Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Musical-Premiere begeistert in Gera

Musicalpre­miere von „Monty Python‘s Spamalot“am Geraer Theater begeistert das Publikum

- Von Ulrike Kern ■ Weitere Vorstellun­gen: Samstag, .., und Samstag, .., jeweils . Uhr. Danach erst im März  wieder in Gera und ab . April im Altenburge­r Theaterzel­t. Karten an der Theaterkas­se, telefonisc­h unter  (   ) sowie on

Gera. Wer glaubt, Monty Pythons schräger Humor funktionie­re heute im Zeitalter der unzähligen Comedyshow­s nicht mehr, der irrt gewaltig. Und wer meint, „Die Ritter der Kokosnuss“, Kultfilm aus dem Jahr 1975 und sicher von jedem schon gesehen, könne niemanden mehr überrasche­n und schon gar nicht im Theater adaptiert werden, der irrt ebenso.

Beides funktionie­rt hervorrage­nd. Und wie! Mit „Monty Python‘s Spamalot“bringt das Geraer Theater nun ein Musical auf die Bühne, das das Zeug zum neuen Kassenschl­ager und Lieblingss­tück hat. Eine spartenübe­rgreifende Großproduk­tion, ein völlig schräger Bühnenspaß, der mit Besetzung, Requisite und opulenten 180 Kostümen seinesglei­chen sucht. Und der vor allem – und das ist das Wichtigste – die Zuschauer dazu bringt, herzhaft zu lachen und sich fast zwei Stunden lang königlich zu amüsieren.

Deshalb gab es am Freitagabe­nd zur Premiere im Großen Haus in Gera zu Recht minutenlan­gen Beifall und stehende Ovationen für ein großartige­s Musical, oder besser Trashical, das der hiesige Schauspiel­direktor und in diesem Fall auch Regisseur des Stückes, Manuel Kressin, bravourös mit dem Schauspiel­ensemble, dem Opernchor, den Eleven des Thüringer Staatsball­etts und Musikern des Philharmon­ischen Orchesters Altenburg-Gera unter der musikalisc­hen Leitung von Schauspiel­kapellmeis­ter Olav Kröger auf die Bühne gezaubert hat.

Im mittelalte­rlichen England des Jahres 932 nach Christus tritt die Lichtgesta­lt König Artus (Markus Lingstädt) mit seinem Pagen Patsy (herrlich schräg: Manuel Struffolin­o) an, das von Pest und Cholera, von Franzosen und Engländern, regierte Land zu einen. Für seine Mission wirbt er die tapfersten Ritter an, die sich rund um seine Hofburg Camelot finden lassen: Sir Robin (Sebastian Schlicht), Sir Lancelot (Mario Radosin), Sir Dennis (Adrien Papritz) und Sir Falsches Stück (Thorsten Dara) – eine skurrile Truppe mehr oder weniger edler Ritter.

Doch bevor sie Kokosnüsse aneinander­schlagend England durchreite­n können, sendet Gott (Kay Kuntze) persönlich König Artus und seine Ritter aus, um den heiligen Gral zu finden. Nun heißt es „Always look on the bright side of life“, denn bei ihrer Suche, die stets von der bezaubernd­en Fee aus dem See (wunderbar als genervte Diva: Michaela Dazian) begleitet wird, lauern an jeder Ecke schier unlösbare Herausford­erungen. „Monty Python‘s Spamalot“erzählt auf humorvolle und sehr freie Weise die legendäre Geschichte von König Arthus auf der Suche nach dem Heiligen Gral und parodiert zugleich die großen Broadway-Shows, wobei man sich gern bei selbigen bedient. Der Brite Eric Idle, selbst Gründungsm­itglied der Komikergru­ppe Monty Python, vermengte die Story von „Die Ritter der Kokosnuss“mit weiteren Sketchen und Liedern, schrieb daraus 2004 eben jenes mehrfach ausgezeich­nete Musical, mit dem er das Genre selbst humorvoll durch den Kakao zieht.

Natürlich ist jede einzelne Szene durchweg albern: Die Unterhaltu­ng, ob zwei Schwalben es schaffen, eine Kokosnuss zu transporti­eren. Oder der Kampf gegen den Schwarzen Ritter, der ohne Arme und Beine auf ein Unentschie­den pocht. Oder die Ritter, die nur „Ni“sagen, sowie der überdimens­ionale trojanisch­e Holzhase, der seinen Zweck verfehlt. Nach einem Sinn sollte man nicht suchen, sondern diesen durchweg britischen Humor einfach wirken lassen.

Ohnehin geht es von der ersten Minute an um Spaß. Und den haben alle auf der Bühne. Jede Rolle ist großartig besetzt und höchst profession­ell umgesetzt. Spartenübe­rgreifend tragen Tänzer, Sänger, Schauspiel­er und Musiker zu dieser großartige­n turbulente­n Inszenieru­ng bei. Die lebt nicht nur von der abstrusen Geschichte und den schmissige­n Hits, sondern auch von ihrer Ausstattun­g. Das Bühnenbild von Kristopher Kempf besteht aus riesigen Requisiten­türmen, in denen – gefühlt – alles einsortier­t ist, was der Theaterfun­dus so hergibt. Eine witzige und durchaus passende Idee. Nicht minder aufwendig sind die Kostüme, entworfen von Emilia Schmucker, die mit verrückten Ideen hier für eine echte Augenweide sorgt. Rundum eine erlebenswe­rte Inszenieru­ng, die unbedingt öfter in Gera und Altenburg gespielt werden sollte.

Eine Parodie auf die großen Broadway-Shows

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 ?? FOTOS (): RONNY RISTOK ?? Szene aus dem Geraer Musical „Monty Python's Spamalot“mit Mario Radosin als Lancelot, Sebastian Schlicht als Robin, Markus Lingstädt als Artus und dem Ensemble.
FOTOS (): RONNY RISTOK Szene aus dem Geraer Musical „Monty Python's Spamalot“mit Mario Radosin als Lancelot, Sebastian Schlicht als Robin, Markus Lingstädt als Artus und dem Ensemble.
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Markus Lingstädt als Artus und Manuel Struffolin­o (unten) als Patsy.

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