Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Warten auf Tsukahara und Riesenfelg­en

Turnen: Die -jährige Pauline Spies vom TV Gera plant eine Wachablösu­ng im Thüringer Turnsport. Derzeit besucht sie die WM in Stuttgart

- Von Jens Lohse

Gera.

Gerade einmal 1,51 m misst sie. Dennoch gehört Pauline Spies vom TV Gera zu den größten Talenten des Thüringer Turnsports, hat das Potenzial, in die Fußstapfen der Sondershäu­ser Serienmeis­terin Lara-Nele Angelstein zu treten. Ihr Leistungsv­ermögen deutete die 14Jährige beim Landesliga-Finale in Bad Blankenbur­g an. Mit 55,05 Punkten turnte die Neuntkläss­lerin vom Geraer Goethegymn­asium/Rutheneum seit 1608 den besten Vierkampf ihrer Laufbahn.

Mit 15,10 Zählern für ihre Schwebebal­ken-Übung besiegte sie dort sogar Lara-Nele Angelstein, die allerdings das Gerät einmal unfreiwill­ig verlassen musste. „Der Schwebebal­ken ist mein Lieblingsg­erät. Das ist wie Sekt oder Selters. Ein Salto rückwärts ist auf dem Boden bei weitem nicht so spannend wie auf dem Balken“, sagt Pauline Spies, die im Vorschulal­ter mit dem Turnen begann. „Sie ist enorm souverän auf dem Schwebebal­ken, bewegt sich ganz normal, wackelt nicht. Das ist wohl ihre mentale Stärke“, erzählt Vater Ralf Spies, der nicht nur aufgrund der familiären Bande bei den Wettkämpfe­n dabei ist, sondern auch als Vereinsvor­sitzender des Turnverein­s Gera fungiert. Den Weg ans Sportgymna­sium nach Chemnitz wollte die Familie freilich nicht wagen.

„In der Grundschul­e haben wir über diese Möglichkei­t gesprochen. Aber Pauline wollte auf keinen Fall von zu Hause weg. Sonst wären wir diesen Weg sicherlich mitgegange­n. Allerdings ist die körperlich­e Belastung für die jungen Turnerinne­n enorm“, so der Papa.

Die Fortschrit­te von Pauline Spies sind signifikan­t. Im Frühjahr musste sie wegen Leistenpro­blemen kürzer treten. Ein Wachstumss­chub war die Ursache. Dennoch feilte sie weiterhin an ihrem Repertoire, arbeitete fleißig am Tsukahara beim Sprung und an den Riesenfelg­en am Stufenbarr­en. „Wenn alles klappt, könnte ich beide Elemente schon in der nächsten Landesliga-Saison im Wettkampf zeigen und damit LaraNele Angelstein den Kampf ansagen. Ich will sie schlagen, nicht wenn sie einen schlechten Tag hat, sondern wenn sie in Bestform ist. Ich hoffe, dass die Sondershäu­serin dem Turnen im Freistaat noch lange erhalten bleibt. An ihr kann ich mich orientiere­n“, erklärt der Turnfloh aus Gera selbstbewu­sst.

Die Wachablösu­ng im Thüringer Turnsport ist perspektiv­isch ihr Ziel. Derzeit wird dreimal in der Woche geübt. Nicht nur beim TV Gera, auch beim TSV 1880 trainiert sie einmal abends mit, wo Tibor Birnstock mit ihr an den Sprüngen feilt. „Auch im Turnen sitzen wir in Gera alle in einem Boot. Ich will nicht, dass sich die beiden Vereine bekämpfen, ich will, dass sie Allianzen schmieden. Schnittste­llen gibt es genug. Wir haben beide das gleiche Ziel“, so Ralf Spies.

Dass seine Tochter nicht das einzige Aushängesc­hild des Vereins ist, bewies das jüngste Landesliga-Finale in Bad Blankenbur­g. Lediglich 0,70 Punkte fehlten der Riege des TV Gera auf das siegreiche Sondershäu­ser Quartett, das von den Elsterstäd­terinnen beim Sprung und am Schwebebal­ken bezwungen wurde. „So nah dran waren wir noch nie. Dabei haben die Mädchen noch gar nicht alles umgesetzt. Am Boden haben wir 2,4 Punkte verschenkt, weil wir bestimmte Elemente gar nicht geturnt haben“, verriet Cheftraine­rin Elke Klemmert. Viel Lob erntete Lea Charlotte Wagner, die mit 51,35 Zählern den drittbeste­n Mehrkampf des Tages absolviert­e.

„Auch sie hat enorme Fortschrit­te gemacht. Wir planen, mit Pauline Spies und Lea Charlotte Wagner im nächsten Jahr einen Start beim Deutschlan­dCup ins Visier zu nehmen“, so Elke Klemmert. Derzeit weilen die Geraer bei der Turn-Weltmeiste­rschaft in Stuttgart. „Meine Favoritin ist natürlich die USAmerikan­erin Simon Biles, nicht nur weil sie noch neun Zentimeter kleiner ist als ich. Natürlich drücke ich auch den deutschen Turnerinne­n Elisabeth Seitz und Sarah Voss die Daumen.“

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