Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Grundschule Schmölln feiert den Fußballtag
Bundesweite Aktion fördert erstmals auch in der Knopfstadt die Freude an der Bewegung
Sorgfältig legen sich die Kinder die Bälle zurecht, bevor sie losdribbeln. Bei einigen klappt der Lauf mit dem Ball schnell, bei einigen braucht es ein paar Anläufe, doch Fortschritte machen sie alle – und zwar schnell. Hier können sie nicht nur durch Tore schießen Punkte sammeln, sondern auch durch ein Laufduell oder andere Übungen. Zwischendurch verteilen die beiden Nachwuchstrainer im Dienste des Bundesligisten Rasenball Leipzig immer wieder Lob oder Tipps. Was am Dienstagvormittag in der Ostthüringenhalle abläuft, hat zwar auf den ersten Blick nicht allzu viel mit Fußball zu schaffen, aber die Freude ist den 28 Schülern deutlich anzumerken. Von der anfänglichen Zurückhaltung und Konzentration ist später nichts mehr zu merken. Als in die Kinder in vier Mannschaften aufgeteilt werden und gegeneinander antreten, johlen und rufen sie, als wären sie schon ewig dem Fußball verbunden. „Die Kinder sind hier ganz anders drauf als im Schulalltag. Der Teamgeist wächst mit jeder Minuten, sie feuern sich gegenseitig an und auf einmal gibt es keine Trennung Junge oder Mädchen, hellhäutig oder dunkel mehr“, sagt Aline Voigt. Die Bankkauffrau in Diensten der Vr-bank Altenburger Land unterstützt die Aktion Fußballtag seit drei Jahren, als dieser erstmals in Altenburg abgehalten wurde.
Immer weniger begeistern sich für Sport
Bei der Auswahl der Teilnehmer wird darauf geachtet, dass die Drittund Viertklässler bislang in keinem Sportverein Mitglieder sind. Denn so sollen auch jene für den Sport gewonnen werden, die bisher keine regelmäßige Bewegung haben. Thomas Vetter kann bestätigen, dass das Defizit vor allem im Bereich Hand-fuß-koordination immer größer wird. „Solche Fähigkeiten wie Klettern, Fangen oder Werfen sind oftmals verkümmert. Durch Smartphones oder Fernsehen fällt es einigen unglaublich schwer, gleichzeitig zu dribbeln und auf den Weg zu schauen. Der Anteil der Kinder, die sich für eine Sportart begeistern können, wird immer kleiner.“Seit dem 1. Oktober ist Vetter Lehrer für Sport und Schwimmen an der Grundschule in Schmölln, zuvor war er Trainer an der Sportoberschule in Leipzig. Erfreut beobachtet er, wie seine Schüler unter der Anleitung immer komplexere Übungen absolvieren.
„Alles, was mit Bewegung zu tun hat, ist gut. Je mehr Bewegung die Kinder haben, desto besser lernen sie auch“, sagt Schulleiterin Jana Goßmann. Sie erstaunt ebenfalls, wie gut sich die Kinder in den Aufgaben machen. Aus ihrer Sicht wäre es optimal, wenn die Schüler anschließend gleich ein Schnuppertraining bei ihren örtlichen Sportvereinen absolvieren. Der Grundstein sei schon damit gelegt, dass jeder Teilnehmer einen Ball sowie ein Trikot geschenkt bekommen hat. „Die gehen hier mit stolz geschwellter Brust hier raus“, sagt Goßmann.
Die einzige Kooperation in Ostdeutschland
„Die Resonanz in Altenburg war schon sehr gut. Wir konnten viele Kinder aus sozial schwachen Familien oder mit Migrationshintergrund gewinnen, sich aktiv bei einem Verein anzumelden“, sagt Bianca Schmidt, ebenfalls von der Vr-bank. Gerade die Mädchen, die aus Ländern stammen, in denen Frauen das Fußballspiel verboten sei, blühen dabei auf. Bereits jetzt sei man in den Planungen für die Aktion Fußballtag im kommenden Jahr, der erneut in Altenburg und Schmölln stattfinden soll.
Ersonnen hat die Idee dafür Jo Eller, der in einem Kinderdorf aufgewachsen ist. Vor zehn Jahren hat der Schwabe den Verein gegründet und den ersten Fußballtag organisiert. Inzwischen gibt es diesen an 100
Orten in ganz Deutschland, haben rund 6000 Kinder daran teilgenommen. Er richtet sich an Kinder der dritten und vierten Klasse, in den Kinderdörfern an Jugendliche bis 17 Jahre. „Wir sind stolz, dass die Kooperation hier im Landkreis seit
Jahren so gut funktioniert. Das ist die einzige in Ostdeutschland“, sagt er. Die Jugend könne man mit Trainern aus der Bundesliga am ehesten motivieren, allerdings erfahre der Verein trauriger Weise keinerlei Unterstützung vom Deutschen Fußball-bund
(DFB). „Wir wollen die Kinder für den Sport begeistern, damit sie ihn weiter betreiben“, sagt Eller. Von den bisherigen Teilnehmern seien etwa 800 anschließend dem örtlichen Fußballverein beigetreten.