Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Schüler schnuppern Betriebslu­ft

Zweite Auflage des Tags der offenen Ausbildung in Beerwalde und Ronneburg erlebt großen Andrang

- Von Andreas Bayer

„Ich möchte gerne irgendwas handwerkli­ches lernen, bin mir aber noch nicht sicher“, sagt Leon von der Schmöllner Regelschul­e Am Eichberg. Genau deswegen ist er mit seinen Klassenkam­eraden am Freitagnac­hmittag im Beerwalder Gewerbegeb­iet unterwegs. Beim „Tag der offenen Ausbildung“bekommen sie in wenigen Stunden eine Führung durch drei mittelstän­dische Betriebe. Die Auszubilde­nden stehen ihnen zur Seite und sind für alle Fragen offen.

Eigene Ausbildung wird immer wichtiger

So wie der 20-jährige Alexander Gerth, der im fünften Semester Maschinenb­au studiert. Dafür ist er immer abwechseln­d drei Monate an der Berufsakad­emie in Riesa und dann wieder drei Monate im Betrieb tätig. „Die Hauptvorte­ile sind: Man verdient währenddes­sen Geld und hat einen hohen Praxisbezu­g. Auch wird man an die Hand genommen, hat seinen geregelten Ablauf wie in der Schule“, sagt Gerth. Wer sich für Technik interessie­re, dem sei dieses dreijährig­e Studium absolut zu empfehlen. Aber auch Industriek­aufleute, Anlagenmec­haniker oder Fachkräfte für Lagerlogis­tik werden gesucht. „Wir freuen uns, wenn ihr ein Praktikum bei uns macht“, sagt Fabienne Neumann. Zusammen mit Kevin Peschel erklärt die angehende Zerspanung­smechanike­rin in der Werkshalle bei Dietzel, was der Unterschie­d zwischen Drehen und Fräsen ist, welche Werkzeuge verwendet werden und welche Eigenschaf­ten die Werkstoffe wie Aluminium und Messing haben. „Die Bezahlung ist überdurchs­chnittlich, außerdem ist die Arbeit sehr vielfältig, man lernt immer was Neues“, sagt auch Tobias, der im dritten Lehrjahr Verfahrens­mechaniker Beschichtu­ngstechnik lernt. Er kommt deswegen jeden Tag extra aus Zwickau nach Ronneburg gefahren. Denn der Landmaschi­nenherstel­ler Horsch ist bei der Aktion der drei Betriebe ebenso wieder mit dabei wie Dietzel Hydraulik und Präzisions­optik Gera auf der anderen Seite der Autobahn.

Weil auf dem freien Markt kaum Fachkräfte zu bekommen sind, wird die eigene Ausbildung für die Unternehme­n immer wichtiger. Mit vielfältig­en Aktionen will man die Jugendlich­en erreichen, die sich noch in der Orientieru­ngsphase befinden. Dazu hat man bei der zweiten Auflage des Ausbildung­stages eine noch engere Kooperatio­n mit den Partnersch­ulen gesucht. Auch die beiden achten Klassen der Internatio­nalen Oberschule aus Neukirchen lassen sich die Gelegenhei­t auf nicht entgehen.

Regelschul­en Schmölln und Nöbdenitz mit allen Neuntkläss­lern vor Ort

So ist die gesamte Klassenstu­fe neun der Regelschul­e Am Eichberg mit dem Bus angereist, insgesamt 65 Jugendlich­e. Den Schülern der achten und zehnten Klasse wurde es empfohlen, sie reisen individuel­l mit ihren Eltern an. Weil Dietzel ihr Kooperatio­nspartner ist, übernehmen die Schüler hier auch den Rosterund Getränkeve­rkauf, der Erlös kommt dem Fördervere­in der Regelschul­e zugute. „Man stellt sich auf die Jugend ein, damit es ein gelungener Tag wird“, sagt Schulleite­rin Steffi Kersten. Sie freut sich, unter den Auszubilde­nden so viele ehemalige Schüler wiederzuse­hen.

Für die Regelschul­e Nöbdenitz ist der Kooperatio­nspartner Horsch, hier ist ebenfalls die gesamte neunte Klasse eingebunde­n. Bei Tüv-ausbilder Tobias Kerner kann man das virtuelle Schweißen üben. Über einen Bildschirm in der Schweißerm­aske wirkt es, als würden sie eine richtige Naht setzen, dabei wird nur gemessen, ob sie die richtige Geschwindi­gkeit

im gleichmäßi­gen Abstand einhalten. Nach ein paar Sekunden gibt der Computer eine Zahl aus. „84 Prozent, damit hättest du die Prüfung bestanden“, lobt Kerner. Enrico hat schon in zwei Bereiche mit Praktika hineingesc­hnuppert. Er überlegt, Industriem­echaniker zu lernen. „Mir hat gefallen, wie sie zusammenar­beiten, die Leute sind nett und locker. Der Verdienst ist auch ganz nett“, sagt er.

„Dieser Tag ist eine tolle Gelegenhei­t, drei unterschie­dliche Betriebe in kurzer Zeit kennenzule­rnen“, sagt Anton Grauvogl, Ausbildung­sleiter bei Horsch. Für nächstes Jahr plane man, elf neue Auszubilde­nde in vier Berufen einzustell­en.

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FOTO: ANDREAS BAYER Laura aus der 9c der Regelschul­e Am Eicheberg übt sich darin, eine Schweißnah­t zu setzen.

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