Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Grundschul­e Schmölln feiert den Fußballtag

Bundesweit­e Aktion fördert erstmals auch in der Knopfstadt die Freude an der Bewegung

- Von Andreas Bayer

Sorgfältig legen sich die Kinder die Bälle zurecht, bevor sie losdribbel­n. Bei einigen klappt der Lauf mit dem Ball schnell, bei einigen braucht es ein paar Anläufe, doch Fortschrit­te machen sie alle – und zwar schnell. Hier können sie nicht nur durch Tore schießen Punkte sammeln, sondern auch durch ein Laufduell oder andere Übungen. Zwischendu­rch verteilen die beiden Nachwuchst­rainer im Dienste des Bundesligi­sten Rasenball Leipzig immer wieder Lob oder Tipps. Was am Dienstagvo­rmittag in der Ostthüring­enhalle abläuft, hat zwar auf den ersten Blick nicht allzu viel mit Fußball zu schaffen, aber die Freude ist den 28 Schülern deutlich anzumerken. Von der anfänglich­en Zurückhalt­ung und Konzentrat­ion ist später nichts mehr zu merken. Als in die Kinder in vier Mannschaft­en aufgeteilt werden und gegeneinan­der antreten, johlen und rufen sie, als wären sie schon ewig dem Fußball verbunden. „Die Kinder sind hier ganz anders drauf als im Schulallta­g. Der Teamgeist wächst mit jeder Minuten, sie feuern sich gegenseiti­g an und auf einmal gibt es keine Trennung Junge oder Mädchen, hellhäutig oder dunkel mehr“, sagt Aline Voigt. Die Bankkauffr­au in Diensten der Vr-bank Altenburge­r Land unterstütz­t die Aktion Fußballtag seit drei Jahren, als dieser erstmals in Altenburg abgehalten wurde.

Immer weniger begeistern sich für Sport

Bei der Auswahl der Teilnehmer wird darauf geachtet, dass die Drittund Viertkläss­ler bislang in keinem Sportverei­n Mitglieder sind. Denn so sollen auch jene für den Sport gewonnen werden, die bisher keine regelmäßig­e Bewegung haben. Thomas Vetter kann bestätigen, dass das Defizit vor allem im Bereich Hand-fuß-koordinati­on immer größer wird. „Solche Fähigkeite­n wie Klettern, Fangen oder Werfen sind oftmals verkümmert. Durch Smartphone­s oder Fernsehen fällt es einigen unglaublic­h schwer, gleichzeit­ig zu dribbeln und auf den Weg zu schauen. Der Anteil der Kinder, die sich für eine Sportart begeistern können, wird immer kleiner.“Seit dem 1. Oktober ist Vetter Lehrer für Sport und Schwimmen an der Grundschul­e in Schmölln, zuvor war er Trainer an der Sportobers­chule in Leipzig. Erfreut beobachtet er, wie seine Schüler unter der Anleitung immer komplexere Übungen absolviere­n.

„Alles, was mit Bewegung zu tun hat, ist gut. Je mehr Bewegung die Kinder haben, desto besser lernen sie auch“, sagt Schulleite­rin Jana Goßmann. Sie erstaunt ebenfalls, wie gut sich die Kinder in den Aufgaben machen. Aus ihrer Sicht wäre es optimal, wenn die Schüler anschließe­nd gleich ein Schnuppert­raining bei ihren örtlichen Sportverei­nen absolviere­n. Der Grundstein sei schon damit gelegt, dass jeder Teilnehmer einen Ball sowie ein Trikot geschenkt bekommen hat. „Die gehen hier mit stolz geschwellt­er Brust hier raus“, sagt Goßmann.

Die einzige Kooperatio­n in Ostdeutsch­land

„Die Resonanz in Altenburg war schon sehr gut. Wir konnten viele Kinder aus sozial schwachen Familien oder mit Migrations­hintergrun­d gewinnen, sich aktiv bei einem Verein anzumelden“, sagt Bianca Schmidt, ebenfalls von der Vr-bank. Gerade die Mädchen, die aus Ländern stammen, in denen Frauen das Fußballspi­el verboten sei, blühen dabei auf. Bereits jetzt sei man in den Planungen für die Aktion Fußballtag im kommenden Jahr, der erneut in Altenburg und Schmölln stattfinde­n soll.

Ersonnen hat die Idee dafür Jo Eller, der in einem Kinderdorf aufgewachs­en ist. Vor zehn Jahren hat der Schwabe den Verein gegründet und den ersten Fußballtag organisier­t. Inzwischen gibt es diesen an 100

Orten in ganz Deutschlan­d, haben rund 6000 Kinder daran teilgenomm­en. Er richtet sich an Kinder der dritten und vierten Klasse, in den Kinderdörf­ern an Jugendlich­e bis 17 Jahre. „Wir sind stolz, dass die Kooperatio­n hier im Landkreis seit

Jahren so gut funktionie­rt. Das ist die einzige in Ostdeutsch­land“, sagt er. Die Jugend könne man mit Trainern aus der Bundesliga am ehesten motivieren, allerdings erfahre der Verein trauriger Weise keinerlei Unterstütz­ung vom Deutschen Fußball-bund

(DFB). „Wir wollen die Kinder für den Sport begeistern, damit sie ihn weiter betreiben“, sagt Eller. Von den bisherigen Teilnehmer­n seien etwa 800 anschließe­nd dem örtlichen Fußballver­ein beigetrete­n.

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FOTO: ANDREAS BAYER 28 Schüler der dritten und vierten Klasse der Grundschul­e Schmölln haben einen Vormittag lang Freude an der Bewegung erfahren. Über 6000 Kinder haben in den letzten zehn Jahren an der Aktion Fußballtag teilgenomm­en.
 ?? FOTO: ANDREAS BAYER ?? Schüler der dritten und vierten Klasse der Grundschul­e Schmölln haben viel Freude an den einzelnen Stationen in der Ostthüring­enhalle.
FOTO: ANDREAS BAYER Schüler der dritten und vierten Klasse der Grundschul­e Schmölln haben viel Freude an den einzelnen Stationen in der Ostthüring­enhalle.

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