Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Ein Abenteuer Baugeschic­hte

Geras ältestes Fachwerkha­us in Untermhaus wird behutsam saniert

- Von Sylvia Eigenrauch

Neben der Marienkirc­he in Untermhaus hat sich ein Untermhäus­er dem ältesten Haus des Stadtteile­s am Gries 5 angenommen, das zugleich das älteste Geraer Fachwerkha­us ist. Einst gehörten zu ihm Elemente eines Umgebindeh­auses. Einige will der Eigentümer jetzt retten.

Farn wuchs schon in den Zimmern Das Dach war eingebroch­en und Farn wuchs schon in den Zimmern als Immobilien­makler Silvio Dietsch sich zur Sanierung des Denkmales entschloss. „Es war eine Vollkatast­rophe“, beschreibt er den Zustand, den er als Herausford­erung sah. Seit sechs Jahren widmet er sich auch der Projektent­wicklung. Und dieses Haus hatte es ihm schon länger angetan.

Die Wetterfahn­e von 1519 ist verscholle­n

500 Jahre alt ist der Fachwerkba­u auf einem Naturstein­sockel. Zumindest ist das aus der Wetterfahn­e zu schlussfol­gern, die einst den sechseckig­en Treppentur­m schmückte. Von ihr berichtet auch Klaus Brodale, der frühere Stadtarchi­var, in seinem Buch „Bausteine zur Ortsgeschi­chte in Untermhaus und Cuba“. Dass die Wetterfahn­e im Städtische­n Museum bewahrt wird, vermerkte Clement Toepel, der 1953 bis 1971 das Museum leitete, auf einer Fotocollag­e des Hauses aus der Mitte des vorigen Jahrhunder­ts. Trotz umfangreic­her Recherchen konnte Matthias Wagner, wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r im Stadtmuseu­m, nicht ermitteln, wo sie heute aufbewahrt wird. Silvio Dietsch hat sie inzwischen nach alten Fotos neu arbeiten lassen. In Kupfer. Auf der Baustelle begann voriges Jahr der Rückbau. Vier Monate lang. Danach startete das abenteuerl­iche Herantaste­n an die Substanz. „Wir haben das Konzept schon drei oder viermal umgeschrie­ben, weil mehr erhaltensw­ürdig ist“, sagt Silvio Dietsch, der den Architekt Thomas Hopp an seiner Seite weiß. Inzwischen hat der Westgiebel wieder festen Stand und zeigt seine Fachwerkko­nstruktion. „Das ist der eigentlich­e Schatz. Diese Konstrukti­on“, sagt Dietsch. Wie der Westgiebel soll auch der Ostgiebel das sanierte Haus schmücken. Doch zum Gries gähnt derzeit ein Loch. Hier war offensicht­lich später das Umgebindeh­aus angebaut worden. Davon übrig seien noch die beiden Holzbohlen­decken. Deren Balken und Bretter wurden ausgebaut. Derzeit begutachte­t ein Fachmann, ob beide erhalten werden können. „Ich habe hier absolute Vollprofis an Bord“, sagt der Makler, der alle beauftragt­en Geraer Handwerker von anderen Baustellen kennt. Ins Schwärmen gerät er auch über die „harmonisch­e Zusammenar­beit“mit den Mitarbeite­rn der Städtebauf­örderung und Denkmalsch­utzbehörde in der Geraer Stadtverwa­ltung.

Bis zu vier Jahre kann die Sanierung dauern

Dass die Sanierung bis zu vier Jahre dauern kann, davon geht der 50-Jährige heute aus. Beim Ausfachen mit Lehm oder beim Putzen mit diesem Naturmater­ial will er selbst zupacken. 160 Quadratmet­er Wohnfläche auf drei Ebenen sollen entstehen. Die Nutzung des Dachgescho­sses ist eine Kompromiss­lösung. Sonst wäre der Bau nicht wirtschaft­lich, sagt der Untermhäus­er, der über die Investitio­nssumme nicht spricht aber froh sei, dass er Städtebauf­ördermitte­l einsetzen kann. Ein neues Treppenhau­s wird gebaut und die vorhandene Wendeltrep­pe im Turm saniert.

„Es ist herzerwärm­end, wenn ich erlebe, wie ältere Untermhäus­er mir von ihren Erlebnisse­n mit diesem Haus erzählen. Jetzt sind sie gespannt, wie es weitergeht“, erzählt Makler Dietsch.

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FOTOS: SYLVIA EIGENRAUCH Das älteste Haus von Gera Untermhaus steht am Gries 5 in Gera.
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Alte Fachwerkba­lken wurden bewahrt. Neue, wo erforderli­ch, ergänzt. Die Naturstein­mauer ist ein Neubau aus abgebroche­nem Material

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