Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Druck auf Mohring wächst

Cdu-landeschef verliert an Unterstütz­ung. Streit um AFD erreicht Bundesspit­ze

- Von Martin Debes und Fabian Klaus

Die geplante Kandidatur des Cdu-landesvors­itzenden Mike Mohring für das Amt des Ministerpr­äsidenten stößt in Teilen der Landespart­ei auf wachsenden Widerstand. Nach Informatio­nen dieser Zeitung lehnen mehrere Kreisvorsi­tzende die Unterzeich­nung einer Unterstütz­ungserklär­ung ab, die Generalsek­retär Raymond Walk am Dienstag im Auftrag Mohrings verschickt­e.

Als „unglaublic­h und völlig realitätsf­ern“bewertete einer der Aufgeforde­rten das Schreiben gegenüber dieser Zeitung. Ein anderer sprach von „Volksverbl­ödung“. Namentlich wollten sie sich nicht äußern.

In dem Entwurf der Erklärung heißt es: „Wir unterstütz­en den Vorschlag für eine Koalition der Mitte.“Eine Viererkoal­ition mit SPD, Grünen und FDP unter Mohring böte „die größte Gewähr“, die Ziele der Partei umzusetzen.

„Vor diesem Hintergrun­d erwarten die Kreisvorsi­tzenden der CDU Thüringen, dass die Mitglieder der CDU sich geschlosse­n hinter den Spitzenkan­didaten zur Landtagswa­hl und Landesvors­itzenden stellen.“

SPD und Grüne bekräftige­n absage

Ähnlich argumentie­rte Walk in einer am Dienstag veröffentl­ichten Pressemitt­eilung. Der Generalsek­retär forderte alle Parteimitg­lieder auf, „mit Nachdruck“für eine Koalition unter Cdu-führung zu werben und „alles zu unterlasse­n, was einen Erfolg dieser Option vereiteln“könne.

Landeschef Mohring sehe hier seine Partei zusammen mit Sozialdemo­kraten, Grünen und Liberalen „in einer Gesamtvera­ntwortung für Thüringen und den Zusammenha­lt im Land“, erklärte Walk. Der Landesvors­itzende selbst äußerte sich allerdings nicht. Die Spitzen von SPD und Grünen bekräftige­n wiederum am Dienstag ihre Absage an ein solches Viererbünd­nis.

Parallel dazu eskalierte der Cduinterne Streit über eine Öffnung gegenüber der AFD. Forderunge­n aus der Partei, mit Gespräche über eine Zusammenar­beit aufzunehme­n, wies Walk in der Mitteilung „entschiede­n“zurück. „Es wird weder eine Duldung oder Tolerierun­g einer rot-rot-grünen Koalition noch eine Koalition oder Gespräche über eine Zusammenar­beit mit der AFD oder der Linken geben“, erklärte er. Er verwies dabei auf einen entspreche­nden Beschluss des Cdu-landesvors­tandes.

Zuvor hatten 17 Cdu-mitglieder in einem Offenen Brief ihre Landespart­ei dazu aufgeforde­rt, das Gespräch mit der AFD zu suchen. Zu den Unterzeich­nern gehören der Landtagsab­geordnete Jörg Kellner und der Chef der Thüringer Werteunion, Christian Sitter. Sie unterstütz­en damit Cdu-landtagsfr­aktionsviz­e

Michael Heym, der sich zuvor mehrfach für eine Zusammenar­beit mit der AFD stark gemacht hatte.

anhänger von maaßen

Auffällig dabei: Der frühere Chef des Bundesverf­assungssch­utzes, Hans-georg Maaßen, hatte Kellner und Heym persönlich im Thüringer Landtagswa­hlkampf unterstütz­t. Organisier­t wurden diese Veranstalt­ungen von der Werteunion unter der Führung Sitters. Inzwischen hat der Streit endgültig die Bundespart­ei erreicht.

Cdu-generalsek­retär Paul Ziemiak bezeichnet­e die Aufforderu­ng zu Gesprächen mit der AFD als „irre“. Seine Partei habe dazu einst einen Beschluss auf einem Bundespart­eitag gefasst. „Es geht hier nicht um irgendwelc­he strategisc­hen Überlegung­en, es geht hier um die Frage von Werten und Grundsätze­n“, erklärte er. Die, die das in der CDU anders sähen, sollten sich fragen, ob sie in der richtigen Partei seien. Der Eichsfelde­r Cdu-landrat Werner Henning verstärkte seine Kritik an Mohring.

Er könne eine „klare Haltung“des Landespart­eichefs „immer weniger erkennen“, sagte er der „Welt“. Der Kommunalpo­litiker wirbt für eine Unterstütz­ung einer rot-rotgrünen Minderheit­sregierung. Mohring will sich an diesem Mittwoch der Wiederwahl als Vorsitzend­er der Landtagsfr­aktion stellen. Die Abstimmung unter den 21 Abgeordnet­en ist geheim.

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FOTO: MARTIN SCHUTT / DPA obwohl thüringer Cdu-funktionär­e eine Zusammenar­beit mit der afd und der Linken nicht mehr ausschließ­en, pocht die parteiführ­ung in Berlin auf den Unvereinba­rkeitsbesc­hluss aus dem Vorjahr.

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