Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Was ist systemrelevant?
Vielleicht erging es Ihnen in den letzten Wochen genauso wie mir. Der sogenannte shut down brachte mir nicht nur neue Erkenntnisse über das „System“, indem ich lebe, sondern auch so manche Irritation mit sich.
Schon die besagte Wortkomposition ist beim nachschlagen im englischen Wörterbuch vieldeutig, denn es kann als schließen – zumachen – verriegeln – zusperren – zusammenklappen – in Verbindung mit außer Betrieb – ausgefallen – zusammengebrochen verstanden werden. Als das „Herunterfahren“großer Teile der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens haben wir es in der Coronakrise erlebt. Nur die Dinge, die als systemrelevant eingestuft wurden, waren davon ausgenommen oder weniger betroffen. Systemrelevant oder systemtragend muss man mit seinen Beruf oder Unternehmen schon sein, um dem shut down halbwegs zu entgehen.
Ich erfahre, dass marktwirtschaftliche Interessen, die unsere Konsumgesellschaft ankurbeln könnten, systemrelevanter sind, und weniger dem Social Distancing unterliegen als Bereiche von Kunst, Sport und Religion. Theater, Schauspiel, Oper, Konzerte, Sportveranstaltungen und Gottesdienste, werden ausgesetzt oder nur mit Ausnahmekonzepten eingeschränkt gestattet. Dabei sind es doch diese Bereiche der Kultur, die von der Gesamtheit des vom Menschen Geschaffenen von jeher nicht zu trennen sind. Denn sie haben durch ihre geistigen Hervorbringungen der Menschheit Schrift, Kunst sowie soziale Organisationsformen geschenkt, durch die erst die Menschen lernten, wie sie friedlich zusammenleben können. Für mich als Christ sind diese Errungenschaften Ausdruck des göttlichen Wirkens in unserer Welt und wo ich als Mensch, mit meinen Gaben, stets systemrelevant bin und bleibe.
Ich möchte ihnen einen Segensspruch (Philipperbrief Kap.4 Vers 7) mit auf den Weg geben:der Friede Gottes, der höher ist als all unsre Vernunft, bewahre unsre Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen