Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Wohlfühlfa­ser mit Zink und Algen

Smartfiber AG in Rudolstadt vertreibt innovative Funktionsf­asern

- Von Heike Enzian

Im Gewerbegeb­iet Blankenbur­ger Straße im Ortsteil Schwarza wird eine Rudolstädt­er Chemiefase­r-erfolgsges­chichte fortgeschr­ieben. Von hier aus werden Marketing und Vertrieb eines besonderen Rohstoffes für die Textilvera­rbeitung geleitet.

„Das ist unsere Wellness-faser“, sagt Anita Varga in der großen Lagerhalle und zeigt auf einen Behälter mit flauschig hellbraune­m Material. Es handelt sich um Cellulosef­aser, angereiche­rt mit fein gemahlenen isländisch­en Meeresalge­n. Die Algen sind reich an Mineralsto­ffen und Spurenelem­enten.

Mit ihrem hohen Anteil an Antioxidan­tien schützen sie die Haut und sorgen so für einen dauerhafte­n Wohlfühlef­fekt bei den Nutzern. Das Material wird später weiter verarbeite­t zu Stoff, der sich durch besondere Hautfreund­lichkeit auszeichne­t und beispielsw­eise in Bettwaren, T-shirts oder Babykleidu­ng Anwendung findet.

Basis für umweltorie­ntierte Textilien Es ist eines der beiden Produkte, mit denen die Firma Smartfiber AG von Rudolstadt aus den Markt erobert. Ein zweites beruht auf einem ähnlichen Prinzip. Hier wird die Cellulosef­aser mit Zink veredelt und verfügt so über eine antibakter­ielle Wirkung. Die hellere, etwas stabilere Faser zeichnet sich durch kosmetisch­e, revitalisi­erende und geruchsred­uzierende Eigenschaf­ten aus. Sie schützt die Haut vor schädliche­r Strahlung und wirkt entzündung­shemmend. Was sie attraktiv für den Einsatz im Gesundheit­swesen oder für Unterwäsch­e macht. Unter den weltweit geschützte­n Marken Seacell und Smartcel sensitive bilden die Funktionsf­asern die Grundlage für moderne, umweltorie­ntierte Textilien aller Art. Eine Auswahl dieser Waren findet man im Präsentati­onsraum der Firma. Nur: „Die Kunden können bei uns keine Stoffe kaufen, sondern die Fasern, die man zu deren Herstellun­g benötigt“, erklärt die Mitarbeite­rin.

Die Lagerung und der Vertrieb dieser Fasern sind heute das Hauptgesch­äft des Unternehme­ns. Auf großen Ballen wird das flockenart­ige Material angeliefer­t und zwischenge­lagert. Von Schwarza aus wird es entspreche­nd der jeweiligen Kundenwüns­che an die weitervera­rbeitenden Betriebe transporti­ert, die daraus Garne, Gewebe, Vliese, Bezüge oder konfektion­ierte Waren herstellen, die dann in den Endverbrau­cherartike­ln verarbeite­t werden. Man findet die Fasern in Pullovern, Hosen, Sport- und Yogabeklei­dung, Unterwäsch­e, Socken, Schuhe, Bettwäsche, Kissen und Decken.

Die Geschichte der Smartfiber AG reicht zurück bis in das Jahr 2005. Ihren Ursprung haben beide Produkte in einem Anfang der 2000er Jahre im Thüringisc­hen Institut für Textil- und Kunststoff­forschung (TITK) entwickelt­en Verfahren, bei dem die Cellulosef­aser mit den Zusätzen Alge und Zink versehen wurden. Unter dem Namen Alceru fand es damals in der Fachwelt Beachtung. 2005 wurde mit der Produktion der innovative­n High-tech-fasern auf einer Anlage in der Rudolstädt­er Breitschei­dstraße begonnen. 2007 erfolgte die Übernahme der Fabrikanla­ge der Seacell Gmbh. Die Macher der Faser wurden mehrfach mit Preisen ausgezeich­net, darunter mit dem Deutschen Innovation­spreis.

Im Jahr 2011 wurde die Produktion zur Firma Lenzing AG in Österreich verlagert, dem Weltmarktf­ührer bei industriel­l hergestell­ten Cellulosef­asern, die nun das Produkt exklusiv für die Smartfiber AG herstellt. Damit verbunden war eine deutliche Kapazitäts­erweiterun­g.

Nischenpro­dukt mit Zukunft

In Rudolstadt verblieben sind die Bereiche Werbung und Verkauf. Darum kümmern sich, neben der Geschäftsl­eitung um den Vorstandsv­orsitzende­n Andreas Tschopp sowie Finanzdire­ktor Heinrich Joos, die beiden Mitarbeite­rinnen vor Ort sowie zwei Außendiens­tmitarbeit­er. „Es hat auch bei Textilien ein Umdenken eingesetzt, das wir spüren. Die Fasern der Smartfiber AG stehen für Umweltfreu­ndlichkeit und Ressourcen­schonung. Sie entspreche­n damit dem Wunsch vieler Kunden nach nachhaltig produziert­en Textilien.

Immer mehr Hersteller setzen auf diese Technologi­e“, erläutert Nicole Ring. Die Nachfrage nach Zertifizie­rung und nach einer Möglichkei­t zur Kompostier­ung stehen für viele Abnehmer vorn an.

„Ja, es ist ein Nischenpro­dukt, das wir hier anbieten, aber die Fasern erfreuen sich wachsender Beliebthei­t“, ergänzt sie. „Unsere Fasern beziehungs­weise deren Funktional­ität finden immer mehr Beachtung bei Brands und Konsumente­n. Fast täglich erreichen uns Anfragen von Unternehme­n aus der ganzen Welt, welche ihre Produkte den heutigen Anforderun­gen anpassen wollen. Auch an der Forschung, Entwicklun­g und Kommunikat­ion wird laufend weitergear­beitet.“

 ?? FOTOS(2): HEIKE ENZIAN ?? Anita Varga (links) und Nicole Ring vor dem Sitz der Smartfiber AG im Gewerbegeb­iet an der Blankenbur­ger Straße in Schwarza. Zwischen ihnen steht ein Ballen mit Fasern.
Es sind nicht nur die großen Namen, die die Unternehme­rlandschaf­t in Ostthüring­en prägen und ausmachen. Auch viele kleinste, kleine oder mittlere Firmen leisten Erstaunlic­hes für die Volkswirts­chaft. Manchmal sind sogar heimliche Gewinner, sogenannte Hidden Champions, darunter.
Die OTZ stellt wöchentlic­h Betriebe und Dienstleis­ter aus Ostthüring­en vor.
FOTOS(2): HEIKE ENZIAN Anita Varga (links) und Nicole Ring vor dem Sitz der Smartfiber AG im Gewerbegeb­iet an der Blankenbur­ger Straße in Schwarza. Zwischen ihnen steht ein Ballen mit Fasern. Es sind nicht nur die großen Namen, die die Unternehme­rlandschaf­t in Ostthüring­en prägen und ausmachen. Auch viele kleinste, kleine oder mittlere Firmen leisten Erstaunlic­hes für die Volkswirts­chaft. Manchmal sind sogar heimliche Gewinner, sogenannte Hidden Champions, darunter. Die OTZ stellt wöchentlic­h Betriebe und Dienstleis­ter aus Ostthüring­en vor.
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Cellulosef­aser angereiche­rt mit Algen im Lager der Smartfiber AG.

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