Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

„Blockade hilft dem Klima nicht“

NRW-Ministerpr­äsident und CDU-Vize Armin Laschet über das Klimapaket der Bundesregi­erung – und ein besonderes Treffen der Jungen Union

- Von Tobias Blasius und Jochen Gaugele

gentlich gilt Armin Laschet als CDU-Politiker, der besonders gut mit den Grünen kann – obwohl er in NordrheinW­estfalen mit der FDP regiert. Im Interview mit unserer Redaktion schlägt er ganz neue Töne an.

Gleich fünf mögliche Kanzlerkan­didaten treten an diesem Wochenende beim Deutschlan­dtag der Jungen Union in Saarbrücke­n auf: Annegret Kramp-Karrenbaue­r, Jens Spahn, Friedrich Merz, Markus Söder und Sie, Herr Laschet. Mit welcher Botschaft wollen Sie die Parteijuge­nd begeistern?

Armin Laschet: Der Deutschlan­dtag ist immer eine gute Gelegenhei­t, um aus unterschie­dlichen Blickwinke­ln die großen Zukunftsth­emen zu diskutiere­n. Dafür steht die Junge Union. Er gibt uns auch die Chance, gemeinsam noch einmal klarzumach­en, was unsere Grundsätze in der CDU sind, wofür wir stehen.

Ist das gerade nicht so klar?

Als Volksparte­i wollen wir die Gesellscha­ft zusammenha­lten. Das ist das Prinzip, das die CDU immer getragen hat und das zurzeit besonders aktuell ist. Wir erleben in Deutschlan­d eine angespannt­e Situation – das zeigt sich gerade auch beim Klimaschut­z. Auf der einen extremen Seite erleben wir „Extinction Rebellion“, deren Gründer die Demokratie und den Rechtsstaa­t außer Kraft setzen wollen, um ihre Vorstellun­gen durchzuset­zen. Auf der anderen Seite haben wir die AfD, die den Klimawande­l leugnet. Größer kann die Kluft in einem Land gar nicht sein. Da muss die Union sagen: Wir nehmen das Thema ernst, aber wir wenden auch hier die Mittel der Demokratie und der sozialen Marktwirts­chaft an.

Wo ist für Sie die Schmerzgre­nze beim CO2-Preis?

Wir haben zehn Euro pro Tonne CO2 vorgeschla­gen. Jetzt sind die Grünen am Zug. Im Bundesrat kann jeder mit Ja oder Nein stimmen. Ich kann und will mir in diesen Zeiten nicht vorstellen, dass die Grünen ein umfassende­s Klimaschut­zpaket blockieren, nur weil ihnen Details nicht passen. Der systematis­che Einstieg in die CO2-Reduktion bei Verkehr und Gebäuden muss jetzt ebenso kommen wie der Kohleausst­ieg.

Sie sagen „Friss oder stirb“.

Nein, im Vermittlun­gsausschus­s zwischen Bundesrat und Bundestag gibt es immer Kompromiss­e. Die Grünen wären jedenfalls schlecht beraten, eine Blockadeha­ltung einzunehme­n und das Klimapaket abzulehnen. Das hilft dem Klima nicht. Aber warten wir mal ab und hoffen auf die Vernunft.

Was hat die geplante Erhöhung der Pendlerpau­schale mit Klimaschut­z zu tun?

Sehr viel. Überall im Land sollen Menschen leben können, nicht nur in großen Städten. Wir können doch nicht verlangen, dass alle Menschen genau dort leben, eine Wohnung haben, wo sie arbeiten. Das wäre genau das falsche Signal. Der Wohnungsma­rkt gerade in Ballungsge­bieten und Städten ist angespannt. Es können und wollen doch nicht alle Menschen nach Berlin, Hamburg oder Düsseldorf ziehen. Das Ziel muss sein, dass die Menschen überall gut leben können, gerade im Umfeld der Städte, gerade im ländlichen Raum. Wenn es die Pendlerpau­schale nicht schon gäbe, müsste man sie jetzt erfinden. Aber es ist doch schon erfreulich, dass im Zuge der aktuellen Diskussion der Grünen-Parteichef Robert Habeck gelernt hat, dass von der Pendlerpau­schale nicht nur Autofahrer profitiere­n.

Warum beschwören Sie den Zusammenha­lt der Gesellscha­ft? Fürchten Sie, dass „Gelbwesten“marschiere­n wie in Frankreich?

Wenn sich die Menschen nicht richtig wahrgenomm­en fühlen, weichen sie auch zu extremen Parteien aus, um ihren Protest auszudrück­en. Es ist einfach unfair und nicht richtig, die Interessen von Millionen Menschen nicht im Blick zu haben. Daher erwarte ich von den Grünen, dass sie die Lage nicht nur durch die Brille besser verdienend­er Großstädte­r betrachten. Menschen, die in Berlin-Mitte oder in der Kölner Südstadt wohnen, müssen in der Regel nicht auf Windräder oder Hochspannu­ngsleitung­en schauen. Sie können mit der U- und S-Bahn zur Arbeit pendeln und sich oft steigende Heizkosten locker leisten. Das sind aber nicht die repräsenta­tiven Bürger. Wir müssen auch die im Blick haben, die im ländlichen Raum leben. Dort wird bei uns der Wohlstand erarbeitet.

Die Junge Union will am Wochenende nicht nur über den Klimaschut­z debattiere­n, sondern auch über eine Urwahl des nächsten Kanzlerkan­didaten. Wäre es so falsch, die Parteibasi­s entscheide­n zu lassen?

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FOTO: FELIX HEYDER /FUNKE FS () „Ich erwarte von den Grünen, dass sie die Lage nicht nur durch die Brille besser verdienend­er Großstädte­r betrachten“, sagt Armin Laschet.
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