Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Zwiebeln, wohin das Auge reicht
Kuchen und gewickelte Rispen: In Weimar dreht sich an diesem Wochenende alles um das Gemüse mit sieben Häuten
Weimar.
Schon Johann Wolfgang von Goethe soll sein Haus am Frauenplan mit Zwiebelzöpfen aus Heldrungen geschmückt haben – seit Freitag stehen die rustikalen Kunstwerke in Thüringen wieder im Mittelpunkt.
Mit dem Anschnitt eines überdimensionalen Zwiebelkuchens durch Oberbürgermeister Peter Kleine (parteilos) begann am Mittag der 366. Weimarer Zwiebelmarkt, zu dem bis Sonntag wieder scharenweise Besucher erwartet werden. Bereits zum Auftakt herrschte dichtes Gedränge in der Innenstadt. Dort sind die rund 60 Stände der Zwiebelbauern aus Heldrungen Herzstück von Thüringens ältestem Stadt- und Marktfest.
Seit vielen Generationen liefern sie die rot-weißen Zwiebelzöpfe. Mangels Nachwuchs pflegen allerdings von Jahr zu Jahr weniger Bauern diese Tradition. „Das tut mir richtig in der Seele weh“, sagte Heldrungens Bürgermeister Norbert Enke. „Weimar ist der Markt der Märkte und wir könnten eigentlich 130 Stände belegen.“
Dass sich statt dessen von Jahr zu Jahr weniger Heldrunger auf den Weg nach Weimar machen, hängt aus Enkes Sicht nicht nur mit der Abwanderung aus dem strukturschwachen Kyffhäuserkreis seit der Wiedervereinigung zusammen. Teilweise seien Zwiebelanbau und Rispenwickeln – oft als zeitaufwendiges Hobby betrieben – nicht mit dem Job vereinbar. Zudem habe sich auch in diesem Jahr wieder die Trockenheit auf die Zwiebelernte ausgewirkt, sagte Enke. „Die Zwiebeln sind deutlich kleiner, das ergibt kleinere Rispen.“Teilweise hätten Zwiebeln zugekauft werden müssen, um genügend Material für die Zöpfe zu haben.
Beim Zwiebelmarkt bieten insgesamt 500 Verkaufsstände und mehrere Bühnen in der Innenstadt Unterhaltung. Im vergangenen Jahr hatte das Volksfest rund 360.000 Besucher angelockt. Ein Kinderzwiebelmarkt sorgt mit Sportangeboten, Basteltischen, einer Zirkus-Akrobatikshow und einer KinderBar im Kulturhof für zusätzlichen Spaß.
Mit dem Auto anreisende Besucher sollten die Parkplätze (3 Euro) am Stadtrand nutzen und von dort den kostenlosen Bus in die Innenstadt nehmen. (dpa)