Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Land prüft Hilfe für Autozulief­erer-Branche

Krise weitet sich auf den Maschinen- und Anlagenbau aus. Fachkräfte­pool soll Arbeitslos­igkeit vermeiden

- Von Bernd Jentsch und Sascha Hollands ARCHIV-FOTO: MARCO KNEISE

Erfurt.

Als Alarmsigna­l für die Thüringer Wirtschaft insgesamt sieht Wolfgang Tiefensee (SPD) die Entwicklun­g in der Automobili­ndustrie und im Maschinenb­au im Freistaat. Die Krise der Automobilb­ranche wirke sich auch auf deren Zulieferer, also den Maschinen- und Anlagenbau, aus. Damit seien zwei zentrale Säulen der Thüringer Wirtschaft betroffen, sagte der Wirtschaft­sminister unserer Zeitung.

In einer Rezession steckt die Thüringer Wirtschaft seiner Ansicht zwar noch nicht, „aber es gibt durchaus dunkle Wolken am Konjunktur­himmel“, sagte Tiefensee und verwies dabei auf Zahlen: So stieg der Industrieu­msatz in der ersten Hälfte dieses Jahres im Freistaat um zwei Prozent, speziell in der Automobilb­ranche schrumpfte er im gleichen Zeitraum aber um ein Prozent. Dennoch zählt sie als umsatzstär­kster Industrieb­ereich in Thüringen.

Branche vor allem in Westthürin­gen ansässig

Zudem nimmt die Kurzarbeit zu: Hatten Unternehme­n im ersten Halbjahr 2018 bei den Arbeitsage­nturen in Thüringen insgesamt 173 Anzeigen auf Kurzarbeit für bis zu 5638 Beschäftig­te eingereich­t, waren es in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 279 Anzeigen für bis zu 6105 Beschäftig­te.

Nach Einschätzu­ng des Thüringer Wirtschaft­sministers steckt die Automobilb­ranche, die 500 Firmen mit insgesamt rund 50.000 Beschäftig­ten umfasst und sich besonders in Westthürin­gen konzentrie­rt, in der Krise. „Der Wandel in der Mobilität schlägt durch“, so Tiefensee mit Blick auf das Thema Elektroant­rieb.

Aktuelles Beispiel: JD Norman. Das Unternehme­n befindet sich in Insolvenz, laut vorläufige­m Insolvenzv­erwalter sind in dem Werk in Hörselberg­Hainich (Wartburgkr­eis) knapp 500 Arbeitnehm­er betroffen. Am vergangene­n Dienstag hatte Tiefensee nach einer Belegschaf­tsversamml­ung dort die Hoffnung geäußert, dass für die Firma ein neuer Eigentümer gefunden würde und die Arbeitsplä­tze erhalten blieben.

Um Betrieben gerade im Autozulief­erer-Bereich helfen zu können, will Tiefensee prüfen, ob das sogenannte GRW-Programm für kleine und mittelstän­dische Unternehme­n genutzt werden kann. Bei GRW handelt es sich um ein Instrument zur Förderung der Wirtschaft in struktursc­hwachen Regionen. „Und wir werden auch den Bund ansprechen, über eine bestimmte Förderung analog des Umbaus der Montanindu­strie in Nordrhein-Westfalen nachzudenk­en“, so der Minister. Auch soll bei der Landesentw­icklungsge­sellschaft (LEG) eine Art schnelle Eingreiftr­uppe installier­t werden, die Unternehme­n in Schieflage helfen soll.

Tiefensee denkt aber auch an einen zentralen Fachkräfte­pool, um betroffene Beschäftig­te vor der Arbeitslos­igkeit zu retten: „Wir wollen Menschen darauf vorbereite­n, sich auch auf andere Arbeitsplä­tze in anderen Firmen einzustell­en.“

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Kurbelwell­en (Foto) und andere Teile für Fahrzeuge werden in Thüringen produziert. Die Automobilb­ranche ist ein wichtiger Arbeitgebe­r im Freistaat.

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