Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
„Der Hass ist stärker geworden“
Felix Klein im Interview
Berlin.
Nach dem Angriff auf die Synagoge in Halle spricht Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung, über die Konsequenzen aus dem Terror und nimmt die Bürger in die Pflicht.
Herr Klein, wie sicher sind Juden in Deutschland?
Felix Klein: Deutschland ist ein Land, in dem Juden gut leben können, allerdings sind die jüdischen Gemeinden sehr verunsichert. Die Juden sitzen nicht auf gepackten Koffern, aber sie schauen doch nach, wo die Koffer sind.
Was erwarten Sie jetzt von Staat und Gesellschaft?
Ich erwarte vom Staat, dass wir alle Maßnahmen überprüfen und verstärken, was die Sicherheit der jüdischen Einrichtungen angeht. Es ist angekündigt, dass die Sicherheitsbehörden mehr Stellen erhalten – und dass rechtsextremistischer Terror genauso intensiv bekämpft wird wie islamistischer Terror. Ich halte es für realistisch, dass dies schnell gelingt. Wir müssen auch die Gesetze überprüfen und das Strafrecht verschärfen für antisemitische Taten. Und wir müssen dem Antisemitismus den gesellschaftlichen Nährboden entziehen. Es muss unangenehm werden, wenn man sich auch im Kleinen, Privaten antisemitisch äußert: am Stammtisch, auf dem Fußballplatz, am Arbeitsplatz. Jeder Einzelne kann etwas gegen Antisemitismus tun.
Hass schürt auch eine Partei, die im Bundestag vertreten ist. Erkennen Sie eine Mitverantwortung der AfD für Taten wie in Halle?