Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Die Grenzen im Kopf verschieben
Eliud Kipchoge will am Samstag in Wien den Marathon unter zwei Stunden laufen. Dafür hat er Helfer
Wien.
Die Lauf-Welt schaut am Samstag gebannt in den Wiener Prater. 300 Reporter aus aller Welt werden vor Ort sein, 30 Fernsehstationen werden die Bilder vom Marathon-Spektakel aus dem Wiener Vergnügungspark in rund 200 Länder übertragen. Hauptdarsteller der gigantischen Lauf-Show ist Eliud Kipchoge. Wir wissen, dass der Mensch die 100 Meter unter zehn Sekunden sprinten kann, aber kann er auch den Marathon unter zwei Stunden laufen? Eliud Kipchoge will am Samstag beweisen, dass es geht. Der 34-jährige Kenianer ist davon überzeugt, dass er diese Schallmauer durchbrechen wird.
„Als Erster einen Marathon unter zwei Stunden zu laufen – das wäre wie die Mondlandung“, sagt Kipchoge. „Es geht darum, ein Vermächtnis im Sport zu hinterlassen.“Damit das seit vielen Monaten geplante Projekt positiv abgeschlossen wird, ist nichts dem Zufall überlassen worden. Es ist kein Wettkampf, denn Kipchoge läuft nur gegen sich selbst und die Schallmauer. Gestartet wird an der Reichsbrücke, dann geht es in Eliud Kipchoge den Wiener Prater. An den Wendepunkten des 9,6 Kilometer langen Rundkurses wurden Steilkurven errichtet, um keine Sekunde zu verschenken. Ein Teil der langen Geraden wurde neu asphaltiert.
41 Hasen werden Eliud Kipchoge bei seiner Mondlandung im Wiener Prater helfen. Deshalb würde eine angepeilte Zeit unter zwei Stunden auch nicht als Weltrekord anerkannt. Die Tempomacher sind nicht irgendwer. Ihre Namen lesen sich wie das Who’s Who der Laufszene. Weltmeister und aktuelle Olympiasieger wie Matthew Centrowitz, Bernard Lagat und Paul Chelimo (alle USA), die norwegischen Brüder Henrik, Jakob und Filip Ingebrigtsen, der Schweizer Topläufer Julien Wanders sowie Eric Kiptanui und Marius Kipserem aus Kipchoges Heimart Kenia zählen zu den Tempomachern, die insgesamt 55 Medaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften gewonnen haben.
Wann genau der Start am Samstag erfolgen wird, soll erst am Freitagnachmittag entschieden werden. Irgendwann zwischen 5 und 9 Uhr wird es sein. Der Wetterbericht wird abgewartet. Möglichst kein Wind, Temperaturen zwischen sieben und elf Grad: So sehen ideale Bedingungen aus.
Eliud Kipchoge ist bereit, am Samstag Lauf-Geschichte zu schreiben. „Wer setzt die Grenzen? Alle Grenzen sind im Kopf“, sagt er. „Ich möchte die Grenzen im Kopf verschieben.“