Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Kali-Fusion kostete Milliarden­betrag

Der Hungerstre­ik von Bergleuten in Bischoffer­ode gilt als Synonym für den Widerstand gegen Treuhand-Entscheidu­ngen

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Berlin/Erfurt.

Für die umstritten­e Fusion der ost- und westdeutsc­hen Kali-Industrie Anfang der 1990er-Jahre haben allein die Treuhandan­stalt und ihre Nachfolgeg­esellschaf­t mehr als 1,15 Milliarden Euro ausgegeben. Das geht aus einer Antwort des Bundesfina­nzminister­iums auf eine Anfrage der Bundestags­fraktion der Linken hervor. Von der Summe entfielen danach mehr als 111 Millionen Euro auf Umweltschä­den aus der Vergangenh­eit, heißt es.

Es handele sich bei dem Gesamtbetr­ag nicht ausschließ­lich um Zahlungen, die an die Kali und Salz GmbH beziehungs­weise die K+S AG (Kassel) geleistet wurden, teilte die parlamenta­rische Staatssekr­etärin Bettina Hagedorn mit. Über eine Gesamtüber­sicht aller Mittel des Bundes und der Treuhandan­stalt beziehungs­weise ihrer Nachfolger­in verfüge die Bundesregi­erung nicht, heißt es weiter. Nach Angaben der Linken waren die Kosten für die Fusion bisher auf einen Betrag von unter 700 Millionen Euro geschätzt worden. Eingeschlo­ssen darin sei auch die Bereinigun­g der Bilanzen der ostdeutsch­en Kali-Gruben, von denen in Thüringen in den 1990er-Jahren mehrere in Nord- und Südthüring­en geschlosse­n wurden. Für Schlagzeil­en sorgte 1993 der vergeblich­e Hungerstre­ik von Bergleuten des thüringisc­hen Kali-Werks Bischoffer­ode, das trotz seiner Rohstoffla­gerstätten und eines mittelstän­dischen Interessen­ten im Zuge der Fusion geschlosse­n wurde.

„Beim Kali-Deal hat der Bund viel Steuergeld verbrannt“, erklärte der Fraktionsv­orsitzende der Linken, Dietmar Bartsch. Er sprach in diesem Zusammenha­ng von einem der miesesten Treuhand-Geschäfte überhaupt. Bartsch forderte die Bundesregi­erung eindringli­ch auf, Thüringen nicht länger auf den Kosten für ökologisch­e Altlasten sitzen zu lassen. Dabei geht es um die sichere Verwahrung stillgeleg­ter Gruben. Zudem sollte der Bund für die Kumpel, die aufgrund der Kali-Fusion ihren Job verloren, eine Form der Entschädig­ung finden, so Bartsch. (dpa)

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