Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
„Im Handwerk gutes Geld verdienen“
T W Helmut Rümenapp hat sich mit seiner Firma auf die Aufträge der öffentlichen Hand spezialisiert
Kreuzebra.
Gebaut habe er eigentlich schon immer, sagt Helmut Rümenapp. Mit 15 Jahren sei es ein Gartenhaus gewesen, erinnert sich der Eichsfelder an seine Kindheit.
Im 700-Seelen-Ort Kreuzebra aufgewachsen, hat er dort auch die ersten Jahre in der Schule verbracht. Es folgte der Wechsel auf die Oberschule im benachbarten Dingelstädt und nach dem Schulabschluss die Ausbildung. Metallbaufacharbeiter hieß der erlernte Beruf.
„Nebenbei“aber verdiente sich der junge Eichsfelder seine erste Westmark. „Mit dem Herstellen schmiedeeiserner Gebrauchsgegenstände und Lackieren von Autos für Freunde und Bekannte aus Ost und West“, berichtet Rümenapp. In den Stallanlagen des einstigen Bauernhofes der Eltern hatte er sich dafür eine kleine Werkstatt eingerichtet.
Als kleiner Junge habe er den Eltern noch in der Landwirtschaft helfen müssen, dann übernahm die Genossenschaft das Land und der Hof stand leer.
Beruflich folgten für Rümenapp Stationen in der Dienstleitungsbranche und als Stricker im Strumpfwarenbetrieb in Heiligenstadt, bis er das Angebot bekam, als Betriebsmaurer auf die Burg Scharfenstein zu kommen. Das habe er gern gemacht, bis die Wende kam.
Wie so viele in diesen Jahren wechselte Helmut Rümenapp seinen Wohnort, er meldete sich in Göttingen an – Voraussetzung dafür, eine Arbeit in der damaligen Bundesrepublik aufnehmen zu dürfen. Auf Montage war der Eichsfelder tätig, hat in Stuttgart, Düsseldorf und Hamburg auf Baustellen gearbeitet. Die Firmenchefs erkannten dabei schnell, dass er eine solide Ausbildung genossen hatte, wenige Wochen nach dem Antritt des ersten Jobs bekam er die Verantwortung für ein Team übertragen, so Rümenapp.
Dabei reifte die Idee, mit seinem Freund und Arbeitskollegen Raimund Nachtwey eine eigene Firma zu gründen. Gesagt, getan – im Jahr 1991 kehrte Helmut Rümenapp in seine alte Heimat zurück und gründete die Baufirma. Die kann in zwei Jahren ihr dreißigjähriges Bestehen feiern.
Was als Zwei-Mann-Betrieb begann, wuchs in den Jahren zur Firma mit zwischenzeitlich bis zu 30 Angestellten. Bereits im Jahr 2005 stieg sein Sohn, Markus Freund, in das Eichsfelder Familienunternehmen ein. Der hatte zunächst eine Ausbildung zum Maurer und Betonbauer absolviert, daran die Meisterschule angeschlossen und anschließend ein duales Studium zum Bauingenieur absolviert. Es sei immer der Plan gewesen, die Firma des Vaters eines Tages zu übernehmen und fortzuführen, sagt Freund. Auch in jenem Jahr, als er in Australien und Neuseeland unterwegs war, um dort unter anderem in die Baubranche hineinzuschnuppern.
Gemeinsam mit den Mitarbeitern bauen die beiden Thüringer in ganz Deutschland – Gemeindehäuser, Außenanlagen, Spielplätze, Gehwege und kleinere Brücken. Sie sanieren Gebäude – vom Rathaus über Schulen bis zu Museen – sorgen sich um den Erhalt der historischen Fassaden. Öffentliche Aufträge von Bund, Land oder Kommunen sind ihre Spezialität.
Von den teilweise recht aufwendigen Ausschreibungen lasse man sich nicht abschrecken, verrät Helmut Rümenapp. Man kenne das Prozedere, habe „gute Leute“.
Rümenapp ist stolz darauf, dass er den Stamm seiner Mannschaft über viele Jahre halten konnte. Das sei ein eingespieltes Team. Umso wichtiger, als es auch der Baufirma aus dem Eichsfeld immer schwerer fällt geeigneten Nachwuchs zu finden. „Junge Leute zieht es nicht unbedingt zu uns hier in den ländlichen Raum“, weiß Helmut Rümenapp.
Daher ist die Freude im Familienunternehmen groß, dass es gelungen ist, einen jungen Mann aus Spanien ins Eichsfeld zu holen. Der gebürtige Rumäne habe sich nach etlichen Jahren im sonnenreichen Spanien zum Umzug nach Thüringen entschlossen. Der Mitarbeiter spreche bis zu vier Sprachen.
Eigentlich habe er das Unternehmen mit 60 Jahren an den Sohn übergeben wollen, verrät Helmut Rümenapp. Mittlerweile ist er 62 und fühlt sich noch immer fit und in der Firma gebraucht. So lange die Arbeit Spaß mache, werde er weitermachen, kündigt er an.
Sorgen bereitet ihm allerdings der verbreitete Irrglaube bei Großeltern und Eltern in Thüringen, dass die Kinder unbedingt Abitur machen und studieren müssten. Viele bemerkten erst beim Studium, dass es nicht passt und kämen dann in eine Ausbildung. „Das sind verlorene Jahre für die jungen Menschen, aber auch für uns als Betrieb.“
Hoffnung macht ihm der aufkommende Lohnanstieg im Thüringer Handwerk und der Wirtschaft hierzulande insgesamt. „Das bringt uns vielleicht nicht die dringend gesuchten Jugendlichen für eine Ausbildung, aber so manchen Quereinsteiger, der erkennt, dass man im Handwerk durchaus auch gutes Geld verdienen kann“, sagt Helmut Rümenapp.
Helfende Hände kann die Firma aus dem Eichsfeld immer gebrauchen, denn an Aufträgen mangelt es nicht. Angesichts des Wohnungsmangels in vielen Regionen und des Zustandes vieler öffentlicher Gebäude gebe es auch in den kommenden Jahren genug zu tun, ist der Firmenchef überzeugt.