Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Wertvolle Klebebände zu sehen

Grafiken zur englischen Geschichte werden ausgestell­t. Neue Medienstat­ion erweitert künftige Ausstellun­gen

- Von Marcus Voigt

Es sind Werke, die von künstleris­chem Anspruch, historisch­em Interesse und liebevolle­r Sorgfalt zeugen: Die Klebebände der englischen Prinzessin Elizabeth (1770-1840), die sich mit der Geschichte ihres Landes beschäftig­en. In der Ausstellun­g „Die Klebebände der englischen Prinzessin Elizabeth“sind ausgewählt­e Grafiken und Texte aus zwei der insgesamt sechs Klebebände ab diesem Wochenende im Greizer Sommerpala­is zu sehen.

Die Ausstellun­g steht im Kontext des „Wochenende­s der Graphik“, das vom Netzwerk Graphische Sammlungen, zu dem auch das Sommerpala­is gehört, initiiert wird. Erarbeitet wurde die Schau von Sarah Brandt, die in Kürze ihr Volontaria­t in der Staatliche­n Bücherund Kupferstic­hsammlung beendet. Die 28-Jährige hat die Klebebände in den vergangene­n Monaten wissenscha­ftlich bearbeitet und digitalisi­ert. „Man spürt dabei eine gewisse Ehrfurcht, denn der Wert der Bände lässt sich nicht so leicht ersetzen“, sagt Brandt. Bis zum 3. Dezember können sich Besucher im Sommerpala­is von dieser Aura überzeugen.

Von Kriegen und Hochzeiten

Die Klebebände hat Elizabeth, Tochter von George III. (17381820), zusammen mit ihrer Schwester Mary (1776-1857) erstellt. Dazu besorgten sich die beiden Schwestern von überall her Grafiken mit Porträts, die bekannte Persönlich­keiten der englischen Historie zeigen. Daneben niedergesc­hriebene Texte ordnen deren Wirken in der Geschichte des Landes ein. „Welcher Krieg gerade geführt wurde oder wer wen geheiratet hat, das al- les ist den Klebebände­n zu entnehmen“, sagt Sarah Brandt. Die Klebebände behandeln den Zeitraum von König Henry VII. (1457-1509) bis König James I. (1566-1625).

Und das ist eine Besonderhe­it, wie die Direktorin der Staatliche­n Bücher- und Kupferstic­hsammlung, Eva-maria von Máriássy, betont. George III. und seine Frau Sophie Charlotte von Mecklenbur­g-strelitz waren das erste britische Königspaar, das Englisch sprach. Daraus sei das Interesse an der Geschichte des eigenen Landes erwachsen, das zusammen mit einer großen Kunstaffin­ität an die Töchter weitergege­ben wurde. Prinzessin Elizabeth habe sich dabei als besonders talentiert erwiesen.

Medienstat­ion ermöglicht Blick in die Depots

Über die Zeit habe deren künstleris­ches Vermächtni­s gelitten, denn einige Grafiken wurden zu unterschie­dlichen Zwecken aus den Klebebände­n

herausgelö­st. „Das ist, als würde man aus dem Fotoalbum von Oma einzelne Bilder herausreiß­en, weil man mit dem Rest nichts anfangen kann“, sagt von Máriássy. Nicht nur, weil die Sammlung aus diesem Grund akribisch aufgearbei­tet werden musste, sei sie eine „wahre Kirsche“unter den Ausstellun­gen des Sommerpala­is.

Ebenso erfreut zeigt sich Museumsche­fin von Máriássy, dass sie am Samstag eine neue Medienstat­ion für ihre Besucher freigeben kann. An dieser können sich die Kunstinter­essierten durch die Digitalisa­te aus den Depots der Staatliche­n Bücher- und Kupferstic­hsammlung und des Satiricum klicken. „Eine feine Sache. Ich bin froh, dass wir bis zu dieser Ausstellun­g damit fertig geworden sind“, sagt von Máriássy. Ziel sei es nun, die Inhalte der Medienstat­ion ständig wachsen zu lassen, um den Besuchern jederzeit einen umfassende­n Blick in die Schätze des Sommerpala­is bieten zu können.

 ?? FOTO: MARCUS VOIGT ?? Sarah Brandt, Volontärin der Staatliche­n Bücher- und Kupferstic­hsammlung in Greiz, hat für die Ausstellun­g "Die Klebebände der englischen Prinzessin Elizabeth" historisch­e Klebebände digitalisi­ert.
FOTO: MARCUS VOIGT Sarah Brandt, Volontärin der Staatliche­n Bücher- und Kupferstic­hsammlung in Greiz, hat für die Ausstellun­g "Die Klebebände der englischen Prinzessin Elizabeth" historisch­e Klebebände digitalisi­ert.

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