Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Tote nach Unwetter am Mittelmeer

Besonders das spanische Festland betroffen. Überschwem­mungen auch auf den Inseln

- Von Ralph Schulze

Madrid.

Schwere Unwetter haben Teile der spanischen Mittelmeer­küste unter Wasser gesetzt, dabei sind mehrere Menschen ums Leben gekommen. Spaniens Behörden gingen am Mittwoch von mindestens fünf Todesopfer­n aus. Zuvor war der heftige Gewitterst­urm über die Mittelmeer­inseln Mallorca und Ibiza gezogen und hatte dort für Schäden, Überschwem­mungen und Flugbehind­erungen gesorgt.

Am schlimmste­n traf es die spanische Mittelmeer­region Katalonien, wo mehrere Menschen von den Wassermass­en mitgerisse­n wurden. Im Küstenort Arenys de Munt (Provinz Barcelona) starb ein 75-jähriger Mann in den Fluten, als er versuchte, sein auf der Straße geparktes Auto vor dem ansteigend­en Wasser zu retten. Die Dorfstraße hatte sich binnen kurzer Zeit in einen reißenden Strom verwandelt. Die Leiche des Mannes wurde Stunden später am Strand in der

Nähe eines Touristenh­otels gefunden. Bürgermeis­ter Josep Sánchez sprach von „bestialisc­hen Regenmasse­n“, die über dem 9000-Einwohner-Ort niedergega­ngen seien.

Im katalanisc­hen Ort Vilaverd (Provinz Tarragona) wurde ein Bungalow von der Sturzflut mitgerisse­n, in dem sich zwei Bewohner befanden. Hubschraub­er und Taucher suchten am Mittwoch nach den beiden Vermissten, doch die Retter räumten ihnen wenig Überlebens­chancen ein. Bei den Opfern handelt es sich um eine 70-jährige Frau und ihren 40 Jahre alten Sohn. Vier weitere Bewohner des Fertighaus­es konnten sich gerade noch rechtzeiti­g in Sicherheit bringen. Der Bungalow stand am Rand eines Flusses, der durch den Starkregen über die Ufer getreten war.

Im nur zehn Kilometer entfernten Nachbarort L’Espluga de Francolí ereignete sich ein weiteres Flutunglüc­k. Dort wurde ein Fahrzeug mit zwei Menschen von einer Flutwelle erfasst, die sich durch das Dorf wälzte. Das Auto wurde später in den Schlamm- und Geröllmass­en gefunden, aber es war leer. Von den beiden Insassen fehlte am Mittwoch jede Spur. Auch hier waren die Retter pessimisti­sch, die beiden Menschen noch lebend finden zu können.

Dutzende Straßen in den spanischen Provinzen Tarragona, Girona und Barcelona waren gesperrt. Auch der Bahnverkeh­r war auf einigen Strecken unterbroch­en. Etliche Schulen baten die Kinder, aus Sicherheit­sgründen

zu Hause zu bleiben. 50 Schüler mussten aus einem Ferienlage­r gerettet werden, das von den Wassermass­en bedroht wurde. Auch ein Campingpla­tz wurde evakuiert. Zehntausen­de Menschen in der Region waren ohne Strom. Beim Unwetter waren in wenigen Stunden zwischen 200 und 300 Liter Regen pro Quadratmet­er gefallen.

Am Dienstag hatten Sturm und schwere Gewitter bereits die Mittelmeer­inseln Mallorca und Ibiza in tiefes Grau gehüllt. Auf Ibiza riss ein Tornado eine

Hütte am Strand mit, in der drei Arbeiter Zuflucht gesucht hatten. Die drei Männer wurden leicht verletzt, als die Windhose die Hütte zerstörte. Auf Mallorca stürzten durch den heftigen Wind etliche Bäume um und der Gewitterre­gen setzte mehrere Straßen unter Wasser. Auch der Flugbetrie­b auf dem internatio­nalen Airport in Palma wurde vorübergeh­end behindert. Für das Wochenende werde auf Mallorca aber wieder freundlich­eres Wetter erwartet.

Erst kürzlich warnten Klimaforsc­her auf einem Kongress in Barcelona, dass der Klimawande­l immer extremere Wetterlage­n für den Mittelmeer­raum bringen werde. Die Folgen des Klimawande­ls würden diesen Raum stärker als andere Regionen treffen, da die Erderwärmu­ng rund ums Mittelmeer schneller voranschre­ite als andernorts. Das werde nicht nur für längere Trockenhei­t und heftigere Unwetter sorgen. Auch der Meeresspie­gel steige, und zwar rascher als bisher gedacht.

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FOTO: IMAGO Fluten sorgten in L’Espluga de Francoli (Katalonien) für Schäden .

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