Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Eine Diktatur ist immer ein Unrecht

- Von Jörg Riebartsch

Es ist eine schöne Fügung der Zeitläufe, dass sich heute zum 30. Mal der Fall der Berliner Mauer jährt. Es war der Anfang vom Ende der Parteidikt­atur in der DDR durch die SED. Fügung deshalb, weil das Unrecht dieses Staates mehr und mehr aus dem Blickfeld gerät, die Taten der Diktatur gezielt vernebelt, verniedlic­ht und verharmlos­t werden.

Das wollen sich nicht alle, die in der DDR groß geworden sind, gefallen lassen. So entstehen private Projekte wie jenes von Martin Fischer, der aus Weida in Ostthüring­en stammt. Er wendet sich in regelmäßig­en Sprachsend­ungen dagegen, die DDR im Nachhinein als

Spaßdiktat­ur zu verklären. Zeitzeugen lässt er schildern, wie das damals wirklich war in der DDR.

Offizielle­r, und damit nicht minder bedeutsam, ist die Stasi-unterlagen­behörde. So gründlich deutsch die Staatssich­erheit, die Stasi, in der DDR Material gegen ihr eigenes Volk sammelte und unerwünsch­te Dinge verschleie­rte, so gründlich deutsch wird das wiederum seit Jahrzehnte­n ans Licht gebracht. Deshalb sind auch viele ehemalige Bürger der DDR überrascht, was ihnen die Diktatur der SED wirklich alles über die eigene Wahrnehmun­g hinaus bescherte.

Der Sündenkata­log des Unrechts ist lang, fängt bei Bedrohunge­n

von Schulleite­rn gegenüber Schülern an, wenn diese aus der FDJ austraten, umfasst das Verheimlic­hen von Übergriffe­n auf Fremdarbei­ter aus Vietnam oder Nazi-schmierere­ien an Kasernen der Nationalen Volksarmee. Da ist die DDR als Waffenlief­erant für den Iran und den Irak noch gar nicht genannt. Oder der Verkauf eigener Bürger, sei es für pharmazeut­ische Versuche oder die Ausreise in die BRD. Das gezielte Erschießen von Menschen, die vor solchen Ungerechti­gkeiten eines Staates fliehen mochten, gehört zu den traurigen Höhepunkte­n. Eine Diktatur ist immer ein Unrecht. Niemand sollte das schönreden.

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