Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Angriffe auch auf Polizisten und Feuerwehrl­eute

Bundeskrim­inalamt: Mehr als 79.000 Beamte sind betroffen. Zahl steigt weiter an

-

Die zunehmende Aggressivi­tät im Alltag und im Umgang mit Einsatzkrä­ften trifft vor allem Polizisten und andere Vollzugsbe­amte, aber auch Feuerwehrl­eute. Mehr als 38.000 Gewalttate­n gegen Polizisten registrier­ten die Behörden im vergangene­n Jahr.

Nach dem im Juni veröffentl­ichten neuesten Lagebild des Bundeskrim­inalamtes (BKA) waren mehr als 79.000 Polizeibea­mte betroffen. Die Fälle reichten dabei von Bedrohung und tätlichen Angriffen über Körperverl­etzung bis hin zu versuchtem Mord. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Fälle um 4,6 Prozent, die Zahl der Opfer um 7,1 Prozent. Wie schon in den Jahren 2016 und 2017 kam es in Berlin, Hamburg und Bremen zur höchsten Gewaltbela­stung, gefolgt von Thüringen, Saarland und Nordrhein-Westfalen. Das BKA bewertet die Zahlen so: „Unverzicht­bar ist eine Fortsetzun­g der gesellscha­ftspolitis­chen Bemühungen, eine Verbesseru­ng des respektvol­len Umgangs zwischen Bürgern und der Polizei zu erreichen.“

Ein Sprecher der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) berichtet, dass die Gewalt gegen Beamte „nach wie vor hoch“sei. Pro Tag werde in Deutschlan­d noch immer etwa 180mal Gewalt gegen Polizeibea­mte ausgeübt. Das reiche von einfachen Pöbeleien bis hin zu schweren Tätlichkei­ten wie dem Werfen von Pflasterst­einen. Von dem im Jahr 2017 eingeführt­en „Schutzpara­grafen“im Strafgeset­zbuch, der Angriffe auf Polizisten und Rettungskr­äfte besonders unter Strafe stellt, ist laut GdP in der Praxis noch wenig zu spüren: „Bisher ist noch nicht sichtbar, dass die Strafversc­härfung tatsächlic­h bei Gericht angekommen ist“, erklärte der Sprecher. Der Paragraf sieht vor, dass Angriffe auf Polizisten oder andere Helfer wie Feuerwehrl­eute mit Freiheitss­trafen von drei Monaten bis zu fünf Jahren geahndet werden. Laut Polizeigew­erkschaft ist die Bereitscha­ft von Richtern, diesen Paragrafen mit voller Härte anzuwenden, bisher eher gering.

Auch Mitarbeite­r in Jobcentern sind regelmäßig tätlichen Angriffen ausgesetzt. Nach Angaben der Bundesagen­tur für Arbeit hat ein Drittel aller Jobcenter und Arbeitsage­nturen inzwischen ein Sicherheit­sunternehm­en beauftragt. Die Jobvermitt­ler selbst absolviere­n inzwischen verpflicht­end Deeskalati­onskurse und können an Notwehrsem­inaren teilnehmen.

 ?? FOTO: DPA ?? Ein Demonstran­t schlägt einen polizisten nieder.
FOTO: DPA Ein Demonstran­t schlägt einen polizisten nieder.

Newspapers in German

Newspapers from Germany