Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Bewegte Tage in Schmölln
Das gab es lange nicht: Schmölln muss den Gürtel enger schnallen. Allerdings muss das nicht das Ende der Knopfstadtwelt bedeuten. Die finanzielle Baustelle birgt nämlich auch Chancen. Beispielsweise die, dass sich die Fraktionen im Stadtrat auf ihre Stärke besinnen: Zusammenarbeit im Dienste der Wählerschar und zum Wohle der Stadt samt all ihrer Ortsteile. Warum? Weil Blicke in soziale Netzwerke belegen und manche Ausschusssitzung offenbart, dass das, was Schmölln immer auszeichnete, aus dem Blick geraten ist: respektvoller Umgang miteinander um der Sache willen.
Ein Schauplatz ganz anderer Art ist der Windpark Mohlis. Der bleibt Beschwerdethema Nummer 1 für Schloßiger, Wildenbörtener, Mohliser und Nödenitzscher. Und wie die Einwohnerversammlung in dieser Woche offenbarte, sind die Probleme handfest. Das Stichwort lautet Infraschall, dem schwer beizukommen ist. Obwohl nicht messbar, sind seine Auswirkungen auf die Menschen vor Ort gravierend. Das belegen die Schilderungen am Mittwoch in Schloßig. Gut, dass die Leute dort weiter am Ball bleiben. Nur so bleiben sie und ihre Ansprüche an Lebensqualität gegenwärtig bei Verantwortlichen.
Diese Woche endet mit dem 9. November. Vor 30 Jahren fiel er auf einen Donnerstag. Kurz nach acht Uhr am Abend übertrug die Aktuelle Kamera einen Ausschnitt der vermutlich einzigen berühmt gewordenen Pressekonferenz des Zentralkomitees der SED. Günter Schabowski stammelte seine Informationen zum neuen Ddr-reisegesetz in die Welt: „Das trifft nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich.“Danach dauerte es keine 24 Stunden und die innerdeutsche Mauer war gefallen. Ohne Waffen und Gewalt. Eine Revolution, an der sich unzählige Ddrbürger beteiligten. Auch aus Schmölln. Die Stadtkirche lädt heute, 17 Uhr, zu einem ökumenischen Fürbitt- und Dankesgottesdienst. Gehen wir hin, erinnern wir uns an den 9. November '89, an unsere Träume von einem Leben ohne Grenzen. Und vergleichen wir ehrlich das Früher und Heute.