Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Zahl des Tages

Der Sömmerdaer Thomas Rommel entwickelt­e eine App, die Klein- und Balkongärt­ner und Verbrauche­r zusammenbr­ingt

- Von Sibylle Göbel ■ www.scheune-web.de

Minuten war im vergangene­n Jahr bei Stromausfä­llen in Thüringen jeder Anschluss von der Versorgung abgeschnit­ten, teilt die Bundesnetz­agentur mit. Damit liegt der Freistaat im Mittelfeld der Bundesländ­er.

Um sich selbst einen Garten zuzulegen, ist Thomas Rommel zwar viel zu viel in der Welt unterwegs. Doch wenn der gebürtige Sömmerdaer gerade wieder einmal zu Hause in Leipzig ist, dann hilft er Freunden liebend gern beim Werkeln in ihren grünen Oasen. Bei solchen Gelegenhei­ten ist dem 39-Jährigen, der in seiner Heimatstad­t die Salzmannsc­hule und das Schweitzer­gymnasium besuchte, schon häufig aufgefalle­n, dass in Gärten meist vieles zur gleichen Zeit reift und die Ernte den Laubenpiep­ern dann über den Kopf zu wachsen droht. Während es aber auf der anderen Seite viele Menschen gibt, die heimisches Obst und Gemüse gern nehmen würden, aber keine Kleingärtn­er in der Nähe kennen.

Beide zusammenzu­bringen ist das Ziel einer App, also einer Anwendungs­software für mobile Endgeräte, die Thomas Rommel im vergangene­n halben Jahr entwickelt hat und die seit einem Monat für Android und Apple Geräte kostenlos verfügbar ist. Sobald sie die App herunterge­laden und sich angemeldet haben, können Erzeuger in der „Scheune“– so der Name der App – ihre Produkte anbieten und dann, wenn sich Interessen­ten gemeldet haben, mit ihnen die Übergabe vereinbare­n.

Die Vorteile der Plattform liegen auf der Hand: Das Erntegut kommt nicht um, es fallen keine Verpackung und keine Transportk­ilometer an, und die Nutznießer der regional erzeugten Produkte sparen auch noch Geld. Allein in den vergangene­n anderthalb Wochen ist die bislang nur wenig bekannte App schon 400 Mal herunterge­laden worden, an die 100 Personen haben sich bereits angemeldet.

Dabei ist Thomas Rommel weder Softwareen­twickler noch Informatik­er: Der Thüringer hat nach dem Abi und dem freiwillig­en sozialen Jahr in der Lebenshilf­e Sömmerda zuerst Erziehungs­wissenscha­ften und Psychologi­e in Jena, anschließe­nd noch Ethnologie in Leipzig studiert. Nach seinem Abschluss vor elf Jahren arbeitete er für verschiede­ne Entwicklun­gsprojekte in Burkina Faso, Haiti und Äthiopien. Erfahrunge­n, die ihn prägten und zu einem Verfechter der Kultur des Teilens und Tauschens werden ließen.

Trotzdem stand die „Scheune“-App nicht am Anfang des Gedankens, eine App zu entwickeln: In einem Sabbatjahr zwischen verschiede­nen Projekten wollte Thomas Rommel vielmehr das Programmie­ren erlernen. „Ich habe mir dicke Bücher zu diesem Thema besorgt und durchgeack­ert, aber bald gemerkt, dass es auf diese Weise nicht funktionie­rt“, sagt der Wahl-Leipziger. Stattdesse­n habe er sich das Programmie­ren durch Schritt-für-Schritt-Videos im Internet angeeignet und dabei davon profitiert, dass im virtuellen Raum Wissen und Erfahrunge­n bereitwill­ig geteilt und alle Fragen beantworte­t werden. „Das ist etwas, das ich sehr schätze.“Weil das Lernen aber besser funktionie­re, wenn man ein konkretes Ziel hat, habe er schließlic­h auf die „Scheune“-App hin gearbeitet. Denn heimische Ressourcen optimal zu nutzen, Abfall zu vermeiden und dadurch die Umwelt zu entlasten, das ist ihm ein Herzensanl­iegen. Wenn es dann auch noch gelingt, Menschen zu verbinden – umso besser. Thomas Rommel freut sich, dass seine App gut angenommen wird und es bereits jede Menge Rückmeldun­gen dazu gab. „Denn das hilft mir, kleine Macken abzustelle­n.“Dass er selbst an seiner Entwicklun­g nichts verdient, schmerzt ihn kein bisschen. „Ich habe“, sagt er, „doch schon gewonnen.“Er habe, wie er es sich vorgenomme­n hatte, das Programmie­ren gelernt, einen Beitrag zur Nachhaltig­keit geleistet und sich selbst weiterentw­ickelt.

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FOTO: THOMAS ROMMEL Thomas Rommel aus Sömmerda programmie­rt eine App, durch die Erzeuger von Obst und Gemüse und Verbrauche­r zusammenfi­nden. Überschüss­iges Erntegut soll auf diese Weise Abnehmer finden.

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