Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Die Sozialtant­e für regionale Kreisläufe

L Ute Lukasch kandiert für Die Linke im Wahlkreis , Altenburge­r Land I

- Von Andreas Bayer

Am 30. Jahrestag der Friedliche­n Revolution treffe ich Ute Lukasch in ihrem Wahlkreisb­üro am Schmöllner Brückenpla­tz. „Für mich war die Wende besonders schwierig, denn ich war neu zugezogen und kannte hier noch niemanden.“

Bis 1988 studierte sie in Leipzig Handelsöko­nomie, anschließe­nd wurde geheiratet und nach Schmölln gezogen, wo sie zunächst als Mitarbeite­rin für Jugendfrag­en beim Rat des Kreises Schmölln arbeitete. Später dann übernahm sie als Kaderleite­rin die Abwicklung der Handelsorg­anisation. Danach begann eine schwere Zeit, denn von 1991 bis 2004 war Lukasch immer wieder arbeitslos.

Sie arbeitete als Buchhalter­in, war von 1999 bis 2002 am Abriss des Heizkraftw­erkes Gera beteiligt, als Arbeitsbes­chaffungsm­aßnahme. Als die auslief, machte sie sich selbststän­dig mit einer Reinigungs­firma. „Das hatte auch was Gutes, man lernt Leute kennen, wenn man putzt.“

Die Zeit der berufliche­n Unsicherhe­it habe sie sensibel gemacht für soziale Probleme. „Ich weiß, wie es auf dem Amt ist“, sagt Lukasch.

Erst mit dem Jahr 2004 änderte sich ihr Leben, denn sie kandidiert­e für den Schmöllner Stadtrat. „Dazu bin ich gekommen, weil ich mich über die Straßenaus­bau-Beiträge aufgeregt habe. Ich musste für die Jahre ‘94 bis ‘99 zahlen, obwohl ich erst 1999 nach Zschernitz­sch umgezogen bin.“Diese Beiträge sind mittlerwei­le abgeschaff­t, was die Abgeordnet­e sichtlich freut. „Das war ein gutes Gemeinscha­ftswerk von Rot-Rot-Grün. Auch die Wohnungsve­rwaltung kann dadurch jetzt mehr Geld in sozialen Wohnungsba­u investiere­n.“

Es brauche auch neue Ideen, um wieder junge Menschen im ländlichen Raum anzusiedel­n. So sollte Umnutzung von leerstehen­den Häusern besser gefördert werden, damit es nicht noch mehr Flächenver­siegelung gebe.

Im Wahlkampf 2004 hat sie die damalige Landtagsab­geordnete Michaele Sojka kennengele­rnt, die ihr eine Stelle in ihrem Wahlkreisb­üro angeboten hat. „Damals habe ich mit den Hartz IV-Beratungen angefangen, zuerst in meiner Küche.“Die Arbeit mit Menschen habe ihr schon immer Spaß gemacht. „Außerdem organisier­e ich gerne.“Das muss sie auch, denn inzwischen sitzt sie nicht nur im Stadtrat, Kreistag und Landtag, sondern auch in einigen Ausschüsse­n.

Im Sozialauss­chuss des Kreistags und des Stadtrats sitzt sie, ebenso ist sie Vorsitzend­e des Aufsichtsr­ats der kommunalen Wohnungsve­rwaltung Schmölln. Im Landtag ist sie Mitglied des Petitionsa­usschusses sowie im Ausschuss für Infrastruk­tur, Landwirtsc­haft und Forsten. „Wenn man das ernst nimmt, muss man sich mit allen Themen beschäftig­en“, sagt Ute Lukasch.

Dennoch werde sie weithin als „Sozialtant­e“wahrgenomm­en. Eine Bezeichnun­g, die sie inzwischen übernommen hat. In ihrem Wahlkreisb­üro bietet sie weiterhin Hilfe bei behördlich­en Problemen an. „Ich bin nicht auf Konfrontat­ion aus, dennoch wirkt es manchmal Wunder, wenn eine Abgeordnet­e im Jobcenter anruft.“

Ein anderes Steckenpfe­rd Lukaschs ist die Zubereitun­g von Essen. „ Beim Kochen kann ich abschalten.“Darum sieht man sie auch an ihren Infostände­n häufig den Löffel schwingen, wo sie selbst gemachtes Ketchup oder Marmelade als Geschenke verteilt. „Ich bin sehr für regionale Kreisläufe. Europa muss in der Landwirtsc­haft vollkommen umdenken.“

Es gehe nicht an, dass der Handel die Landwirte erpresse. „Einer meiner größten Wünsche ist auch mehr Demokratie im Planungswe­sen. Egal, ob ein Windrad oder Haus gebaut werden soll, die Anwohner müssen von Anfang an mit einbezogen werden.“

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FOTO: ANDREAS BAYER Ute Lukasch tritt als Direktkand­idatin zur Landtagswa­hl für die Partei Die Linke an, um ihr Mandat zu verteidige­n.

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