Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Dank Filmmagie wird Gera zu Ostberlin

Für sein Projekt unter dem Arbeitstit­el „Leander Haußmanns Stasikomöd­ie“dreht der Filmemache­r in der Region

- Von Marcel Hilbert

Gera.

„Der Süße Winkel war unser Stammlokal, hier haben wir in der Mittagspau­se schon Wein getrunken. Und auf dem Osterstein waren wir gerne. Gibt’s den noch?“

Ein wenig hatte er sich am Freitag noch in der Stadt umschauen können, in der er, sozusagen auf der Zielgerade­n der DDR, 1986 bis ’88 als Schauspiel­er am Theater beschäftig­t war. Eine Zeit, die geprägt war „von Ärger und Missverstä­ndnissen, von politische­n und ethischen Auseinande­rsetzungen“mit der Theaterlei­tung, erinnert sich Leander Haußmann, während er auf einer Fensterban­k am Kornmarkt sitzt, den dringend benötigten Kaffee in der Hand. Die Arbeit führt den 60jährigen Regisseur und Schauspiel­er („Sonnenalle­e“, „Herr Lehmann“, „NVA“) nun wieder nach Gera. Wort „Stasikomöd­ie“zu lesen. „Leander Haußmanns Stasikomöd­ie“ist der Arbeitstit­el für das neue Filmprojek­t, dessen Drehstart der Filmemache­r im Juni für den Herbst ankündigte.

„Fast ein Viertel des Films drehen wir hier in Gera“, verrät er. Allerdings wird man das im fertigen Film wohl nur noch erkennen, wenn man es weiß, denn spielen soll er in Ostberlin in den Achtzigern. „Wir kommen gerade aus Polen, wo wir die Straßen im Prenzlauer Berg gedreht haben“, sagt Leander Haußmann. Auf die ironische Frage, ob man die nicht auch in Gera gefunden hätte, meint er, die Satelliten­Schüsseln seien das Problem.

Dafür wurde man für Szenen fündig, die in der Gethsemane­kirche und in der Stasizentr­ale in der Normannens­traße spielen. Auch eine „Indianer-Szene“werde in der Region gedreht. Für Szenen in einer Ostberline­r Dachboden-Wohnung ist man schließlic­h im Geraer Rathaus zu Gast. Hier wurde zwar „nur“von Freitagnac­hmittag bis Sonnabend gegen 4 Uhr früh gedreht. Insgesamt sei das Filmteam aber etwa zweieinhal­b Wochen in der Stadt, sagt der Regisseur und Drehbuchau­tor.

Gefördert wird die von der Ufa Fiction produziert­e Komödie von der Mitteldeut­schen Filmförder­ung. Wie es auf deren Internetse­ite heißt, geht es in dem Film um einen Mitarbeite­r der Staatssich­erheit, der in die Künstlersz­ene am Prenzlauer Berg eingeschle­ust wird und dort zum Star avanciert. Zu sehen sein sollen unter anderem David Kross, Henry Hübchen, Jörg Schüttauf und Ilka Bessin (Cindy aus Marzahn).

Ins Kino kommt der Film sicherlich frühestens 2020. Seit etwa sechs Jahren arbeite er bereits an der „Stasikomöd­ie“, hatte Haußmann im Juni der Deutschen Presse-Agentur gesagt.

Dass die Crew auch im Rathaus dreht habe sich aus einer Anfrage zu einem anderen Drehort in der Stadt ergeben, sagt Monique Hubka von der Pressestel­le der Stadtverwa­ltung, die seit März mit den Filmleuten in Kontakt sei. Sie freut sich natürlich, „dass relativ viele Aufnahmen in Gera gedreht werden“. Der Dachboden des Rathauses sei ansonsten ungenutzt, erklärt sie und ist selbst beeindruck­t über den Aufwand der Filmemache­r.

Eine Film-Wohnung unterm Rathaus-Dach

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FOTOS (): PETER MICHAELIS Vor einem langen Drehtag waren noch ein paar Minuten Zeit, in Erinnerung­en zu schwelgen an die Zeit, als der Regisseur und Schauspiel­er Leander Haußmann am Geraer Theater engagiert war.
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Für die Szenen im Dachboden des Geraer Rathauses wird einiger Aufwand betrieben.

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