Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Polizei am Wochenende verstärkt im Einsatz
Sicherung jüdischer Einrichtungen soll weiter verbessert werden. Einsatzkräfte stoppten Attentäter von Halle am Mittwoch kurz vor Thüringen
Erfurt.
Die Thüringer Polizei setzt die Bewachung und Sicherung jüdischer Einrichtungen im Freistaat weiter fort. Die Maßnahmen wurden am Mittwoch deutlich intensiviert, nachdem in Halle (Sachsen-Anhalt) ein Angreifer zwei Menschen erschossen und versucht hatte, die in der Nähe des Tatortes liegende Synagoge zu stürmen.
Gestern besuchten Innenminister Georg Maier (SPD) und Staatskanzleiminister Immanuel-Benjamin Hoff (Linke) die Synagoge in Erfurt. Bei ihren Gesprächen ging es nach Informationen dieser Zeitung auch um die weitere Verbesserung der Sicherheit.
Im Vorjahr registrierte die Polizei in Thüringen nach Recherchen der Redaktion 48 Straftaten mit antisemitischem Hintergrund, darunter waren 30 Volksverhetzungsdelikte sowie fünf Sachbeschädigungen und drei Beleidigungen. Vor zwei Jahren wurden der Polizei 57 Straftaten mit antisemitischem Hintergrund bekannt. In zwei Fällen handelt es sich dabei um gefährliche Körperverletzungen, 35-mal wurde wegen Volksverletzung ermittelt.
Dieses Jahr gingen zwischen Januar und Juni bei der Polizei weitere 21 Anzeigen unter anderem wegen Volksverhetzung, Bedrohung, Beleidigung oder Sachbeschädigung mit antisemitischen Motiven ein.
Die Landespolizeidirektion in Erfurt hat sich bei ihrer gestrigen Lagebesprechung auch mit der Sicherheit im Freistaat beschäftigt. Am Wochenende würden die vorhandenen Kräfte den Anforderungen entsprechend eingesetzt, sagte ein Polizeisprecher. Es könne an der einen oder anderen Stelle auch sein, dass Beamte robuster, beispielsweise mit Maschinenpistole, auftreten werden. Es werde aber keine konkrete Bedrohung gesehen.
Die Polizei habe auch die zahlreichen Volksfeste im Blick, besonders den Zwiebelmarkt in Weimar und das am Wochenende zu Ende gehende Oktoberfest in Erfurt. Für beide Veranstaltungen seien aber bereits unabhängig vom Angriff am Mittwoch Sicherheitskonzepte in Absprache mit allen Beteiligten erarbeitet worden, heißt es. Diese würden nun natürlich noch einmal geprüft und umgesetzt, so die Auskunft.
Die Landespolizei sei mit ihren Kräften in den nächsten Tagen durchaus in der Lage, die Sicherheit im Freistaat zu gewehrleisten, auch wenn aktuell verstärkt jüdische Einrichtungen mit bewacht und bestreift werden, betonte der Sprecher.
Am Mittwoch hatte die Thüringer Polizei zudem Straßen und Autobahnen im Blick, die aus Sachsen-Anhalt nach Thüringen führten. Zu Recht, wie sich gestern bestätigte. Denn der mutmaßliche Angreifer von Halle war nach seiner Tat auf der Bundesstraße 91 in Richtung Süden unterwegs. Hinter Zeitz erfolgte dann der Zugriff durch Spezialkräfte in einer Baustelle auf der Landstraße.
Die Polizei in Oberbayern hatte sich am Mittwoch nach Angaben eines Sprechers bereits darauf vorbereitet, dass ein bewaffneter Gewalttäter auf der Flucht auch nach Bayern kommen könnte. Auch die Thüringer Polizei soll entsprechende Vorbereitungen getroffen haben.