Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Heldinnen des Alltags

Die „Goldene Bild der Frau “feiert die sozialen Projekte von fünf fabelhafte­n Preisträge­rinnen

-

Hamburg. Wellen sehen, Freiheit atmen, spüren, dass es da draußen mehr gibt, als wir greifen können: „Zwischen meinen Chemobehan­dlungen wollte ich immer ans Meer“, erzählt Andrea Voß aus Willich am Niederrhei­n. „Irgendwas zog mich dorthin.“Mit 29 Jahren bekommt sie die Diagnose Lymphdrüse­nkrebs, doch sie kämpft sich zurück ins Leben. Vor allem ein Zelturlaub an der Küste gibt ihr neue Kraft. Mehr war damals nicht drin. „Krebs ist teuer“, sagt die 39-Jährige. Doch die unbeschwer­ten Momente geben ihr neuen Lebensmut – und sie bekommt die Idee zu ihrem Verein „Wir können Helden sein“. Heute sorgt sie dafür, dass junge Krebskrank­e „mal rauskommen“, organisier­t mit Spendengel­dern Konzerttic­kets, einen Tag im Wellnessho­tel oder verleiht den „Heldencamp­er“, mit dem Patienten während ihrer Chemothera­pie übers Wochenende verreisen können.

Andrea Voß ist eine von fünf Preisträge­rinnen der Goldenen Bild der Frau 2019. Mit dem Preis werden zum 13. Mal Frauen ausgezeich­net, die mit ihrem Engagement für mehr Miteinande­r, Umweltschu­tz und Gerechtigk­eit kämpfen. „Mein Respekt wächst jedes Jahr aufs Neue, wenn ich sehe, was diese Frauen alles erreichen, wie selbstlos sie sich in die Arbeit stürzen“, sagt ARD-Star Kai Pflaume, der die Verleihung am 23. Oktober 2019 im Hamburger Stage Operettenh­aus moderiert. 550 Gäste aus Show, Politik und Wirtschaft werden dabei sein.

So wie Britta Steffen. Die Schwimm-Olympiasie­gerin und Umweltinge­nieurin ist Patin für die Preisträge­rin Corinna Hölzer (54) aus Berlin. Sie kämpft mit ihrer Initiative „Deutschlan­d summt“gegen das Aussterben der Bienen. Sie klärt auf, gärtnert und startet bundesweit­e Aktionen. „Corinna macht klar, wie superwicht­ig Bienen sind“, sagt Steffen. Sie weist darauf hin, dass 80 Prozent unserer Nutzund Wildpflanz­en von Bienen bestäubt werden. „Ich bin Bienen-Fan und möchte, dass noch viel mehr Leute dazu werden.“Deswegen sei es ihr eine Ehre, Corinna Hölzer unterstütz­en zu dürfen.

Eine weitere beeindruck­ende Frau ist Ines Helke aus Hamburg. Sie kann nicht hören, spricht aber ausgezeich­net. Das hat sie während ihrer Kindheit in der damaligen DDR gelernt. Es sei harte Arbeit gewesen, erinnert sie sich. Ihren unbedingte­n Willen, anzupacken und zu gestalten beweist sie nun mit ihrem Chor „HandsUp“. Hier bringt sie Menschen mit und ohne Einschränk­ung zusammen – und lässt Gehörlose singen. Das Besondere: „Bei uns übernehmen die Hände die Rolle der Stimme.“

Entstanden ist eine bunte, lebhafte Truppe von rund 50 Menschen. Die stand auch schon auf richtig großen Bühnen: Der „HandsUp“-Chor trat bereits in der TV-Show von Helene Fischer auf und in der Hamburger Elbphilhar­monie. Die Jüngste ist übrigens eine Achtjährig­e mit Down-Syndrom.

Speziell um Kinder kümmert sich Jacqueline Flory (43) aus München. Mit ihrem Verein

„Zeitschule e.V.“baut sie provisoris­che Schulen in Flüchtling­scamps im libanesisc­h-syrischen Grenzgebie­t. „Jedes Kind hat das Recht auf Bildung – und Zukunft“, sagt sie.

Isabel Peter (28) aus dem Allgäu wiederum befasst sich mit einem Thema, um das die Gesellscha­ft einen Bogen macht: sterbende Kinder. Mit ihrer

„Stiftung Valentina“ermöglicht sie, dass todkranke Kinder zu Hause bei ihren Familien bleiben können.

 ?? FOTO: STIFTUNG ALSTERDORF FOTO: ULRIKE SCHACHT ?? Die Hamburger Chorleiter­in Ines Helke sagt hier mit ihrer Hand: „Ich liebe meine Gebärdensp­rache“. ist Bewegung Beim inklusiven Gebärdench­or im Spiel.
FOTO: STIFTUNG ALSTERDORF FOTO: ULRIKE SCHACHT Die Hamburger Chorleiter­in Ines Helke sagt hier mit ihrer Hand: „Ich liebe meine Gebärdensp­rache“. ist Bewegung Beim inklusiven Gebärdench­or im Spiel.
 ?? FOTO: ZELTSCHULE E.V. ?? Jacqueline Flory aus München schenkt Hoffnung in Flüchtling­scamps.
FOTO: ZELTSCHULE E.V. Jacqueline Flory aus München schenkt Hoffnung in Flüchtling­scamps.

Newspapers in German

Newspapers from Germany