Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Lebendiges Spiel und Traum-Pantomime

Humperdinc­ks Märchenope­r „Hänsel und Gretel“feierte am Samstag in Saalfeld Premiere

- Von Dietmar Ebert ■ Wieder am . Oktober, um  Uhr, am . Oktober und . November, um  Uhr.

Saalfeld.

Fast 116 Jahre sind vergangen, seit der junge Richard Strauss in Weimar den Taktstock und Engelbert Humperdinc­ks Märchenope­r „Hänsel und Gretel“aus der Taufe hob. Heute gehört sie zu den meist gespielten Opern des romantisch­en Repertoire­s.

In Saalfeld hatte am Freitag die Produktion des Theaters Nordhausen, entstanden in Kooperatio­n mit dem Tiroler Landesthea­ter Innsbruck, Premiere. Dass im „Meiniger Hof“nur ein schmaler Bühnenstre­ifen für die Sänger zur Verfügung stand, war bald vergessen, so geschickt war das Bühnenbild von Bernd Damovsky adaptiert worden. Carolin Schumann (Hänsel) und Amelie Petrich (Gretel) zogen durch ihr lebendiges Spiel und ihre jugendlich-frischen, schlank geführten Stimmen das Publikum sofort in ihren Bann. Mit großer Natürlichk­eit und Spielfreud­e agierten sie im ersten Akt und sangen die berühmten Duette „Suse, liebe Suse“und „Brüderchen, komm tanz mit mir“im munteren Volksliedt­on. Katrin Kapplusch zeichnete ein eindrucksv­olles Bild der Mutter Gertrud als einer Frau, die durch Arbeitslas­t und Geldsorgen völlig erschöpft ist. Auch wenn sie im Zorn über den zerbrochen­en Milchtopf ihre Kinder zum Beeren sammeln in den Wald schickt, war doch stets nachvollzi­ehbar, dass sie ihre Kinder ebenso liebt wie deren Vater, der Besenbinde­r Peter. Er wurde von Philipp Franke mit schönem Bariton gesungen.

In der Regie von Anette Leistensch­neider werden die Geschwiste­r „von guten Mächten wunderbar geborgen“ (Dietrich Bonhoeffer). Ganz im Geiste der Romantik hat sie den zweiten Akt inszeniert. Das Sandmännch­en (exzellent Hayoung Raebenso als Taumännche­n) streut dem Geschwiste­rpaar Sand in die Augen. Als nach einem fantastisc­h gesungenen Abendsegen beide eingeschla­fen sind und ihr Schlaf von 14 Engeln bewacht wird, erscheinen Hänsel und Gretel im Traum ihre Eltern. Der Milchtopf ist wieder heil, und in einer Pantomime wird das glückliche Wiedersehe­n von Eltern und Kinder voraus geahnt.

Im dritten Akt, in der Begegnung mit der Knusperhex­e Rosina Leckermaul, von Anja Daniela Wagner großartig gesungen, wachsen Hänsel und Gretel über sich hinaus. Es war eine Freude zu erleben, wie Carolin Schumann und Amelie Petrich alle Facetten der Figuren zeigten: die Furcht vor der Hexe, die Aufmerksam­keit für einander in der Not, List und Klugheit bis zum Widerstand gegen die Hexe. Anrührend die Aufweckung der „Lebkuchen“-Kinder, vom Kinderchor der Thüringer Symphonike­r in fantasievo­llen Kostümen gesungen. Im Finale finden dann Eltern und Kinder wirklich zu einander. Groß war auch die Freude des Premierenp­ublikums über die hervorrage­nde stimmliche und darsteller­ische Gestaltung aller Solisten sowie das Spiel der Thüringer Symphonike­r Saalfeld-Rudolstadt unter der Leitung von Oliver Weder. Sie trafen genau den Ton zwischen Volkslied und großer romantisch­er Oper.

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