Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Land prüft Hilfe für Autozulieferer-Branche
Krise weitet sich auf den Maschinen- und Anlagenbau aus. Fachkräftepool soll Arbeitslosigkeit vermeiden
Erfurt.
Als Alarmsignal für die Thüringer Wirtschaft insgesamt sieht Wolfgang Tiefensee (SPD) die Entwicklung in der Automobilindustrie und im Maschinenbau im Freistaat. Die Krise der Automobilbranche wirke sich auch auf deren Zulieferer, also den Maschinen- und Anlagenbau, aus. Damit seien zwei zentrale Säulen der Thüringer Wirtschaft betroffen, sagte der Wirtschaftsminister unserer Zeitung.
In einer Rezession steckt die Thüringer Wirtschaft seiner Ansicht zwar noch nicht, „aber es gibt durchaus dunkle Wolken am Konjunkturhimmel“, sagte Tiefensee und verwies dabei auf Zahlen: So stieg der Industrieumsatz in der ersten Hälfte dieses Jahres im Freistaat um zwei Prozent, speziell in der Automobilbranche schrumpfte er im gleichen Zeitraum aber um ein Prozent. Dennoch zählt sie als umsatzstärkster Industriebereich in Thüringen.
Branche vor allem in Westthüringen ansässig
Zudem nimmt die Kurzarbeit zu: Hatten Unternehmen im ersten Halbjahr 2018 bei den Arbeitsagenturen in Thüringen insgesamt 173 Anzeigen auf Kurzarbeit für bis zu 5638 Beschäftigte eingereicht, waren es in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 279 Anzeigen für bis zu 6105 Beschäftigte.
Nach Einschätzung des Thüringer Wirtschaftsministers steckt die Automobilbranche, die 500 Firmen mit insgesamt rund 50.000 Beschäftigten umfasst und sich besonders in Westthüringen konzentriert, in der Krise. „Der Wandel in der Mobilität schlägt durch“, so Tiefensee mit Blick auf das Thema Elektroantrieb.
Aktuelles Beispiel: JD Norman. Das Unternehmen befindet sich in Insolvenz, laut vorläufigem Insolvenzverwalter sind in dem Werk in HörselbergHainich (Wartburgkreis) knapp 500 Arbeitnehmer betroffen. Am vergangenen Dienstag hatte Tiefensee nach einer Belegschaftsversammlung dort die Hoffnung geäußert, dass für die Firma ein neuer Eigentümer gefunden würde und die Arbeitsplätze erhalten blieben.
Um Betrieben gerade im Autozulieferer-Bereich helfen zu können, will Tiefensee prüfen, ob das sogenannte GRW-Programm für kleine und mittelständische Unternehmen genutzt werden kann. Bei GRW handelt es sich um ein Instrument zur Förderung der Wirtschaft in strukturschwachen Regionen. „Und wir werden auch den Bund ansprechen, über eine bestimmte Förderung analog des Umbaus der Montanindustrie in Nordrhein-Westfalen nachzudenken“, so der Minister. Auch soll bei der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) eine Art schnelle Eingreiftruppe installiert werden, die Unternehmen in Schieflage helfen soll.
Tiefensee denkt aber auch an einen zentralen Fachkräftepool, um betroffene Beschäftigte vor der Arbeitslosigkeit zu retten: „Wir wollen Menschen darauf vorbereiten, sich auch auf andere Arbeitsplätze in anderen Firmen einzustellen.“