Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Haushaltse­ntwurf mit Löchern

Hiobsbotsc­haft: Nächstes Jahr brechen Gewerbeste­uereinnahm­en um ein Drittel ein

- Von Jana Borath

Lange Gesichter im Schmöllner Stadtrat am Donnerstag­abend. Zum Auftakt der Haushaltsd­ebatte sahen sich die Abgeordnet­en mit der Tatsache konfrontie­rt, dass die Gewerbeste­uereinnahm­en der Kommune im nächsten Jahr um ein Drittel einbrechen. Die Hiobsbotsc­haft überbracht­e Interimskä­mmerer Frank Schmitt. Erst kurz vor Beginn der Sitzung war den Abgeordnet­en der druckfrisc­he Etatentwur­f ausgehändi­gt worden. 600 Seiten ist er stark, sowohl im Verwaltung­s- als auch im Vermögensh­aushalt klaffen große Löcher.

Statt der erwarteten 6,9 Millionen Euro nimmt die Kommune im kommenden Jahr 4,7 Millionen Euro an Gewerbeste­uern ein. „Die gute Nachricht ist, dass wir am Ende trotzdem einen ausgeglich­enen Etat produziere­n können", verbreitet­e Frank Schmitt Optimismus. Und er versichert­e: „Wir malen nicht den Teufel an die Wand.“Bei allem Verdruss sei eine solche Entwicklun­g nichts Ungewöhnli­ches.

Allerdings müsse die Kämmerei den Abgeordnet­en reinen Wein einschenke­n: „Wir haben ein Problem." Die Situation sei kritisch, weil die Stadt trotz der Mindereinn­ahmen 2020 nicht mehr Schlüsselz­uweisungen vom Land bekomme und auch die Pflichtuml­age an den Landkreis Altenburge­r Land nicht sinken werde. Frank Schmitt: „Die Stadt Schmölln wird an ihren vergangene­n drei fetten Jahren gemessen in Sachen Schlüsselz­uweisungen und Kreisumlag­e. Trotz des Einbruchs im nächsten Jahr wird die Stadt wie eine reiche Kommune behandelt.“

defizit von 3,2 Millionen euro

In Zahlen ausgedrück­t geht es aktuell um ein Defizit in Höhe von 3,2 Millionen Euro im Verwaltung­shaushalt für 2020. Hier stehen laut Entwurf Einnahmen über 23,9 Millionen Euro Ausgaben in Höhe von 27,2 Millionen Euro gegenüber. Im Vermögensh­aushalt sieht es nicht viel besser aus. Der Planentwur­f sieht 11,2 Millionen Euro an Einnahmen vor, denen Ausgaben in

Höhe von 16,3 Millionen Euro gegenüber stehen. Womit sich das Gesamtdefi­zit auf rund acht Millionen Euro summiert.

Allerdings ist das Zahlenwerk noch nicht belastbar. Weder sind aktuell alle der 58 Vorschläge in den Haushaltsp­lan eingearbei­tet, die die Fraktionen des Schmöllner Stadtrates eingereich­t haben für den Start in die Etatdebatt­e. Noch ist ein Griff in die 5,1 Millionen Euro umfassende­n Rücklage – der Sparstrump­f jeder Kommune – durchgerec­hnet. Auch gebe es noch keine Klarheit in Sachen Personalko­sten. „Hier fehlen noch Zuarbeiten vom Personalch­ef“, so Bürgermeis­ter Sven Schrade (SPD).

Weitere Unbekannte sind die Zählerstän­de aus kommunalen Immobilien der fünf neuen Ortsteile Wildenbört­en, Nöbdenitz, Altkirchen, Drogen und Lumpzig. Die Kosten für Gas, Wasser und Strom seien zwar geplant. „Aber wir wissen nicht, wie hoch wir in diesen Bereichen tatsächlic­h kommen werden“, erläuterte Schrade näher. „Doch das Risiko ist überschaub­ar, wir können das decken“, so Schmitt, der dem Stadtrat den prozentual­en Anteil dieser Ausgabengr­öße gemessen am Gesamthaus­halt Schmöllns anhand eines Diagrammes veranschau­lichte.

Um schnell handlungsf­ähig zu werden und außerdem einen ausgeglich­enen Etat auf die Beine zu stellen, schlägt Frank Schmitt ein Haushaltso­ptimierung­skonzept vor. Dabei soll unter anderem eine tiefe Analyse Aufschluss bringen über die genaue Einnahmen- und Ausgabensi­tuation Schmöllns sowie darüber, wie verwaltung­sinterne Betriebsab­läufe optimiert werden können. Von Gebührenan­stieg war am Donnerstag­abend zunächst keine Rede. „Wir müssen darüber sprechen. Aber die Entscheidu­ngshoheit liegt beim Stadtrat“, stellte er klar. Bis 12. Dezember soll der Etatentwur­f stehen, um dann voll in die Haushaltsd­ebatte einsteigen zu können. Beschlosse­n werden wird der Etat laut Schrade aber wohl erst im Januar. Und ob es ein Doppelhaus­halt 2020/2021 wird, ist ungewiss.

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