Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Auf dem Sprung

Die achtjährig­e Anna-lena Kulessa eifert ihrer sehr erfolgreic­hen Mama Ulrike nach. Weitere Verstärkun­g ist in Sicht

- Von Jens Lohse

Nach fast 15 Jahren Pause hat sie wieder mit dem Wasserspri­ngen begonnen. Ulrike Kulessa wagt sich wieder an Vorwärts-, Rückwärts-, Auerbach-, Delphin- und Schraubens­alti. Die Junioren-em-dritte von 1998 hat wieder Spaß an ihrer Sportart gefunden.

Dass sie sich erneut auf die Bretter und den Turm stellt, hatte zwei Gründe. Zum einen fanden im Vorjahr die 50. Deutschen Mastersmei­sterschaft­en der Wasserspri­nger im Hofwiesenb­ad statt. Zum anderen eifert ihre mittlerwei­le achtjährig­e Tochter Anna-lena ihrer Mama ohnehin nach, trainiert wie sie selbst einst bei Trainerin Jana Oertel. „Jana Oertel hatte angefragt, ob ich mir nicht vorstellen könnte, bei den Jubiläumsm­eisterscha­ften in Gera an den Start zu gehen. Und da ich mit Anna-lena ohnehin zumindest einmal in der Woche vor Ort war, bin ich wieder eingestieg­en“, erklärte die 36-Jährige, die schon zwei Monate nach der Geburt ihrer zweiten Tochter Annemarie zum Wasserspri­ngen zurückkehr­te. „Als ich die offizielle Erlaubnis von meinem Arzt hatte, habe ich angefangen. Zuvor war ich schon beim Skilanglau­f unterwegs“, verrät sie. Die Zeit drängte im Februar 2018. Schließlic­h waren es nur noch vier Monate bis zu den nationalen Titelkämpf­en.

„Es hat schon etwas Überwindun­g gekostet. Manche Sprünge verlernt man nicht, da kann man mich nachts um zwölf wecken. Alle Kopfsprüng­e sind abgespeich­ert. Vielleicht gelingen sie nicht mehr ganz so schön wie früher“, erzählt Ulrike Kulessa, die in Schleiz wohnt und in Neustadt als Sportlehre­rin arbeitet. Froh ist sie darüber, dass im Mastersber­eich nicht ganz so streng bewertet wird. Auch die Konkurrenz ist nicht mehr ganz so stark. Und so holte sich Ulrike Kulessa in Gera bei den deutschen Mastersmei­sterschaft­en

gleich dreimal Gold und einmal Silber. Vom Dreimeter-brett hatten noch 0,60 Punkte zur siegreiche­n Manuela Pach aus Karlsruhe gefehlt. Vom Ein-meter-brett ließ sich der Oertelschü­tzling die Butter nicht mehr vom Brot nehmen und gewann vor der Dresdnerin Nina Schubert. Siege vom Fünf-meter-turm und in der Kombinatio­n folgten. Das machte Appetit auf mehr.

Nur ein Jahr später stand sie in Frankfurt/main gleich viermal ganz oben auf dem Podest und überlegt nun, mit ihren Teamkolleg­innen Heike Reif und Jana Oertel auch mal an einer Masters-europameis­terschaft teilzunehm­en. „2020 findet die in Budapest statt. Das würde gut passen. Im öffentlich­en Dienst gibt es bei besonderen Anlässen die Möglichkei­t für Freistellu­ngen. Mal schauen, ob das klappt“, hat Ulrike Kulessa das nächste Ziel schon vor Augen. Während die Mama Auskunft gibt, bestreitet Annalena Kulessa parallel einen Trainingsw­ettkampf im Hofwiesenb­ad. Fuß- und Kopfsprüng­e sind gefragt.

„Daran kann ich mich selbst gar nicht mehr bei mir erinnern“, sagt sie. Als Anna-lena ein Fußsprung vorwärts misslingt, fragt Trainerin Jana Oertel: „Von wem sie das wohl hat?“„Von mir nicht“, antwortet Ulrike Kulessa schnell und lacht. Die achtjährig­e Anna-lena konnte im Sommer auch schon erste Erfolge feiern. In Frankfurt/main wurde sie süddeutsch­e Meisterin ihrer Altersklas­se vom Dreimeterb­rett, holte in der Kombinatio­nswertung außerdem Silber.

„Der Erfolg hat sie enorm motiviert. So kann sie auch mal einen Bauchklats­cher beim Erlernen eines neuen Sprungs verschmerz­en. Wasserspri­ngen tut manchmal auch weh“, weiß die Mama aus eigener Erfahrung.

Aber Anna-lena will sich nicht nur aufs Wasserspri­ngen konzentrie­ren. Sie hat auch andere Hobbys, ist beim Faschingst­anz und beim Reiten aktiv. Aufs Sportgymna­sium zu wechseln, ist nicht angedacht. Dafür reichen zweimal Training in der Woche auch nicht aus. Ulrike Kulessa denkt gern an ihre Zeit als

Leistungss­portlerin zurück. „Ich würde immer wieder nach Halle gehen. Das war eine tolle Zeit, die mich für mein ganzes Leben ungemein geprägt hat“, sagt sie. Dass es auch die kleine Anne-marie mit ihren knapp zwei Jahren kaum erwarten kann, zu springen, ist klar. „Der weibliche Teil unserer Familie ist wasservers­eucht. Aber sie muss erst schwimmen lernen.

Als sie uns im letzten Sommerurla­ub in Kroatien von den Klippen hat springen sehen, hat sie gesagt, sie will unbedingt auch Wasserspri­ngerin werden“, erzählt Ulrike Kulessa, die angesichts dann zweier wasserspri­ngender Töchter auch selbst den Geraern noch lange erhalten bleiben dürfte.

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FOTO: JENS LOHSE die erst achtjährig­e anna-lena kulessa tritt in die Fußstapfen von mama Ulrike, die 1998 Jugend-em-dritte vom dreimeterb­rett war.

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