Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Freispruch oder Suspendierung
Ringer Martin Obst soll eine Kontrolle der Nada verpasst haben. Am Wochenende steht er für Greiz auf der Matte
Am Sonnabend empfangen die Greizer Ringer den deutschen Meister SV Wacker Burghausen und am Sonntag treten die Bundesligakämpfer in Nürnberg an.
Eine feste Größe in der Staffel von Trainer Tino Hempel ist Martin Obst, Em-zweiter 2018 und deutscher Meister. Kein Wunder. Der Freistilringer war maßgeblich am 15:13-Heimsieg gegen Schorndorf beteiligt. Der Publikumsliebling bearbeitete seinen Gegner von der ersten Sekunde an, führte schon 17:0 und drückte den früheren Pausaer Zalik Sultanov auf beide Schultern.
„Das macht das Mannschaftsringen aus, dass du nach einer 8:0-Führung nicht einen einzigen Angriff weglassen kannst, sondern durchziehen musst, bis die vier Punkte für die Mannschaft auf dem Konto sind. Das setzt Adrenalin frei.“
Nach dem Kampf ließ der Schorndorfer Trainer Sedat Sevsay ein zweites Protokoll anfertigen und bestand auf einem Protest: gegen die Wertung des Kampfes von Martin Obst wegen eines Dopingvergehens. Auf unsere Bitte, den Vorwurf zu konkretisieren, sagte Sevsay: Er habe von anderen Trainern gehört, „dass Obst eine Dopingkontrolle verweigert habe.“
Um den Kampfrichtertisch bildete sich eine Traube, es wurde heftig diskutiert. „Das ist doch alles Quatsch! Ich habe alle Kontrollen gemacht. Alle negativ“, antwortet Martin Obst. Was ist da los?
Der Berliner soll vor fünf Monaten eine Dopingkontrolle der nationalen Anti-doping Agentur (Nada) verpasst oder abgelehnt haben. Das ist die Frage, die im Raum steht. Noch am selben Tag kam die Nada zum Zug – Ergebnis negativ. Damit ist das Thema aber nicht erledigt.
Lars Mortsiefer, Vorstandsmitglied der Nada, sagte auf Anfrage dieser Zeitung: „Das Verfahren geht in die finale Phase. Es wird zeitnah eine Zeugenbefragung geben, um den Fall zu entscheiden.“Hintergrund:
Es gehe letztlich darum, ob vorsätzlich gehandelt wurde oder nicht – also Freispruch oder Suspendierung für vier Jahre nach Artikel 2.3. Die Nada, so war weiter zu erfahren, hat dem Deutschen Ringer-bund (DRB) vor Saisonbeginn keine Empfehlung ausgesprochen,
Martin Obst zu sperren. Also wird er auch am Samstag gegen Burghausen und in Nürnberg auf die Matte gehen. „Wir wollen in beiden Kämpfen unsere stärkste Mannschaft aufbieten, auch gegen den übermächtigen deutschen Meister aus Burghausen“, sagt Trainer Tino Hempel.
Doch es ist nicht nur Burghausen. n der Vorrundengruppe der Greizer kämpft mit den Red Devils Heilbronn auch der Vizemeister. „Klar, das ist Hammer! Hammer! Hammer! Die stärkste Vorrundengruppe der Bundesliga überhaupt“, sagt der Trainer, entgegnet aber: „Unsere Fans können so auch deutsche und internationale Top-ringer sehen. Ringen auf Weltklasseniveau – und wir Greizer mittendrin.“
Mit einem Sieg in Nürnberg hätten die Ostthüringer die Chance, die Vorrunde auf Platz drei abzuschließen. „Das ist unser Ziel. So stellen wir die Mannschaft auf.“Schon am Freitag will der frühere Greco-spezialist seine „Schäfchen“begrüßen, die Kämpfer mit einem Training auf das Wochenende einstimmen. Anders als sonst wird der Bundesligacoach den einen oder anderen Gästeringer mehr einfliegen lassen, um etwas Spielraum in der Aufstellung zu haben. Maximal vier der zehn Ringer, die in einem Bundesligakampf aufgeboten werden, dürfen aus dem Ausland kommen.
„In Nürnberg sind wir erst beim Wiegen schlauer, es wird auf Kleinigkeiten ankommen“, sagt der Trainer. Nach der Vorrunde rückt der Erste und Zweite in die K.o.-runde. Nur zwei der insgesamt drei Drittplatzierten der jeweiligen Vorrundengruppe ziehen auch ins Viertelfinale ein. Sie werden per Los ermittelt. Keine glückliche Regelung, die der Ringerbund sich da einfallen lassen hat. Den Greizern wäre eine sportliche Wertung, zum Beispiel anhand der erkämpften Vorrundenpunkte, lieber. Nach dem Kampf am 21. Dezember gegen Nürnberg werden die Greizer wissen, ob sie in die Lostrommel kommen – oder nicht.