Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Weitere Boeing-Flieger am Boden
Airlines finden Risse an Tragflächen-Befestigung. Auch eine deutsche Fluggesellschaft muss Maschinen überprüfen
Berlin.
Die Probleme beim USFlugzeugbauer Boeing reißen nicht ab. Nach zwei Abstürzen ist der Mittelstreckenjet 737 Max weiter mit einem weltweiten Flugverbot belegt. Jetzt werden Maschinen der Vorgängergeneration 737 NG wegen Mängeln aus dem Verkehr gezogen. Bei mehreren Flugzeugen sind Risse an einem wichtigen Verbindungsteil zwischen Rumpf und Tragfläche entdeckt worden. Der amerikanische Billigflieger Southwest Airlines hat zwei Jets stillgelegt. Die brasilianische Fluggesellschaft Gol Linhas Aéreas hat bei Inspektionen sogar elf 737 NG mit schwerwiegenden Mängeln ausgemacht.
Die Risse hatte Boeing in der vergangenen Woche selbst entdeckt und der US-Flugaufsicht FAA gemeldet. Bei hoher Belastung können „Pickle Forks“, Bauteile zur Befestigung der Tragflächen am Flugzeugrumpf, schneller abnutzen als angenommen – es besteht das Risiko von Rissen. Die FAA ordnete bei älteren, besonders stark genutzten Flugzeugen Überprüfungen auf strukturelle Risse innerhalb von sieben Tagen an.
Neben den Boeing 737 NG von Southwest und Gol soll ein Exemplar der indonesischen Garuda betroffen sein. Ob weitere Jets bei anderen Fluggesellschaften Risse aufweisen, ist bislang unklar. Nach vorläufigen Erkenntnissen Boeings gebe es Probleme mit 36 der untersuchten 686 Maschinen, berichtet der Finanznachrichtendienst Bloomberg unter Berufung auf eine E-Mail des Herstellers. Weltweit sind 6800 Boeing 737 NG (Next Generation) im Dienst.
Untersucht worden sind besonders stark genutzte Maschinen, die mehr als 30.000 Flüge absolviert haben. Maschinen mit mehr als 22.600 Starts und Landungen müssen innerhalb der nächsten 1000 Flüge zur Inspektion. Die Reparatur soll laut Bloomberg im kalifornischen Victorville erfolgen und zwei bis drei Wochen Zeit in Anspruch nehmen. Der US-Konzern äußerte sich dazu nicht. In Branchenkreisen heißt es jedoch, Boeing kommuniziere mit den Betreibern sehr offen und habe die Fluggesellschaften eingeladen, die Reparaturen zu begleiten.
Europas größter Billigflieger Ryanair teilte auf Nachfrage mit, der erste Teil der Untersuchungen dauere an. Ryanair erwarte „keine Auswirkungen auf unsere Flotte oder unseren Betrieb“.
In Deutschland ist der Ferienflieger TUIfly der größte Betreiber des Typs. Die Flotte besteht aus 36 Boeing 737 NG – darunter zwei ältere Exemplare, die sofort überprüft werden mussten. Dabei seien keine Risse gefunden worden, sagte ein Unternehmenssprecher unserer Redaktion. Die Maschinen von TUIfly sind zwischen vier und knapp 21 Jahre alt.