Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
„Gerast ist er nachweislich nicht“
Tödlicher Unfall vor einer Woche gibt Rätsel auf. Verunglückter Fahrer galt als sehr zuverlässig
Nur ein kleines Holzkreuz und einige Blumen erinnern noch an die Stelle, wo vor einer Woche ein 51-jähriger Lkw-fahrer aus dem Landkreis starb. Warum der voll beladene Sattelkipper auf gerader Strecke in der Tempo-30-zone in das unbewohnte Nebengebäude rammte, ist bisher völlig unklar.
„Uns liegen noch keine Erkenntnisse vor. Daher können wir derzeit weder bestätigen noch ausschließen, ob gesundheitliche Probleme vorlagen“, sagte Polizeisprecherin Marleen Wedel auf Nachfrage. Das über dem Laster eingestürzte Haus wurde noch im Laufe des Freitags vollständig abgetragen. Erst gegen 15 Uhr war man so weit, dass man den Toten aus der Fahrerkabine mit schwerem Gerät bergen konnte. Insgesamt dauerte der Einsatz rund 16 Stunden, bis 22.15 Uhr. Die Feuerwehren aus Altkirchen, Schmölln und Großstöbnitz waren zeitweise mit bis zu 31 Frauen und Männern vor Ort.
Kollegen des Verstorbenen sind tief betroffen
Der Schmöllner Arbeitgeber des Verstorbenen beschrieb diesen als ruhigen und besonnen Fahrer. „Er war ein langjähriger Mitarbeiter, seit Anbeginn in der Firma dabei“, so Dispositionsleiter Mario Kolacyak. Wie alle Kollegen des Verunglückten sei er sehr tief betroffen über den Unfall. „Wir stehen immer noch so fragend da wie vor einer Woche. Wir hoffen auf eine rasche Aufklärung der Unfallursache durch die Staatsanwaltschaft“, so Kolacyak. Ob das verunfallte Fahrzeug mit Fahrerairbag und Notbremsassistent ausgerüstet war, konnte er nicht sagen.
Man investiere aber bei Neufahrzeugen in die beste verfügbare Sicherheitstechnik, mache laufend
Schulungen für die Fahrer. Auch verteidigt er den Verstorbenen gegen die aus seiner Sicht zu reißerische Berichterstattung. „Eines ist sicher: Gerast ist er nachweislich nicht“, so Kolacyak. Eine Auswertung der Bordinstrumente hätte ergeben, dass sich der 51-Jährige zum Zeitpunkt des Unfalls an die geltende Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Stundenkilometern gehalten habe. Der Geschäftsführer der Schmöllner Niederlassung war vergangenen Freitag am Ort des Unglückes, legte Blumen nieder und sprach mit den Eigentümern des zerstörten Hauses im Ortskern von Altkirchen.
Die sind auch nach einer Woche noch von dem tragischen Ereignis mitgenommen, wollen sich dazu nicht äußern. „Unsere Gedanken sind bei der Familie des Verstorbenen“, sagt Diana Thonfeld lediglich. Nur knapp war die Familie mit dem Schrecken davon gekommen, als der Lkw am Wohnhaus vorbeigeschrammt war. Der als Werkstatt und Schuppen genutzte, rund 100 Jahre alte Stall, sowie der Carport mussten abgerissen werden.
Für den Schaden muss die Versicherung aufkommen Glücklicherweise war die Bushaltestelle gegenüber des Wohnhauses zum Unglückszeitpunkt gegen 6.15 Uhr noch leer. Darum gibt es zwar Ohren-, aber keine Augenzeugen des Unfalls, was die Aufklärung erschwert. Die Kosten für den umfangreichen Feuerwehreinsatz sowie die Abrissarbeiten werden nach Einschätzung von Schmöllns Stadtbrandmeister Mirko Kolz von der Versicherung des Logistikunternehmens getragen werden müssen. Wie hoch diese ausfallen, ist derzeit jedoch noch nicht abzuschätzen.