Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Kein Wert auf Langlebigkeit
Ein Radiowecker? Jugendlichen muss man erst einmal erklären, was darunter zu verstehen ist. In Zeiten von Smartphone und Tablet-pcs sind diese längst obsolet geworden. Aber zum 30. Jahrestag der Währungsreform am Mittwoch wurde ich wieder daran erinnert, denn in den 90er Jahren hatte fast jeder so ein Gerät. Ich allein habe drei verschlissen, denn auf Langlebigkeit wurde schon damals keinen Wert mehr gelegt.
Am gleichen Tag trat die eilig verabschiedete Senkung der Umsatzsteuer in Kraft. Ein einmaliges Ereignis! Dass eine Steuer gesenkt wird, kommt ja ohnehin fast nie vor. Dazu noch befristet, so dass der Aufwand für Händler und Gewerbetreibende gleich verdoppelt wird. Begleitet von vielen Unklarheiten, weil weniger als eine Woche Vorlauf blieb, den umfangreichen Erlass zu verstehen.
Aber auch Altbekanntes holte uns diese Woche ein, die Dauerbrenner fehlende Fachkräfte und Schulen. Die Thüsac, die Druckerei zu Altenburg und das Klinikum Altenburger Land standen diese Woche im Fokus. Beim Klinikum war der Mangel gar so groß, dass erstmals ein Verlust in der Jahresbilanz stand. Anders als die Thüsac künftig ihre Busfahrer kann man dort seine Ärzte aber nicht selber ausbilden. Es sind also kluge Kooperationsmodelle gefragt, wie bei der Evangelischen Kirche, welche den Mangel gleich auf mehreren Ebenen zu verwalten hat.
Bei den Schulen geht es eigentlich gut voran an den Großbaustellen. Am Dienstag soll die Grundsteinlegung der Grundschule Nobitz erfolgen. Es bleibt zu hoffen, dass ihr das Schicksal vieler anderer Schulen erspart bleibt, die mangels Personal nach den Sommerferien kaum zum Regelbetrieb zurückkehren können.
Es ist leicht, mit dem Finger auf das Schulamt in Gera zu zeigen und dieses für den Lehrermangel an den Pranger zu stellen. Peinlich wird das aber, wenn man die eigenen Hausaufgaben nicht gemacht hat und für die Gebäude, für die der Landkreis zum Teil seit 30 Jahren zuständig ist, kein Brandschutzkonzept vorweisen kann.