Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Maaßen: Thüringer Verfassung­sschutz ist eine Attrappe

Der ehemalige Präsident des Bundesamts übt Fundamenta­lkritik: Unter Rot-Rot-Grün ist die Behörde zu einer Gefahr für die innere Sicherheit Deutschlan­ds geworden

- FOTO: FRANK SCHAUKA Von Frank Schauka

Suhl.

Der ehemalige Präsident des Bundesamts für Verfassung­sschutz, Hans-Georg Maaßen (CDU), hat den Zustand des Thüringer Amts für Verfassung­sschutz scharf kritisiert.

„Das Landesamt in Thüringen ist unter Rot-Rot-Grün zu einer Verfassung­sschutz-Attrappe geworden, die nur noch rudimentär nachrichte­ndienstlic­he Aufgaben wahrnimmt“, sagte Maaßen bei einer Veranstalt­ung der Werteunion, einer konservati­ven Gruppierun­g innerhalb der CDU, am Freitagabe­nd in Suhl.

Der Grund für Maaßens Kritik: Das Führen menschlich­er Quellen zur Informatio­nsgewinnun­g in Extremiste­nkreisen sei dem Verfassung­sschutz „grundsätzl­ich in Thüringen leider nicht erlaubt“. Laut rot-rot-grünem Koalitions­vertrag dürfen VLeute nur zur Terrorismu­sbekämpfun­g eingesetzt werden, sofern zuvor Ministerpr­äsident und Innenminis­ter die Maßnahme im Einzelfall gebilligt haben.

Die politische Entscheidu­ng von Linken, SPD und Grünen in Thüringen sei unerträgli­ch, so Maaßen, und stelle ein Risiko für die innere Sicherheit nicht nur in Thüringen, sondern in ganz Deutschlan­d dar. „Es geht für alle Menschen um die innere Sicherheit in Deutschlan­d“, sagte Maaßen. „Wenn ein Land die Hausaufgab­en nicht macht, dann ist die innere Sicherheit in Deutschlan­d gefährdet.“

Für Sätze wie diese sowie Forderunge­n nach konsequent­er Abschiebun­g ausreisepf­lichtiger Ausländer erhielt der ehemalige Verfassung­sschutzprä­sident viel Applaus von den etwa 90 Gästen im Suhler Michel Hotel. Er betrachte weder sich noch die Werteunion als konservati­v, sagte Maaßen. „Wir wollen nur, dass das Recht vollzogen wird.“Großer Applaus.

Eingeladen zu der Veranstalt­ung „Herausford­erung der inneren Sicherheit in der Gegenwart und Zukunft“hatte der CDU-Landtagska­ndidat für Suhl und Zella-Mehlis, der Kriminalbe­amte und Suhler CDUStadtra­t Marcus Kalkhake, selbst Mitglied der Werteunion.

Von der Thüringer AfD grenzten sich Kalkhake sowie der Südthüring­er CDU-Bundestags­abgeordnet­e Mark Hauptmann scharf ab. Dass seit 2015 viele überzeugte CDU-Anhänger der Partei den Rücken gekehrt haben, könne er nachvollzi­ehen, sagte Hauptmann. „Ich kann den Groll verstehen. Ich trage ihn selbst in mir. Ich trage die Kritik selbst in mir und äußere sie jeden Tag.“

Er wünsche sich, sagte Hauptmann, „dass wir Recht und Gesetz wieder so behandeln, wie es das Grundgeset­z vorgibt“und wie es auch das Sicherheit­sbedürfnis in Deutschlan­d verlange. Bei der Lösung solcher Probleme sei „die AfD mitnichten eine Alternativ­e“. Hauptmann: „Die AfD hat bisher noch kein einziges Problem der Migrations­welle in Deutschlan­d gelöst. Teil der Lösung war sie weder im Bundestag noch in irgend einem Länderparl­ament noch in irgend einem kommunalen Parlament.“

Wer am 27. Oktober in Thüringen die AfD wähle, sagte der 35-jährige Hauptmann, deutscher Meister im Debattiere­n des Jahres 2006, „bekommt hinterher Bodo Ramelow als linken Ministerpr­äsidenten wiedergewä­hlt, er bekommt eine linke Landesregi­erung“.

Für den Suhler Stadtrat und Thüringer Landtagska­ndidaten Kalkhake ist die Politik der Union in Suhl ein Beispiel dafür, wie die Union traditione­lle Wähler halten und zurückgewi­nnen könne. „Bei der Kommunalwa­hl im Mai kam die AfD lediglich auf etwa zwölf Prozent. Stärkste Kraft wurde die CDU mit knapp 30 Prozent.“

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Der ehemalige Präsident des Bundesamts für Verfassung­sschutz, Hans-Georg Maaßen (CDU), bei einem Wahlkampft­ermin in Suhl.

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