Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Unfairste Saison aller Zeiten

Tino Zippel über gute und schlechte Beispiele im Thüringer Fußball

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Mit einem Geisterhei­mspiel endet am Samstag die Saison für den FC Carl Zeiss Jena. Das Ambiente passt zum sportliche­n Abstieg. Die Spielzeit wird wegen der Corona-pause in die Historie eingehen. Zugleich war sie die unfairste Saison aller Zeiten.

Der Deutsche Fußball-bund hat vorbei an den Realitäten den Wettbewerb durchgezog­en – mit elf Spielen in fünf Wochen und gegen die Verordnung­en einiger Bundesländ­er. Der FC Carl Zeiss, schon vor der Corona-pause Tabellenle­tzter, hatte vor dem Neustart die kürzeste Vorbereitu­ngszeit.

Im Saisonfina­le grassiert weiter die Wettbewerb­sverzerrun­g, weil bei einigen Vereinen die Verträge wichtiger Leistungst­räger zum

30. Juni ausgelaufe­n sind und sie nicht mehr mitwirken.

Noch krasser war die Benachteil­igung in der zweiten Bundesliga. Dynamo Dresden musste wegen Corona-fällen im Team für 14 Tage in Quarantäne, hatte danach nur wenig Vorbereitu­ngszeit und musste ein viel strafferes Programm als alle anderen Klubs durchziehe­n. Die müden Dresdner konnten sich nicht mehr vom letzten Platz wegarbeite­n. Die Deutsche Fußball-liga sollte den Abstieg in der zweiten Bundesliga aussetzen. Das wäre ein solidarisc­hes Zeichen in der Krise. Weil andere anteilig auf Fernsehgel­d

verzichten müssten, wird das aber nicht passieren.

Und der Thüringer Fußball? Der ist auf dem absteigend­en Ast. Wacker Nordhausen hat sich großspurig übernommen. Der Klub, der in vielen Spielen keine 1000 Zuschauer ins Stadion zog, lockte Spieler mit fünfstelli­gen Monatsbezü­gen. Der FC Rot-weiß Erfurt hat es nach der Insolvenz nicht geschafft, wieder auf die Beine zu kommen.

Dagegen ist der ZFC Meuselwitz aus dem Altenburge­r Land ein Musterbeis­piel: Die Spieler gehen einer Tätigkeit, meist in der Computerfa­brik des Vereinsche­fs, nach. Ausgegeben wird das, was in der Kasse ist – ein gutes Vorbild für andere.

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