Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Hoeneß fordert Geilheit auf Tore
Ergebnis-Krise, Süle-Schock, Müller-Reizthema: Der FC Bayern erlebt vorm Königsklassen-Spiel in Piräus heiße Herbsttage
München.
Uli Hoeneß war bester Laune, Niko Kovac schaute lächelnd auf seine Armbanduhr. Geduldig gab der Trainer des FC Bayern vor dem nahenden Abschlusstraining Auskunft zu den vielen brisanten Münchner Fußball-Themen. Wie er den verletzten Abwehrchef Niklas Süle bei der geforderten Reaktion nach den Bundesliga-Enttäuschung in der Champions League ersetzt oder ob Bankdrücker Thomas Müller in Piräus endlich wieder von Beginn an ran darf, verriet der Trainer nicht.
Sein Boss hatte während der Hinreise beste Laune. Auf der Gangway plauderte Hoeneß auf seiner letzten KönigsklassenDienstreise als Vereinspräsident mit anderen Passagieren, ehe er auf Sitz 3C der Sondermaschine nach Athen flog. Der Dämpfer beim 2:2 in Augsburg, die Kritik an Kovac oder das ewige Reizthema Müller drückten nicht auf die Stimmung des in Kürze aus dem Amt scheidenden ClubOberhaupts. „Im Verein ist totale Ruhe. Ich sehe überhaupt kein Problem. Von Außen wird Unruhe reingetragen“, versicherte Hoeneß. Das Krisengerede nannte der 67-Jährige „Käse“.
Vor dem Champions-LeagueGruppenspiel des deutschen Rekordmeisters bei Olympiakos Piräus bemängelte der Präsident allerdings wie Coach Kovac die jüngste Torausbeute der Münchner Stars, die gegen den FCA mal wieder Chancenwucher betrieben hatten. „Das ist die Einstellung. Man muss geil sein auf die Tore“, appellierte Hoeneß. Diese Forderung ging klar in Richtung Stürmer.
Dem öffentlich immer wieder angezählten Kovac sprang Hoeneß zur Seite. Drei Wochen nach der Torgala gegen Tottenham sind die Zweifel am bis 2021 unter Vertrag stehenden Double-Trainer, der vor einem Jahr bedenklich wackelte, wieder größer geworden. „Von Krise kann ja keine Rede sein“, behauptete Hoeneß.
Im Hexenkessel KaraiskakisStadion wollen die Münchner nach den Siegen gegen Belgrad
Wende oder Ende: Bereits im dritten Vorrundenspiel kann der Traum vom Achtelfinale in der Champions League für Bayer Leverkusen platzen. Beim zehnmaligen spanischen Meister Atletico Madrid
muss die ambitionierte Werkself am Dienstag (18.55 Uhr/DAZN) gewinnen, um nach den beiden Niederlagen gegen Lokomotive Moskau (1:2) und bei Juventus Turin (0:3) im zweiten Teil der
Gruppenphase noch ein Wörtchen mitzureden.
„Das ist unsere letzte Chance, um in der Champions League etwas zu erreichen“, erklärte Bayer-Torjäger Volland. (sid) (3:0) und Tottenham (7:2) den nächsten Schritt Richtung Achtelfinale machen.
In der Königsklasse ist der FC Bayern klar Erster. Mit nur vier Siegen und 15 Zählern steht er nach acht Ligapartien national dagegen so schlecht wie zuletzt im Herbst 2010 unter Trainer Louis van Gaal da.
Gegen diesen Negativ--Trend rät Hoeneß zu einem Erfolgsfaktor aus dem Triple-Jahr 2013. „Die Abwehrproblematik wird sich sowieso aus meiner Sicht demnächst erledigen, wenn der (Javi) Martínez auf der Sechs spielt. Dann kriegen wir sowieso in Zukunft weniger Gegentore.“Kovac quittierte den HoeneßTipp nach außen locker.
Vor vier Jahren gewannen die Bayern in der Gruppenphase 4:0 und 3:0 gegen Olympiakos. In der guten, alten Müller-Zeit bejubelte dieser damals drei erzielte Tore. Ob der 2014er Weltmeister es nach zuletzt sechs Bank-Frusterlebnissen am Stück wieder in die Startelf schafft, ist fraglich. Kovac will sich davon nicht beeinflussen lassen, versicherte aber, dass dieser auch seine Einsätze bekommen werde. Ob das schon am Dienstag der Fall sein werde, blieb sein Geheimnis. Dass es für Müller nach der Verpflichtung von Philippe Coutinho schwieriger werden würde, sei absehbar gewesen, so Hoeneß. Er unterstrich aber seine Wertschätzung für Müller: „Keiner im Verein hat Interesse, Thomas zu beschädigen, keiner will ihn loswerden.“Der Ur-Bayer Müller genieße höchstes Ansehen im Club.
Ernst wurde die Hoeneß‘ Miene am Montag, als es um die Verletzung des bereits operierten Süle ging. „Das ist eine totale Katastrophe.“Die Saison sei für den 24-Jährigen vorbei, die EM „ad acta“gelegt. Die aktuellen oder ehemaligen Weltmeister Benjamin Pavard, Lucas Hernández, Jérôme Boateng und Martinez sind Alternativen für die nun vakante Position. Eine Neuverpflichtung im Winter schloss Hoeneß aus. (dpa)