Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Musical-Premiere begeistert in Gera
Musicalpremiere von „Monty Python‘s Spamalot“am Geraer Theater begeistert das Publikum
Gera. Wer glaubt, Monty Pythons schräger Humor funktioniere heute im Zeitalter der unzähligen Comedyshows nicht mehr, der irrt gewaltig. Und wer meint, „Die Ritter der Kokosnuss“, Kultfilm aus dem Jahr 1975 und sicher von jedem schon gesehen, könne niemanden mehr überraschen und schon gar nicht im Theater adaptiert werden, der irrt ebenso.
Beides funktioniert hervorragend. Und wie! Mit „Monty Python‘s Spamalot“bringt das Geraer Theater nun ein Musical auf die Bühne, das das Zeug zum neuen Kassenschlager und Lieblingsstück hat. Eine spartenübergreifende Großproduktion, ein völlig schräger Bühnenspaß, der mit Besetzung, Requisite und opulenten 180 Kostümen seinesgleichen sucht. Und der vor allem – und das ist das Wichtigste – die Zuschauer dazu bringt, herzhaft zu lachen und sich fast zwei Stunden lang königlich zu amüsieren.
Deshalb gab es am Freitagabend zur Premiere im Großen Haus in Gera zu Recht minutenlangen Beifall und stehende Ovationen für ein großartiges Musical, oder besser Trashical, das der hiesige Schauspieldirektor und in diesem Fall auch Regisseur des Stückes, Manuel Kressin, bravourös mit dem Schauspielensemble, dem Opernchor, den Eleven des Thüringer Staatsballetts und Musikern des Philharmonischen Orchesters Altenburg-Gera unter der musikalischen Leitung von Schauspielkapellmeister Olav Kröger auf die Bühne gezaubert hat.
Im mittelalterlichen England des Jahres 932 nach Christus tritt die Lichtgestalt König Artus (Markus Lingstädt) mit seinem Pagen Patsy (herrlich schräg: Manuel Struffolino) an, das von Pest und Cholera, von Franzosen und Engländern, regierte Land zu einen. Für seine Mission wirbt er die tapfersten Ritter an, die sich rund um seine Hofburg Camelot finden lassen: Sir Robin (Sebastian Schlicht), Sir Lancelot (Mario Radosin), Sir Dennis (Adrien Papritz) und Sir Falsches Stück (Thorsten Dara) – eine skurrile Truppe mehr oder weniger edler Ritter.
Doch bevor sie Kokosnüsse aneinanderschlagend England durchreiten können, sendet Gott (Kay Kuntze) persönlich König Artus und seine Ritter aus, um den heiligen Gral zu finden. Nun heißt es „Always look on the bright side of life“, denn bei ihrer Suche, die stets von der bezaubernden Fee aus dem See (wunderbar als genervte Diva: Michaela Dazian) begleitet wird, lauern an jeder Ecke schier unlösbare Herausforderungen. „Monty Python‘s Spamalot“erzählt auf humorvolle und sehr freie Weise die legendäre Geschichte von König Arthus auf der Suche nach dem Heiligen Gral und parodiert zugleich die großen Broadway-Shows, wobei man sich gern bei selbigen bedient. Der Brite Eric Idle, selbst Gründungsmitglied der Komikergruppe Monty Python, vermengte die Story von „Die Ritter der Kokosnuss“mit weiteren Sketchen und Liedern, schrieb daraus 2004 eben jenes mehrfach ausgezeichnete Musical, mit dem er das Genre selbst humorvoll durch den Kakao zieht.
Natürlich ist jede einzelne Szene durchweg albern: Die Unterhaltung, ob zwei Schwalben es schaffen, eine Kokosnuss zu transportieren. Oder der Kampf gegen den Schwarzen Ritter, der ohne Arme und Beine auf ein Unentschieden pocht. Oder die Ritter, die nur „Ni“sagen, sowie der überdimensionale trojanische Holzhase, der seinen Zweck verfehlt. Nach einem Sinn sollte man nicht suchen, sondern diesen durchweg britischen Humor einfach wirken lassen.
Ohnehin geht es von der ersten Minute an um Spaß. Und den haben alle auf der Bühne. Jede Rolle ist großartig besetzt und höchst professionell umgesetzt. Spartenübergreifend tragen Tänzer, Sänger, Schauspieler und Musiker zu dieser großartigen turbulenten Inszenierung bei. Die lebt nicht nur von der abstrusen Geschichte und den schmissigen Hits, sondern auch von ihrer Ausstattung. Das Bühnenbild von Kristopher Kempf besteht aus riesigen Requisitentürmen, in denen – gefühlt – alles einsortiert ist, was der Theaterfundus so hergibt. Eine witzige und durchaus passende Idee. Nicht minder aufwendig sind die Kostüme, entworfen von Emilia Schmucker, die mit verrückten Ideen hier für eine echte Augenweide sorgt. Rundum eine erlebenswerte Inszenierung, die unbedingt öfter in Gera und Altenburg gespielt werden sollte.
Eine Parodie auf die großen Broadway-Shows