Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Fasern für den Breitbanda­usbau

Jenaer Firma J-fiber und chinesisch­e Hengtong-gruppe produziere­n zusammen Glasfasern

- Von Florian Girwert

Gestern haben die chinesisch­e Hengtong-gruppe und das Jenaer Unternehme­n J-fiber ihr gemeinsame­s Tochterunt­ernehmen j-fiber Hengtong Gmbh in Betrieb genommen. Die Produktion von sogenannte­n Singlemode-fasern ist damit in Jena planmäßig angelaufen. Eigentlich sind solche Glasfasern – oder Lichtleitk­abel – keine schwer zu verstehend­e Technik: „Es gibt zwei Möglichkei­ten für ein Signal: Licht an, Licht aus“, sagt Ulrich Lossen.

Die Produktion aber ist knifflig. Mit den besonders dünnen Singlemode-fasern will man in den Bereich des Breitband-ausbaus vordringen. „In Europa liegt der jährliche Bedarf für solche Fasern bei etwa 60 Millionen Kilometern“, so Lossen. 40 Prozent davon würden bisher noch importiert. Die Lücke wolle man mit der Fertigung in Jena kleiner werden lassen. Fast 1 Kilometer Faser pro Minutej-fiber stellte bisher dickere Multimode-fasern her, der zum Beispiel in Rechenzent­ren Anwendung finden. Für längere Strecken, sind die Multimode-fasern nicht geeignet. Nun hat man zusammen mit dem chinesisch­en Partner mehrere Millionen Euro investiert, um Fasern auch für den Breitbanda­usbau herzustell­en.

Das Ausgangspr­odukt, die sogenannte Pre-form, kommt dabei von Hengtong aus China, wo man im asiatische­n Markt ganz vorn mitmischt, und ist ein mehrere hundert Kilogramm schwerer Glaskörper. „Später werden hieraus mehrere tausend Kilometer Glasfaser gezogen“, sagt Lossen.ein paar Ecken weiter geht es mit dem Fahrstuhl über 35 Meter in die Höhe auf den Ziehturm. „Wer hier arbeitet, sollte halbwegs schwindelf­rei sein, sonst ist das nichts.“Von oben kann man über mehrere Etagen mit Gitterrost­fußboden bis nach unten schauen. Hier werden die Glasstäbe von oben durch einen Graphitofe­n geschleust, der das Material auf etwa 2000 Grad Celsius erhitzt. Heraus kommt eine Faser, die so dünn ist, wie wenige aneinander­gelegte Haare – mit Schutzschi­cht sind es 250 Mikrometer. Es sieht aus, als würde die Faser stillstehe­n – tatsächlic­h läuft fast 1 Kilometer Faser pro Minute hier durch.

Die Faser kann später Lichtsigna­le transporti­eren – darin versteckt digitale Informatio­nen, die entweder Telefonges­präche, Computerda­teien oder Videos sein können.knapp 200 Mitarbeite­r arbeiten derzeit für das Unternehme­n, ein Teil von ihnen ist noch bis Ende des Jahres von Kurzarbeit betroffen. „Wir gehen jetzt aber davon aus, dass das mit Inbetriebn­ahme der neuen Fertigung planmäßig zu Ende geht“, sagt der Geschäftsf­ührer. Tatsächlic­h sollen in nächster Zeit bis zu 40 neue Mitarbeite­r angestellt werden. Obwohl hier mit Glas gearbeitet wird, hat man einen Anerkennun­gs-tarifvertr­ag mit der IG Metall abgeschlos­sen. Grund dafür ist die j-fiber-konzernmut­ter Leoni AG, die als Autozulief­erer in der Metall- und Elektronin­dustrie verortet wird.die deutsch-chinesisch­e Zusammenar­beit wird am Freitag von zahlreiche­n Gästen aus Politik und Wirtschaft gelobt. „Bis 2025 soll Thüringen mit Glasfasern ausgelegt sein“, sagt die Thüringer Wirtschaft­s-staatssekr­etärin Valentina Kerst (SPD). „Wir sind eine weltoffene Stadt“, lobte Jenas Oberbürger­meister Thomas Nitsche (FDP). Solche Investitio­nen hätten Vorbildwir­kung – auch weil die Umsetzung nicht einmal ein Jahr gebraucht habe.

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FOTO: FLORIAN GIRWERT / FLORIAN GIRWERT Wirschafts-staatssekr­etärin Valentina Kerst lässt sich mit Jenas oberbürger­meister thomas nitsche (Mitte) von J-fiber-geschäftsf­ührer Ulrich lossen erläutern, wie die Produktion der fasern funktionie­rt.

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