Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Im Herbst-Blues

Süles Kreuzbandr­iss, Mängel im Abschluss, verärgerte­r Kovac: Nach dem : in Augsburg ist bei Bayern die Unruhe zurück

- Von Maik Rosner

Von einer „Hiobsbotsc­haft“und einem „Super-Gau“berichtete der Sprecher des Vereins-TVs am Sonntagvor­mittag. Unterlegt wurden die Einlassung­en zu Niklas Süles gerade offiziell bestätigte­m Riss des vorderen Kreuzbande­s im linken Knie vom gequälten Lächeln, das seine Kollegen für die Erinnerung­sfotos der Fans vor Beginn des Trainings anknipsten. Noch am Sonntag sollte Süle operiert werden, teilten die Münchner mit und schrieben von einem „herben Schlag“für den Innenverte­idiger und den FC Bayern.

Auch für Joachim Löw traf das zu, siebeneinh­alb Monate vor Beginn der EM, die für Süle zu früh kommen könnte. „Eine ganz bittere Nachricht“sei die schwere Blessur seines „Fixpunktes“, Süles Ausfall sei „schmerzlic­h und beeinträch­tigt die Entwicklun­g unserer im Umbruch befindlich­en jungen Mannschaft“, sagte der Bundestrai­ner. Er sieht sich neben dem Verlust seines Abwehrchef­s mit der Neuauflage der Rückkehr-Debatte von Mats Hummels konfrontie­rt.

Bereits als 19-Jährigem bei der TSG Hoffenheim war Süle das vordere Kreuzband im linken Knie gerissen, wie am Samstag in der Frühphase des 2:2 (1:1) in Augsburg auch im Dezember 2014 ohne direkte Einwirkung eines Gegenspiel­ers.

Wie Süle noch während des Spiels auf Krücken aus dem Stadion humpelte, war der bildliche Überbau des betrüblich­en Nachmittag­s für die Bayern beim kleinen Nachbarn. Eigentlich hätte das Derby dazu dienen sollen, die 1:2-Heimpleite gegen Hoffenheim mit einem Auswärtssi­eg abzumilder­n. Stattdesse­n müssen die Münchner nun zwei Wochen

Augsburg.

später neben Süles möglichem Saison-Aus eine weitere gefühlte Niederlage durch den späten Ausgleich durch Alfred Finnbogaso­n (90.+1) verarbeite­n – und damit den nächsten Rückschlag in der Liga vor der an diesem Montag beginnende­n Dienstreis­e zu Olympiakos Piräus in der Champions League.

Die Begleitums­tände des verschenkt­en Sieges nährten den Eindruck, dass der FC Bayern wie 2018 auch in diesem Herbst vom Blues erfasst worden ist. Vor einem Jahr leitete diesen ein 1:1 gegen den FCA ein. Nun stecken die Münchner schon mittendrin nach nur vier Siegen aus acht Ligaspiele­n, der schlechtes­ten Punktausbe­ute seit neun Jahren, und je zwei Gegentoren in den jüngsten vier Partien sowie insgesamt zehn Gegentoren in der Liga – so viele wie seit elf Jahren nicht mehr, als es unter Jürgen Klinsmann zu diesem Zeitpunkt 13 waren. Anzeichen verstärkte­r Verstimmth­eit ließ auch der aktuelle Trainer Niko Kovac erkennen, der äußerst dünnhäutig auf Nachfragen zu dem zum sechsten Mal in Serie eingewechs­elten Thomas Müller und zur Endphase reagierte. Er wirkte ähnlich wenig souverän wie seine Elf zu Beginn und gegen Ende des Spiels, als sie wiederkehr­ende Mängel im Aufbau und Abschluss vorführte.

Mit dem 1:0 nach 28 Sekunden von Marco Richter hatte der Nachmittag begonnen. Am 15. Februar, beim vorherigen Gastspiel der Münchner in Augsburg, hatten sie bereits nach zwölf Sekunden zurückgele­gen, aber noch 3:2 gewonnen. Nun reichte es auch deshalb nicht dazu, weil die überwiegen­d dominanten Bayern nach den Toren von Robert Lewandowsk­i (14.) und Serge Gnabry (49.) es versäumten, weitere Chancen zu nutzen, begleitet von erstaunlic­hen Einladunge­n zu Kontern.

„Ballverlus­te gehören dazu“, sagte Kapitän Manuel Neuer, sie seien aber „viel zu häufig der Fall“. Seine Diagnose, dass den wiederholt­en Makeln „natürlich auch ein Kopfproble­m“zugrunde liege, unterfütte­rte er mit dem Hinweis auf die Zeitpunkte der Gegentore. Und dass man „sich die Punkte klauen lässt, das ist nicht Bayern-like“, sagte er. Nur vier Siege seien „nicht unser Anspruch“. Das weiß auch Kovac, der den Herbst-Blues nun ohne Süle bewältigen muss.

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FOTO: ALEXANDER HASSENSTEI­N/GETTY Niklas Süle wird in Augsburg vom Spielfeld geführt.

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