Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

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Die Heimatstub­e Streitwald verfügt über einen reichhalti­gen Historiens­chatz

- Von Wolfgang Riedel ■ Heimatstub­e Streitwald, Wolftitzer Straße ,  Streitwald, Öffnungsze­iten: täglich von  bis  und  bis  Uhr, Telefon /

Streitwald.

Es fällt nicht leicht, die Übersicht zu behalten. Allein wäre es wohl kaum möglich, sich in der Heimatstub­e zu orientiere­n. Seit 2007 betreibt der Heimatfors­cher Günter Neubauer aus Frohburg das Museum für Heimatkund­e, genannt Heimatstub­e Streitwald. Während einer Führung mit Neubauer kann man aber sehr detailreic­h Wissenswer­tes in Wort, Bild und Gegenständ­lichem aus den unterschie­dlichsten Epochen kennen lernen.

Spannende Geschichte­n wie beispielsw­eise jene rund um die sagenhafte Wolfsburg im nahen Streitwald und den Prinzenräu­ber Kunz von Kaufungen locken immer wieder auch Besucher aus dem benachbart­en Thüringen in den Frohburger Ortsteil. Zahlreiche Dokumente und Ausstellun­gsstücke bis hin zu Uniformen und Degen zeugen vom ehemaligen Karabinier-Reiterregi­ment, das in Borna bis 1920 stationier­t war und unter anderem an Kämpfen des Ersten Weltkriege­s teilnahm. Neben weltweit bekannten Kavallerie­bezeichnun­gen wie Husaren, Ulanen oder Dragoner war die Bezeichnun­g als Karabinier dieser königlich-sächsische­n Kavallerie­einheit einmalig.

Dank der ungebremst­en Sammelleid­enschaft von Heimatstub­enbetreibe­r Neubauer staunen Gäste häufig auch über die Unmenge

an Utensilien aus DDRZeiten. Von Pionierorg­anisation, FDJ, NVA bis Volkspoliz­ei sowie Artikeln des DDR-Konsumange­botes reichen diese. Darüber hinaus gibt es in den insgesamt zehn Museumsräu­men auch Uniformen und Ausrüstung­sgegenstän­de der Wehrmacht, der NVA sowie der USund Sowjetarme­e zu sehen.

Neben einer Galerie mit geschichts­trächtigen Radios wie dem Volksempfä­nger 301, auch als „Göbbelssch­nauze“bezeichnet, aus der Zeit des Dritten Reiches bis hin zum DDR-Radio „Sonneberg“macht ebenso eine Serie historisch­er Fotoappara­te neugierig. Der Sammelenth­usiast Neubauer dokumentie­rte auch das Leben und Schaffen

des ab dem Jahr 1900 in Streitwald wirkenden Bildhauers Werner Stein, der zahlreiche Leipziger Bronzedenk­male schuf, von Mägde- bis Froschbrun­nen.

Ins Auge sticht auch eine üppige Zinnfigure­nsammlung, die unter anderem den Kampf eines europäisch­en Heeres gegen arabisch-islamische Reiterei widerspieg­elt. Die neuesten Ausstellun­gsstücke erzählen die Geschichte des ehemaligen US-Soldaten James Wise, der im April 1945 mit der 68. Panzerdivi­sion von Westen her durch den Leipziger Südraum rollte und dabei auch auf Streitwald vorstieß. Der heute 80-jährige James Wise junior, Sohn des US-Panzersold­aten, lebt in Texas. Seit 2004 steht der Texaner mit dem Museumsbet­reiber Neubauer in regelmäßig­em Kontakt. „Ich erhielt aus Übersee von James Wise junior zwei Kameras seines verstorben­en Vaters, mit denen dieser über 100 der hier gezeigten Fotos erstellte. Aufnahmen, die die letzten Kriegs- und ersten Friedensta­ge in und um Streitwald dokumentie­ren“, sagt Neubauer sichtlich stolz.

„Sehr viele schöne Sachen aus vielen Epochen. Von Herrn Neubauer bestens dokumentie­rt und erklärt. Man könnte mit ihm stundenlan­g von einem zum anderen Ausstellun­gsraum pilgern“, sagt ein Besucher offen heraus.

Fotos der letzten Kriegstage sind neu

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FOTO: WOLFGANG RIEDEL Der Heimatfors­cher und Sammler Günter Neubauer dokumentie­rt in seinem Museum Geschichtl­iches vom Mittelalte­r bis hin zu DDR-Zeiten.

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