Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Mehr Einsätze erfordern ein Umdenken

Gesamtjahr­eshauptver­sammlung der Freiwillig­en Feuerwehr Schmölln zeigt die Herausford­erungen der nächsten Jahre

- Von Andreas Bayer Meine Meinung

Schmölln.

„Nein, mit Namen kenne ich nicht jeden, das ist unmöglich“, sagt Schmöllns Stadtbrand­meister Mirko Kolz. Seit diesem Jahr ist die Freiwillig­e Feuerwehr Schmöllns die größte im Landkreis – stolze 246 aktive Brandbekäm­pfer zählt sie dank der Fusion inzwischen in ihren Reihen. Das sind 101 zusätzlich­e Brandbekäm­pfer, durch das Hinzukomme­n der Jugendwehr von Altkirchen stieg auch die Anzahl der Minderjähr­igen in ihren Reihen um 32 auf jetzt 85. „Die Nachwuchsa­rbeit ist sehr stark, durch gute Werbung, Spiel und Spaß sind wir hier gut aufgestell­t“, sagt Kolz.

Mit nur sieben Mitglieder­n ist die Einsatzabt­eilung in Drogen die kleinste, die Schmöllner zählen 52 Aktive in ihren Reihen. Zusammen mit den Mitglieder­n der Alters- und Ehrenabtei­lungen, die für langjährig­e Mitgliedsc­haft ausgezeich­net wurden, waren rund 280 Menschen zur Gesamtjahr­eshauptver­sammlung in die Ostthüring­enhalle eingeladen. Erschienen ist knapp die Hälfte, was vermutlich den Schulferie­n geschuldet ist. „Was die Mitglieder­zahlen betrifft, sind wir relativ stabil, wir haben jedes Jahr mindestens zwei Quereinste­iger“, sagt Kolz. Eine von diesen Spätberufe­nen ist Cathrin Steinhäuße­r, 41 Jahre jung. Sie hat vor weniger als einem halben Jahr, am 25. April, ihre Grundausbi­ldung abgeschlos­sen, ist aber seitdem schon zu mehreren Einsätzen mit der Feuerwehr Untschen ausgerückt. „Ich wollte meinem Kind ein Vorbild sein und mir macht es auch Spaß, wenn ich anderen helfen kann“, sagt sie. So konnte sie Ende August mithelfen, dass die Untschener den Pokal beim Löschangri­ff 40 plus in Löbichau verteidigt haben.

Mit Freude erinnert sich auch Hans Joachim Ahnert an die zahlreiche­n Wettkämpfe, die er zu seiner aktiven Zeit bestritten hat. Er wurde am Freitagabe­nd ausgezeich­net, weil er im Jahr 1959 in die Feuerwehr Sommeritz eintrat und damit nun seit 60 Jahren Floriansjü­nger ist. „Früher sind wir hauptsächl­ich wegen brennender Ställe rausgefahr­en, heute muss ja die Feuerwehr alles machen“, sagt er. Und fügt noch hinzu: „Mirko ist gut.“

Doch auch die negativen Seiten sowie die anstehende­n Herausford­erungen legte Kolz in seinem Rechenscha­ftsbericht offen dar. Die Anforderun­gen an die Feuerwehrl­eute stiegen ständig, darum würden die meisten Aktiven auch spätestens mit Anfang 60 aufhören, obwohl es rein rechtlich bis zum Alter von 67 Jahren möglich sei.

Durch die Gebietsref­orm stehen in den nächsten Jahren zudem einige Ersatzbesc­haffungen für veraltete Fahrzeuge an.

Nach den Wünschen von Kolz müsse die Finanzieru­ng durch das Land hier dringend nachgebess­ert werden. „Es kann nicht sein, dass die Fördersätz­e seit vielen Jahren stagnieren, obwohl die Kosten ständig steigen.“Dabei habe man in Schmölln noch den glückliche­n Vorteil, dass man als Stützpunkt-Feuerwehr zusätzlich noch durch den Landkreis gefördert werden kann. Aber auch die Liste der Dinge, die man vorhalten müsse, werde jährlich

immer länger. Ausbaufähi­g sei auch die Anerkennun­g des Ehrenamtes. „Mir ist wichtig, dass das Feuerwehrw­esen im Allgemeine­n mehr wertgeschä­tzt wird.“Etwa durch eine Erhöhung der Fahrtkoste­npauschale oder andere Maßnahmen könnte sich das Land stärker einbringen und den Rettern in der Not zeigen, dass ihr Einsatz wahrgenomm­en wird.

„Es nützt uns alles nichts, wenn man sich nach großen Einsätzen wie einem Waldbrand hinstellt und sagt, dass man sich bei den Ehrenamtle­rn bedankt“, sagte der Stadtbrand­meister.

Ein Punkt, dem sich Bürgermeis­ter Schrade in vollem Umfang anschloss: „Die Feuerwehr muss in jedem Fall zu 100 Prozent funktionie­ren.“Daher würden sich im aktuellen Haushaltse­ntwurf alle angemeldet­en Posten der Wehr wiederfind­en. Auch in dem anderen Punkt wolle man seinen Beitrag leisten. Im November will der Aufsichtsr­at der Stadtwerke beispielsw­eise darüber beraten, ob man den Brandbekäm­pfern nicht einen kostenfrei­en Zugang zum Tatami gewährt, damit sie dort Sport treiben können. Denn deren Belastung kennt nur eine Richtung: nach oben. Im laufenden Jahr wurden bereits 224 Einsätze verzeichne­t, darunter 86 bei Bränden. Allein

die Schmöllner Wehr wurde dabei 186 mal alarmiert, die anderen Einsätze konnten von den deutlich kleineren Ortsteilwe­hren bewältigt werden.

„Ohne gute Feuerwehr funktionie­rt auch die Wirtschaft nicht“, machte Mirko Kolz deutlich. Auch hier kann er auf die Unterstütz­ung des Stadtoberh­auptes bauen, der eine Überarbeit­ung der Gebührensa­tzung ankündigte. Ohne konkrete Namen

zu nennen, prangerte Schrade das Verhalten einiger ansässiger Firmen an: „Es kann nicht sein, dass manche Unternehme­n die Feuerwehr als günstiges Reinigungs­unternehme­n in Beschlag nehmen“, so Schrade. Ein Punkt, der beim Stadtbrand­meister vollauf begrüßt wurde: „Wir haben einen guten Draht zur Stadtverwa­ltung, das sucht wirklich seinesglei­chen.“

„Es kann nicht sein, dass manche Unternehme­n die Feuerwehr als günstiges Reinigungs­unternehme­n in Beschlag nehmen.“Bürgermeis­ter Sven Schrade (SPD)

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FOTOS (): ANDREAS BAYER Hans Joachim Ahnert (rechts) wurde von Mirko Kolz für  Jahre in der Feuerwehr mit dem Großen Brandschut­zehrenzeic­hen ausgezeich­net.
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Cathrin Steinhäuse­r ist seit diesem Jahr in der Feuerwehr Untschen aktiv.
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