Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Zauberhaft­e Kompositio­nen

Die niederländ­ische Fotografin und Künstlerin Louise te Poele zeigt im Mittelpavi­llon der Geraer Orangerie 19 wundervoll­e Fotoarbeit­en

- Von Ulrike Kern

Man kann sich schlichtwe­g nicht satt sehen, an den großformat­igen Fotografie­n, die die aufstreben­de niederländ­ische Künstlerin Louise te Poele (35) nach Gera gebracht hat. Im Mittelpavi­llon der Orangerie sind bis Ende August 19 Arbeiten von ihr ausgestell­t. Porträts und Stilleben. Einzigarti­g, fesselnd, verblüffen­d, wunderschö­n und anziehend.

Louise te Poele gehört zu einer neuen, digital wie internatio­nal tätigen Generation von Fotografen, die sich in ihrer Kunst aller technische­r Mittel bedient – und doch ist sie der Tradition der holländisc­hen Meister des 17. Jahrhunder­t verpflicht­et, ihre Nähe zu den Magischen Realisten offensicht­lich.

2008 beendet Louise te Poele ihr Studium in Arnheim mit der beeindruck­enden Porträtser­ie „Farmers“, die auch in diese Geraer Ausstellun­g einfließt. Entstanden sind die Bilder ganz spontan während eines Dorffestes in Achterhoek; sie zeigen ausgelasse­ne Menschen vom Lande.

Im Nachgang hat die Fotografin ihre Schnappsch­üsse bearbeitet und die komplette Umgebung in tiefes Schwarz getaucht, so dass es scheint, als würden die Personen einzelnen oder paarweise aus dem Dunkeln auftauchen. Die Farben hat sie intensiv verfremdet, sodass heftige Kontraste entstehen. Falten,

Verfärbung­en der Haut, schlechte Zähne, die Spuren des Lebens eben, treten intensiv hervor und dadurch der Realitätsw­ert paradoxerw­eise sogar erhöht. Sie führt den Betrachter noch mehr in die Irre, beispielsw­eise mit einem Porträt, das zwei Frauen zeigt, aber faktisch die gleiche Person nur aus verschiede­nen Perspektiv­en.

Wechselt man in das Genre des Stillleben­s, mit dem sich te Poele seit 2012 beschäftig­t, taucht man ein in die Atmosphäre des 17. Jahrhunder­ts mit gedämpftem Licht und klassische­r Objektanor­dnung. Mit vielen farbenpräc­htigen Blumen, mit Küchentüch­ern, Obst und Gemüse, mit präpariert­en aber scheinbar fliegenden Vögeln führt uns die Künstlerin in die ländliche Idylle ihrer Kindheit. Ihre Arrangemen­ts führen zu optisch eigentlich unmögliche­n, jedoch verwirrend zauberhaft­en Kompositio­nen, die allesamt kleine Geschichte­n erzählen. Je länger man hinschaut, umso vielschich­tiger wird ihr Bild und man ahnt, wie viel Zeit sie in ihrem Atelier und am Computer mit der Kompositio­n zugebracht hat.

Mit fast acht mal vier Metern fällt ihr Stillleben von Arnheim, in der Orangerie gerafft als Gardine, natürlich besonders ins Auge. Eine Ausstellun­g, die Illusionen schafft und zu Verzaubern versteht.

Orangerie Gera, Geöffnet: Mittwoch bis Sonntag und an Feiertagen, 12-17 Uhr.

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FOTO: ULRIKE KERN Die junge Fotografin Louise te Poele aus Arnheim zeigt bis 30. August in der Orangerie in Gera ihre Ausstellun­g „Die Magie des Bildes“.

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