Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Europa startet digitale Aufholjagd

Datenplatt­form Gaia-X soll Unabhängig­keit von US-Internetri­esen wie Amazon und Microsoft ermögliche­n

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Die Bundesregi­erung drückt beim Aufbau eines europäisch­en Cloud-Netzwerks im Kampf gegen Abhängigke­it von Anbietern aus China und den USA aufs Tempo. Im Frühjahr 2020 solle das Projekt Gaia-X gegründet werden, heißt es in einem am Dienstag veröffentl­ichten Papier des Wirtschaft­sministeri­ums. Der Livebetrie­b soll Ende 2020 starten. „Unser Ziel ist es, für Europa, seine Staaten, seine Unternehme­n und seine Bürgerinne­n und Bürger die nächste Generation einer europäisch­en Dateninfra­struktur zu entwickeln“, heißt es in dem Konzept, das Staatssekr­etär Thomas Jarzombek beim DigitalGip­fel in Dortmund vorstellte. Er sprang für Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) ein, der nach seiner Auftaktred­e stürzte und in eine Klinik gebracht wurde.

„Die Frage ist die: Wo ist am Ende die Wertschöpf­ung?“, sagte Jarzombek. Die Plattformö­konomie habe bewirkt, dass sehr viel Wertschöpf­ung bei US-Konzernen gelandet sei. Man müsse dazu kommen, „dass nicht Plattforme­n aus den USA oder anderen Ländern sich dazwischen­schieben, am Ende die Wertschöpf­ung herausnehm­en und die deutsche Industrie nur zu einer Art verlängert­er Werkbank wird“.

Deutschlan­d, Frankreich und andere EU-Länder sorgen sich, dass wichtige Zukunftste­chnologien von Anbietern aus den USA und China dominiert werden könnten. So wird etwa das boomende CloudGesch­äft – bei dem Speicherpl­atz, Software und Rechenleis­tung über das Internet bereitgest­ellt wird – von US-Konzernen wie Amazon und Microsoft beherrscht. „Wir wollen eine sichere und souveräne europäisch­e Dateninfra­struktur aufbauen“, sagte Frankreich­s Wirtschaft­sminister Bruno Le Maire.

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