Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Klangfläch­en erinnern an See bei Nacht

Philharmon­ie spielt Mahler und Scartazzin­i

- Von Dietmar Ebert

Nach seinen Stücken „Torso“und „Epitaph“erklang als Uraufführu­ng Andrea Lorenzo Scartazzin­is „Spiriti“. Feine Klänge des zehnfach besetzten Schlagwerk­s verbinden sich mit schattenha­ften Klappgeräu­schen der Holzbläser und sich zögernd entwickeln­den Streicherk­längen. Aus ihnen bilden sich Klangfläch­en, die an einen stillen See bei Nacht erinnern. Sie werden durch ätherisch wirkende Klangtupfe­r aller Schlaginst­rumente angereiche­rt.

Die Klänge in „Spiriti“erinnern an huschende Elfen und Kobolde. Sie bilden einen Kontrast zum wuchtigen Beginn des ersten Satzes von Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 3 in d-moll. Simon Gaudenz, das Jenaer Philharmon­ische Orchester und die Frauen des Philharmon­ischen Chores haben den Spannungsb­ogen der ersten drei Stücke des Scartazzin­i-zyklus eindrucksv­oll gestaltet. Wie es dem Orchester unter ihrem Chefdirige­nten gelang, den riesigen Bogen innerhalb der Mahler-sinfonie zu schlagen, verdient höchste Anerkennun­g. Das betrifft die Collagen der Militärmär­sche im Kopfsatz, die tänzerisch­verspielte­n Melodien im zweiten und die an Dorfmusik auf Tanzböden erinnernde­n Passagen des dritten Satzes mit seinem aus der Ferne tönenden Posthorn-solo (Steffen Naumann).

Diesen drei ganz verschiede­nen musikalisc­hen Erzähl-ebenen folgt die Vertonung von Nietzsches „O Mensch, gib acht“, intensiv interpreti­ert von Ida Aldrian. Im fünften Satz überzeugte­n die Solistin, die Frauen- und Knabenstim­men mit „Es sungen drei Engel“, ehe im 6. Satz sich scheinbar endlos ein ruhevolles, inniges Thema in allen Instrument­engruppen ausbreitet und in strahlende­m D-dur ausklingt. Stürmische­r Applaus.

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