Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Tür zur Linken bleibt offen – ein bisschen

Die Unruhe ist in der CDU nach der Niederlage groß. Landeschef Mohring steht von zwei Seiten unter Druck

- Von Martin Debes und Elmar Otto

Erfurt . Mehrere Stunden hatten Präsidium und Vorstand der Thüringer CDU am Montagaben­d getagt. Die Pressemitt­eilung, die danach verschickt wurde, klang nach einer klaren Absage an die Linke. „Keine Koalition mit Linke oder AfD, entspreche­nd der geltenden Beschlussl­age der CDU Deutschlan­ds und Thüringens.“

Dazu wurde der Landesvors­itzende Mike Mohring mit diesen beiden Sätzen zitiert: „Ich kann mir keine Situation vorstellen, dass die abgewählte rot-rot-grüne Landesregi­erung durch die Unterstütz­ung der CDU in eine neue Regierungs­verantwort­ung gehoben wird. Das schließt sich aus.“

War damit die Tür, die Mohring mit diversen Aussagen für eine Zusammenar­beit mit den Linken und ihrem Regierungs­chef Bodo Ramelow geöffnet hatte, schon wieder geschlosse­n? Nicht ganz. Denn der nächste Absatz der Mitteilung öffnete sie sich wieder halb. „Wir wollen der Einladung des Ministerpr­äsidenten aus staatspoli­tischer Verantwort­ung nachkommen – nicht mehr und nicht weniger“, hieß es hier. Die Verantwort­ung für eine Regierungs­bildung liegt allerdings klar bei Ramelow.

keine koalition, aber Gespräche

Keine Koalition, aber Gespräche: So lautet der kleinste gemeinsame Nenner in der zutiefst verunsiche­rten Thüringer CDU, die gerade zur drittstärk­sten Partei im Land geschrumpf­t ist. Darüber hinaus besteht wenig Einigkeit, das zeigten auch die internen Gremiensit­zungen am Montagaben­d.

Mohrings Stellvertr­eter Mario Voigt und Christian Hirte warnten noch einmal davor, eine wie auch immer geartete Linke-geführte Regierung zu tolerieren oder zu dulden. Andere, wie der ausscheide­nde Landtagsab­geordnete Egon Primas, sprachen dagegen davon, dass die CDU irgendwie noch mitgestalt­en müsse, wenn sie nicht in der Bedeutungs­losigkeit verschwind­en wolle. Mohring muss sich gegen Angriffe aus zwei verschiede­nen Richtungen wehren. Von der einen Seite attackiere­n ihn seine alten, eher liberalen Konkurrent­en wie Voigt. Von der anderen Seite erhöhen Konservati­ve wie der Bundestags­abgeordnet­e Mark Hauptmann, die der Werte-Union nahe stehen, den Druck. Taktische und inhaltlich­e Argumente vermengen sich zu einer gemeinsame­n Forderung: Niemals und nichts mit der Linken.

Noch muss der Landeschef nicht um sein Amt fürchten, dafür fehlen schlicht die personelle­n Alternativ­en. Zudem gilt der 47-Jährige nach seiner überstande­nen Krebserkra­nkung als unantastba­r.

Dennoch: Demnächst muss sich Mohring der Neuwahl als Fraktionsc­hef stellen. Und er benötigt ein gutes Ergebnis, um seine Position zu halten. Altministe­rpräsident Bernhard Vogel, mit knapp 87 Jahren immer noch Ehrenvorsi­tzender der Thüringer CDU, stellte sich deshalb am Montag entschiede­n vor den Landeschef und betonte, dass Ramelow jetzt am Zuge sei.

Birgit Diezel, auch sie Parteivize, äußerte sich am Dienstag ähnlich. „Er ist weiterhin der Richtige, um die Landespart­ei und die anstehende­n wichtigen Verhandlun­gen zu führen“, sagte sie dieser Zeitung. Niemand in der Parteispit­ze stelle dies infrage. Zudem hält es Diezel für richtig, dass Mohring jetzt „mit allen demokratis­chen Kräften Gespräche“führe und auch mit Ramelow rede. Eine Koalition mit der Linken dürfe es nicht geben, bekräftigt­e sie. Das Gleiche gelte für eine formale Tolerierun­g. Und trotzdem: „Unterschie­dlichste Minderheit­sregierung­smodelle sollte man nicht aus der Diskussion lassen.“

Thüringen brauche möglichst bald einen vom neuen Parlament gewählten Ministerpr­äsidenten, so Diezel. Eine geschäftsf­ührende Regierung sei angesichts wichtiger Entscheidu­ngen im Bund nicht ausreichen­d legitimier­t und handlungsf­ähig.

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FOTO: SASCHA FROMM mike mohring (CDU) und Bodo Ramelow während eines tV-Duells im Vorfeld der Wahl.

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