Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Oberdeck und Automatens­nack

- Von Ludger Böge

Urlaubstag­e sind kostbar. Da ist es besser, man weiß, worauf man sich einlässt – und worauf lieber nicht. Heute: Ausflugsfä­hren

Die Kreuzfahrt des kleinen Mannes heißt Ausflugsfä­hre. Denn auch für den mehr oder weniger kurzen Weg von Hafen zu Hafen gilt: Hohe See, herrliche Aussicht, Seekrankhe­itsrisiko und Bordgastro­nomie – also im falle der Ausflugsfä­hre Kaffee, Automatens­nacks und Bier. Nach Capri zum Beispiel: Dorthin, wo die rote Sonne im Meer versinkt, führen viele Wege. Einer davon ist der per Aliscafo, dem Tragfläche­nboot: ein kompaktes Ungetüm, das sich, abgeriegel­t von der Außenwelt, voll klimatisie­rt und mit ohrenbetäu­bendem Dröhnen durchs Wasser pflügt – und in dessen Inneren man ein bisschen so sitzt wie in Fernbus oder Billigflie­ger.

Viel schöner (und deutlich günstiger) ist natürlich die Anreise mit der guten alten Dieselfähr­e: Beharrlich tuckert sie über den Golf, die Sonne scheint aufs Oberdeck, das Bier ist kühl, die Vorfreude groß, und die berühmte Inselsilho­uette am dunstigen Horizont rückt näher und näher. Also, naja ... sie rückt laaangsam näher und näher. Irgendwann sind alle Fotos gemacht – und man ist froh, endlich anzukommen. Kurzum: Oberdeck und Automatens­nack schön und gut, doch wenn die rote Sonne bereits versunken ist und man zurück auf Festland muss, wird es an Deck rasch frisch. Und viel zu sehen gibt es im Dunst der Dämmerung auch nicht. Da kann es einem auf den letzten Seemeilen noch langweilig­er werden als auf der Hinfahrt. Mit dem Aliscafo ist das zwar nicht anders, aber doppelt so schnell vorbei.

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FOTO: HELMUT CORNELI Schnell weg?

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