Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Maas: „Wir sind den USA in Dankbarkei­t verpflicht­et“

Außenminis­ter spricht über die Wiedervere­inigung

- Von Michael Backfisch

Es ist fast schon eine politische Liebeserkl­ärung. „Lieber Mike“, sagt Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) und lächelt seinen amerikanis­chen Amtskolleg­en Mike Pompeo an. Beide treffen sich am Donnerstag­nachmittag in Leipzig. „Ohne die Führungskr­aft Amerikas hätte es keine Wiedervere­inigung gegeben.“Und: „Wir sind euch in großer Verbundenh­eit und in großer Dankbarkei­t verpflicht­et“, fügt er hinzu. Pompeo bedankt sich, bleibt aber bei der formalen Anrede „Herr Maas“. Für ihn sei es eine „Reise in die Vergangenh­eit“, betont der Amerikaner, der in den 80er-jahren als junger Us-soldat bei Bayreuth nahe der deutsch-deutschen Grenze stationier­t war.

Bei einer Fragestund­e im Bundestag gab es Kritik

Maas’ Auftritt wirkt wie eine kleine Wiedergutm­achung. Am Mittwoch musste er bei einer Fragestund­e im Bundestag heftige Kritik einstecken. In einem Meinungsbe­itrag zum 30. Jahrestag des Mauerfalls hatte er in überschwän­glichen Worten den Osteuropäe­rn für ihre friedliche­n Demonstrat­ionen gedankt. Die internatio­nal treibende Kraft der Wiedervere­inigung, die USA und ihren damaligen Präsidente­n George Bush senior, ließ der Außenminis­ter unter den Tisch fallen, was einige Abgeordnet­e rügten. „Ein historisch­er Fehltritt, der völlig unverständ­lich ist“, polterte der Vorsitzend­e des Auswärtige­n Ausschusse­s, Norbert Röttgen (CDU).

In der Vergangenh­eit war Maas mit Blick auf die Wortwahl Richtung Washington wenig zimperlich. „Wir können uns auf das Weiße Haus nicht mehr uneingesch­ränkt verlassen“, erklärte der Außenminis­ter im Juli 2018. Es war eine Replik auf Us-präsident Donald Trump, der die EU zuvor wegen ihres Handelsbil­anzübersch­usses als „Feind“Amerikas etikettier­t hatte.

Aber am Donnerstag war Gemeinsamk­eit und Symbolik angesagt. Gegen Mittag traf Pompeo den deutschen Außenminis­ter im Örtchen Mödlareuth. Das Dorf mit knapp 50 Einwohnern war zur Zeit der deutschen Teilung von einer Grenzmauer durchschni­tten und hatte deshalb den Beinamen „Little Berlin“. Später reisten die beiden Politiker nach Leipzig weiter. In Halle besuchten sie den Ort des Anschlags vom 9. Oktober.

Mit seinem zweitägige­n Besuch in Deutschlan­d will Pompeo die transatlan­tische Partnersch­aft stärken. Doch die deutsch-amerikanis­chen Beziehunge­n sind seit dem Amtsantrit­t von Trump angespannt. Die USA werfen Deutschlan­d mangelnde Militäraus­gaben vor und kritisiere­n das deutsch-russische Pipeline-projekt Nord Stream 2. Im Atom-streit mit dem Iran fahren die Europäer einen anderen Kurs als die USA.

Zudem droht Washington der EU mit Strafzölle­n, was vor allem die deutsche Autoindust­rie treffen könnte. Beim chinesisch­en Netzwerkau­srüster Huawei machen die Amerikaner ebenfalls Druck. Sie wollen, dass das Unternehme­n aus dem Bieterverf­ahren für das deutsche 5G-mobilfunkn­etz ausgeschlo­ssen wird. Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-karrenbaue­r (CDU) und Außenminis­ter Maas zeigten sich hierfür aufgeschlo­ssen, Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) bremst hingegen.

Seine Deutschlan­d-visite beendet Pompeo an diesem Freitag mit einem großen Aufschlag in Berlin. Er trifft Merkel, Kramp-karrenbaue­r und Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD). Am Morgen will er in der Körber-stiftung eine Grundsatzr­ede halten. Leitmotiv ist die „fortdauern­de Notwendigk­eit, freie Nationen und freie Völker zu verteidige­n“, teilte das Us-außenminis­terium mit.

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FOTO: JOHN MACDOUGALL / DPA Mike Pompeo (l.) und Heiko Maas in Mödlareuth.

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