Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Mehr Einsätze erfordern ein Umdenken
Gesamtjahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Schmölln zeigt die Herausforderungen der nächsten Jahre
Schmölln.
„Nein, mit Namen kenne ich nicht jeden, das ist unmöglich“, sagt Schmöllns Stadtbrandmeister Mirko Kolz. Seit diesem Jahr ist die Freiwillige Feuerwehr Schmöllns die größte im Landkreis – stolze 246 aktive Brandbekämpfer zählt sie dank der Fusion inzwischen in ihren Reihen. Das sind 101 zusätzliche Brandbekämpfer, durch das Hinzukommen der Jugendwehr von Altkirchen stieg auch die Anzahl der Minderjährigen in ihren Reihen um 32 auf jetzt 85. „Die Nachwuchsarbeit ist sehr stark, durch gute Werbung, Spiel und Spaß sind wir hier gut aufgestellt“, sagt Kolz.
Mit nur sieben Mitgliedern ist die Einsatzabteilung in Drogen die kleinste, die Schmöllner zählen 52 Aktive in ihren Reihen. Zusammen mit den Mitgliedern der Alters- und Ehrenabteilungen, die für langjährige Mitgliedschaft ausgezeichnet wurden, waren rund 280 Menschen zur Gesamtjahreshauptversammlung in die Ostthüringenhalle eingeladen. Erschienen ist knapp die Hälfte, was vermutlich den Schulferien geschuldet ist. „Was die Mitgliederzahlen betrifft, sind wir relativ stabil, wir haben jedes Jahr mindestens zwei Quereinsteiger“, sagt Kolz. Eine von diesen Spätberufenen ist Cathrin Steinhäußer, 41 Jahre jung. Sie hat vor weniger als einem halben Jahr, am 25. April, ihre Grundausbildung abgeschlossen, ist aber seitdem schon zu mehreren Einsätzen mit der Feuerwehr Untschen ausgerückt. „Ich wollte meinem Kind ein Vorbild sein und mir macht es auch Spaß, wenn ich anderen helfen kann“, sagt sie. So konnte sie Ende August mithelfen, dass die Untschener den Pokal beim Löschangriff 40 plus in Löbichau verteidigt haben.
Mit Freude erinnert sich auch Hans Joachim Ahnert an die zahlreichen Wettkämpfe, die er zu seiner aktiven Zeit bestritten hat. Er wurde am Freitagabend ausgezeichnet, weil er im Jahr 1959 in die Feuerwehr Sommeritz eintrat und damit nun seit 60 Jahren Floriansjünger ist. „Früher sind wir hauptsächlich wegen brennender Ställe rausgefahren, heute muss ja die Feuerwehr alles machen“, sagt er. Und fügt noch hinzu: „Mirko ist gut.“
Doch auch die negativen Seiten sowie die anstehenden Herausforderungen legte Kolz in seinem Rechenschaftsbericht offen dar. Die Anforderungen an die Feuerwehrleute stiegen ständig, darum würden die meisten Aktiven auch spätestens mit Anfang 60 aufhören, obwohl es rein rechtlich bis zum Alter von 67 Jahren möglich sei.
Durch die Gebietsreform stehen in den nächsten Jahren zudem einige Ersatzbeschaffungen für veraltete Fahrzeuge an.
Nach den Wünschen von Kolz müsse die Finanzierung durch das Land hier dringend nachgebessert werden. „Es kann nicht sein, dass die Fördersätze seit vielen Jahren stagnieren, obwohl die Kosten ständig steigen.“Dabei habe man in Schmölln noch den glücklichen Vorteil, dass man als Stützpunkt-Feuerwehr zusätzlich noch durch den Landkreis gefördert werden kann. Aber auch die Liste der Dinge, die man vorhalten müsse, werde jährlich
immer länger. Ausbaufähig sei auch die Anerkennung des Ehrenamtes. „Mir ist wichtig, dass das Feuerwehrwesen im Allgemeinen mehr wertgeschätzt wird.“Etwa durch eine Erhöhung der Fahrtkostenpauschale oder andere Maßnahmen könnte sich das Land stärker einbringen und den Rettern in der Not zeigen, dass ihr Einsatz wahrgenommen wird.
„Es nützt uns alles nichts, wenn man sich nach großen Einsätzen wie einem Waldbrand hinstellt und sagt, dass man sich bei den Ehrenamtlern bedankt“, sagte der Stadtbrandmeister.
Ein Punkt, dem sich Bürgermeister Schrade in vollem Umfang anschloss: „Die Feuerwehr muss in jedem Fall zu 100 Prozent funktionieren.“Daher würden sich im aktuellen Haushaltsentwurf alle angemeldeten Posten der Wehr wiederfinden. Auch in dem anderen Punkt wolle man seinen Beitrag leisten. Im November will der Aufsichtsrat der Stadtwerke beispielsweise darüber beraten, ob man den Brandbekämpfern nicht einen kostenfreien Zugang zum Tatami gewährt, damit sie dort Sport treiben können. Denn deren Belastung kennt nur eine Richtung: nach oben. Im laufenden Jahr wurden bereits 224 Einsätze verzeichnet, darunter 86 bei Bränden. Allein
die Schmöllner Wehr wurde dabei 186 mal alarmiert, die anderen Einsätze konnten von den deutlich kleineren Ortsteilwehren bewältigt werden.
„Ohne gute Feuerwehr funktioniert auch die Wirtschaft nicht“, machte Mirko Kolz deutlich. Auch hier kann er auf die Unterstützung des Stadtoberhauptes bauen, der eine Überarbeitung der Gebührensatzung ankündigte. Ohne konkrete Namen
zu nennen, prangerte Schrade das Verhalten einiger ansässiger Firmen an: „Es kann nicht sein, dass manche Unternehmen die Feuerwehr als günstiges Reinigungsunternehmen in Beschlag nehmen“, so Schrade. Ein Punkt, der beim Stadtbrandmeister vollauf begrüßt wurde: „Wir haben einen guten Draht zur Stadtverwaltung, das sucht wirklich seinesgleichen.“
„Es kann nicht sein, dass manche Unternehmen die Feuerwehr als günstiges Reinigungsunternehmen in Beschlag nehmen.“Bürgermeister Sven Schrade (SPD)