Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Der doppelte Erich

Im Sommerpala­is nimmt eine neue Schau die Werke von Ohser und Kästner in den Blick. Zudem wird an drei verstorben­e Karikaturi­sten erinnert

- Von Tobias Schubert FOTOS: SOMMERPALA­IS GREIZ ■ Beide Ausstellun­gen sind bis . Februar zu sehen. Das Sommerpala­is ist täglich außer montags von  bis  Uhr geöffnet.

Greiz.

„Wir haben schon öfter versucht, länderüber­greifend zu arbeiten“, sagt die Sommerpala­is-Direktorin Eva-Maria von Máriássy bei einem kleinen Pressegesp­räch im Schloss. Nun sei es endlich gelungen, freut sie sich und meint damit eine der beiden Ausstellun­gen, die am heutigen Sonnabend in den Sommerpala­is-Räumlichke­iten eröffnet werden. Und sie ist gleich eine Besonderhe­it geworden, denn sie dreht sich um einen der bekanntest­en deutschspr­achigen Dichter und einen der bekanntest­en Illustrato­ren aus dem Vogtland: Erich Kästner und Erich Ohser. Letzterer wurde nach seiner Arbeit mit Kästner und einem Berufsverb­ot vor allem unter dem Pseudonym e.o. plauen bekannt und ist Schöpfer der Vater-Sohn-Geschichte­n, die weltweit bekannt wurden. Die neue Schau dreht sich jedoch um eine früher Phase im Schaffen Ohsers, der 1903 geboren wurde, in Plauen aufwuchs und sich 1944 in Nazi-Gefangensc­haft das Leben nahm.

Ohser und Kästner verband eine jahrzehnte­lange Freundscha­ft. Kennengele­rnt hatten sie sich in Leipzig über den „dritten Erich“, den Redakteur Erich Knauf, der mit Erich Ohser verhaftet und später hingericht­et wurde. Die enge Verbindung des Autors mit dem Zeichner führte auch dazu, dass Ohser insgesamt drei Gedichtbän­de Kästners illustrier­te. Der erste war der Band „Herz auf Taille“im Jahr 1928.

Die Zeichnunge­n Ohsers erinnern dabei kaum an den Stil der späteren Vater-Sohn-Geschichte­n. Sie sind wie die Gedichte, zu denen sie gezeichnet wurden, geistreich, frivol aber auch zum Teil schwermüti­g.

Ausgeliehe­n hat das Sommerpala­is die Werke aus der e.o. plauen-Galerie in Plauen. Entstanden Karikatur von Lothar Otto „Cartoonist von feindliche­r Drohne bedroht“, , mit Widmung für Greiz.

sind sie zwischen dem Ende der 1920er und dem Beginn der 1930er Jahre. Ergänzt wurde die Ausstellun­g um Werke aus der gleichen Zeit, die aus dem Bestand des Sommerpala­is‘ stammen.

Die Bände beziehungs­weise die darin enthaltene­n Gedichte und Illustrati­onen seien zwar zu einer anderen Zeit entstanden –

in einer Melange aus den Erfahrunge­n der Zwischenkr­iegsjahre, des Frauenüber­schusses nach dem Ersten Weltkrieg, einer Gemengelag­e der Unsicherhe­iten, an deren Ende Hitler an die Macht kam. Aber sie seien bis heute hochaktuel­l, sagt von Máriássy. Davon können sich die Besucher nun selbst überzeugen, denn neben Auflagen der originalen Gedichtbän­de sind auch die Scans der Illustrati­onen mit den begleitend­en Worten in der Schau zu sehen, so dass man quasi innerhalb der Ausstellun­g durch die Bücher hindurch gehen kann.

Die zweite Ausstellun­g, die heute eröffnet wird, hat einen traurigere­n Hintergrun­d. Sie ist den Karikaturi­sten Lothar Otto, Achim Jordan und Andreas Prüstel gewidmet. Sie alle waren bedeutende Zeichner der DDRZeit und verstarben im August. An alle drei Künstler wird nun mit dieser zweiten Schau erinnert, die eine Auswahl ihrer Werke aus dem Bestand des Satiricums zeigt.

Alle drei Künstler waren eng mit dem Sommerpala­is verbunden und hätten stets bei den Triennalen und Biennalen teilgenomm­en, so die Direktorin. Zum Teil überließen sie der Einrichtun­g auch ihre Werke in Form von Schenkunge­n. Mit der Schau will man den drei bedeutende­n Künstlern gedenken.

Frühe Phase des Künstlers betrachtet

 ?? FOTO: TOBIAS SCHUBERT ?? Von links: Sarah Brandt, Manja Karg und Kerstin Traufetter aus dem Sommerpala­is mit einer der ausgestell­ten Karikature­n und einem der drei Erich Kästner/Erich Ohser Büchern aus der Ausstellun­g.
FOTO: TOBIAS SCHUBERT Von links: Sarah Brandt, Manja Karg und Kerstin Traufetter aus dem Sommerpala­is mit einer der ausgestell­ten Karikature­n und einem der drei Erich Kästner/Erich Ohser Büchern aus der Ausstellun­g.
 ??  ?? Eine Kästnerill­ustration von Ohser: Abbildung aus dem Gedichtban­d „Herz auf Taille" von .
Eine Kästnerill­ustration von Ohser: Abbildung aus dem Gedichtban­d „Herz auf Taille" von .
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