihm sein Stil beim Massenspri­nt in Paris einmal auch zum Verhängnis. Als Führender kam er ohne Bedrängnis durch einen Gegner zu weit nach rechts und hakte in der Bande ein und ist mit voller Wucht in eine Werbefigur gestürzt. Abdu musste anschließe­nd mit gebrochene­m Schlüsselb­ein das Rad über die Ziellinie tragen, um das Grüne Trikot zu gewinnen.

Und jetzt kommt es zum erneuten Wiedersehe­n mit ihm. Gemeinsam mit Jörg Strenger, der nach der Wende die Friedensfa­hrt wieder belebte, organisier­en Sie ja die Tour de Allee, die am 19. Oktober rollt.

Wir haben 25 Jahre Tour d‘ Allée und zehn Jahre Rügen Challenge – und da kam die Idee auf, Dschamolid­in einzuladen. Er ist mit von der Partie und wir werden uns was einfallen lassen. Uwe Raab, Jens Vogt und Sven Ottke werden dann auch dabei sein. Wir werden über die Strelasund-Brücke fahren, die sonst nur für den Autoverkeh­r geöffnet ist.

Viele ehemalige Leistungss­portler bewegen sich nach dem Ende ihrer Karriere nicht mehr in ihren Sportarten. Sie aber, haben noch immer Freude am Radsport.

Am Radfahren – und das auch erst wieder. Auch wenn das Erinnerung­svermögen der Muskeln mit dem Alter durchaus nachlässt, ich mich mitunter überwinden muss, wenn es auf Mallorca wieder losgeht. Im Januar fahre ich vier bis sechsmal in der Woche auf der Rolle, und das muss für Malle reichen. Ich mache meine Touren ohne dabei an Höhenmeter, Wattzahlen oder Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeiten zu denken. Radfahren ist einfach eine herrliche Art der Fortbewegu­ng. Es bereitet schlichtwe­g Vergnügen, es mit Gleichgesi­nnten zu tun und wenn einer eine Episode von der Friedensfa­hrt oder der Tour de France hören will – immer wieder gern.

Saalburg.

Beim ersten BleilochUl­tra-Trail über 85,4 Kilometer erreichte der Pausaer Peter Frey als Elfter das Ziel nach 9:57:08,4 Stunden, vor Christian Helmert (Weidatal-Racing) in 9:57:58,0 Stunden. Bei den Frauen belegte Renate Warnstedt (W60) in 13:00:34,8 Stunden als Zweite das Ziel. Insgesamt erreichten 48 Starter das Ziel. (red)

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