Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Weniger Frauen im Landtag

31 Prozent der neuen Abgeordnet­en sind weiblich. Männerdomi­nanz bei CDU und AFD

- Von Martin Debes

Linke-landeschef­in Susanne Hennig-wellsow befürchtet, dass Frauen in Thüringen in den nächsten fünf Jahren politisch in die Defensive geraten. „Der geringe Frauenante­il im Parlament ist eine Katastroph­e und wird zu Nachteilen führen“, sagte sie dieser Zeitung. „Die Gleichbere­chtigung ist nicht gesichert.“

Im neuen Landtag wird nicht einmal jedes dritte Mitglied eine Frau sein. Hatte das Thüringer Parlament bisher mit 42 Prozent den bundesweit höchsten Frauenante­il, sinkt er nun auf etwa 31 Prozent. Dies bedeutet nur noch einen mittleren Platz im nationalen Vergleich. Diese Entwicklun­g hat vor allem mit CDU und AFD zu tun. So sitzen in der neuen Unionsfrak­tion nur zwei Frauen – und 19 Männer. Zwar hatte die CDU, die eine feste Quote ablehnt, ihre Wahlliste auf den ersten 20 Plätzen zur Hälfte weiblich besetzt. Da aber die Partei trotz ihres Absturzes bei den Zweitstimm­en 21 Wahlkreise über die Erststimme­n gewann, sitzen in der neuen Fraktion ausschließ­lich Direktkand­idaten. In den 44 Wahlkreise­n hatten 12 Frauen für die CDU kandidiert. Von ihnen setzten sich aber nur Beate Meißner in Sonneberg und Christina Tasch im Eichsfeld durch. Cdu-generalsek­retär Raymond Walk sieht deshalb die Verantwort­ung dafür nicht bei seiner Partei. „Wir haben mit der paritätisc­hen Besetzung ein klares Zeichen gesetzt“, sagt er. „Der Wähler hat es sich aber anders gewünscht.“Auch die AFD ist männlich dominiert. In der 22-köpfigen Fraktion sitzen drei Frauen, auf dem Listenpart­eitag gab es keine Quote.

Die Abgeordnet­en von Linke, SPD und Grüne zogen hingegen vor allem über die durchgängi­g paritätisc­h besetzten Listen ein. Deshalb liegt in ihren Fraktionen der Frauenante­il auch mindestens bei rund 50 Prozent. Zuletzt hatte die rot-rotgrüne Koalition ein Paritätsge­setz durchgeset­zt, das bei der nächsten Landtagswa­hl allen Parteien quotierte Listen vorschreib­t.

Die ehemalige Ministerpr­äsidentin Christine Lieberknec­ht (CDU), die aus dem Landtag ausscheide­t, sieht das Wahlergebn­is als Beleg dafür, dass eine Quotierung nur bedingt funktionie­rt. „Es geht darum, von Grund auf inhaltlich und strukturel­l die Repräsenta­nz von Frauen für Frauen zu erhöhen“, sagte sie. Dies beginne bereits in den Kommunalpa­rlamenten.

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