Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Klangflächen erinnern an See bei Nacht
Philharmonie spielt Mahler und Scartazzini
Nach seinen Stücken „Torso“und „Epitaph“erklang als Uraufführung Andrea Lorenzo Scartazzinis „Spiriti“. Feine Klänge des zehnfach besetzten Schlagwerks verbinden sich mit schattenhaften Klappgeräuschen der Holzbläser und sich zögernd entwickelnden Streicherklängen. Aus ihnen bilden sich Klangflächen, die an einen stillen See bei Nacht erinnern. Sie werden durch ätherisch wirkende Klangtupfer aller Schlaginstrumente angereichert.
Die Klänge in „Spiriti“erinnern an huschende Elfen und Kobolde. Sie bilden einen Kontrast zum wuchtigen Beginn des ersten Satzes von Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 3 in d-moll. Simon Gaudenz, das Jenaer Philharmonische Orchester und die Frauen des Philharmonischen Chores haben den Spannungsbogen der ersten drei Stücke des Scartazzini-zyklus eindrucksvoll gestaltet. Wie es dem Orchester unter ihrem Chefdirigenten gelang, den riesigen Bogen innerhalb der Mahler-sinfonie zu schlagen, verdient höchste Anerkennung. Das betrifft die Collagen der Militärmärsche im Kopfsatz, die tänzerischverspielten Melodien im zweiten und die an Dorfmusik auf Tanzböden erinnernden Passagen des dritten Satzes mit seinem aus der Ferne tönenden Posthorn-solo (Steffen Naumann).
Diesen drei ganz verschiedenen musikalischen Erzähl-ebenen folgt die Vertonung von Nietzsches „O Mensch, gib acht“, intensiv interpretiert von Ida Aldrian. Im fünften Satz überzeugten die Solistin, die Frauen- und Knabenstimmen mit „Es sungen drei Engel“, ehe im 6. Satz sich scheinbar endlos ein ruhevolles, inniges Thema in allen Instrumentengruppen ausbreitet und in strahlendem D-dur ausklingt. Stürmischer Applaus.