Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Havertz gegen München im Blickpunkt Dfb-pokal
Der Leverkusener Angreifer wird von vielen Vereinen umworben – auch vom FC Bayern
Für Kai Havertz dürften es die wichtigsten 90 Minuten seiner noch jungen Karriere werden. Wenn der Fußball-nationalspieler von Bayer Leverkusen im Dfbpokalfinale gegen Bayern München nach seinem ersten großen Titel greift, werden viele Augen auf ihn gerichtet sein. Die Lockrufe aus der Premier League, aus München, Barcelona oder Madrid sind zwar längst zu vernehmen, doch auf der großen Bühne kann das Toptalent des deutschen Fußballs am Samstag nochmals ein eindrucksvolles Empfehlungsschreiben abgeben.
Will er im Sommer – wie angekündigt – tatsächlich schon „den nächsten Schritt“wagen, muss er die absoluten Topklubs davon überzeugen, mindestens 100 Millionen Euro Ablöse an die Rheinländer zu überweisen. Von einem Corona-rabatt will Bayers Sport-geschäftsführer Rudi Völler nämlich nichts wissen. „Bei Künstlern wie ihm zählt das natürlich nicht“, sagte der 60Jährige. Ein Endspiel gegen den ebenfalls interessierten deutschen Branchenprimus bietet die perfekte Plattform, sich für eine solche Investition zu empfehlen.
Schließlich schreckt den Rekordmeister wohl einzig die Ablösesumme von einem möglichen Transfer ab, von der Qualität des Spielers sind die Verantwortlichen längst überzeugt. „Es gibt wenig Trainer, die etwas dagegen hätten, wenn Kai in ihrer Mannschaft spielen würde. Da würde ich mich anschließen“, sagte Trainer Hansi Flick vor dem Aufeinandertreffen in der Bundesliga Anfang Juni.
Sane-transfer perfekt
Auch Ehrenpräsident Uli Hoeneß zeigte bereits große Wertschätzung für den Offensivspieler: „Sportlich würde ich ihn gerne in München sehen, aber Stand heute kann ich es mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass Havertz kommt“, sagte der langjährige Bayern-boss dem BR.
Aufgrund der seit Freitagmorgen offiziellen Verpflichtung von Leroy Sane – er soll künftig bei den Münchnern angeblich 20 Millionen Euro brutto verdienen – dürfte die Wahrscheinlichkeit für einen Transfer in diesem Sommer aber nochmals gesunken sein. Allerdings betonte der Vorstandsvorsitzende Karl-heinz Rummenigge im Zuge des Sane-transfers am Freitag auch: „Unser Ziel ist es, die besten deutschen Spieler beim FC Bayern zu versammeln.“Havertz fällt ganz ohne Zweifel in dieses Beuteschema.
Leverkusen macht aber weiter in Optimismus bezüglich einer weiteren Saison des bis 2022 gebundenen Kreativspielers im Bayer-trikot. Man habe „die Hoffnung“auf einen
Verbleib über das Saisonende hinaus, sagte Sportdirektor Simon Rolfes jüngst bei Sport1.
Selbst das Verpassen der Königsklasse soll kein Hindernis sein. „Es gibt keinen neuen Stand“, sagte Völler: „Nur, weil wir die Championsleague-qualifikation zunächst verpasst haben, heißt das nicht, dass wir ihn jetzt verkaufen müssen.“
Angesichts des ganzen Wirbels wird die Rückrunde von Havertz nochmals beeindruckender: Allen Nebengeräuschen zum Trotz traf er wie am Fließband. Allein in der Bundesliga erzielte er zehn Tore, insgesamt war er 2020 in 21 Spielen an 21 Treffern beteiligt. Nachdem er im Saisonendspurt zuletzt etwas überspielt wirkte, gönnte ihm Trainer
Peter Bosz im letzten Spiel gegen Mainz 05 sogar eine Pause.
Der Niederländer weiß schließlich auch: Um erstmals nach 27 Jahren wieder einen Titel nach Leverkusen zu holen, braucht er seinen Starspieler in Topform. Dass Havertz Finals entscheiden kann, hat er in seinem bislang einzigen Endspiel im Jahr 2016 bereits nachgewiesen. Damals schoss er Leverkusen mit seinem Führungstor gegen Borussia Dortmund (2:0) zur deutschen Meisterschaft bei der U17.
Nun muss er auf deutlich größerer Bühne liefern – für seinen Verein und seine persönliche Zukunft.
Bayer Leverkusen – Bayern München, Samstag, 20 Uhr, ARD und Sky