Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
„Seuchensaison“geht zu Ende
FC Carl Zeiss verabschiedet sich mit einem 1:0 gegen Großaspach aus der 3. Fußball-liga
In einer Sache waren sie sich einig. „Wir sind froh, dass die Saison zu Ende ist“, sagte Jenas Geschäftsführer Chris Förster stellvertretend für alle vom FC Carl Zeiss Jena. Zumindest im letzten Saisonspiel am Sonnabend im Ernst-abbesportfeld gegen die SG Sonnenhof Großaspach konnten die Thüringer noch einen Sieg verbuchen. Den ersten in der 3. Fußball-liga seit dem 10. Februar.
„Wir hätten gern eine bessere Leistung gezeigt“, monierte Jannis Kübler nach dem 1:0-Erfolg. Das Niveau sei sehr „überschaubar“gewesen, fand Jenas zentraler Mittelfeldmann. René Eckardt schlug in die gleiche Kerbe. „Der Sieg ist zwar Balsam für die Seele, aber das Spiel war eine Katastrophe und wir haben sehr glücklich gewonnen“, sagte der Fcc-spielführer.
Das – allerdings durchaus sehenswerte – „Katastrophen“-spiel lässt sich kurz in drei Sätzen zusammenfassen: Beide Teams betrieben über 90 Minuten Chancenwucher. Jena gewann, weil es im gerade einmal 20-jährigen Lukas Sedlak einen überragenden Keeper hatte, der damit seine Ambitionen auf die Nummer eins in der nächsten Saison felsenfest untermauerte – vertraglich gebunden ist er bislang aber noch nicht. Und Jena gewann, weil Oldie Nico Hammann in der 90. Minute ungeahnte Kraftreserven fand, mit einem tollen Sprint Großaspachs Keeper David Nreca-bisinger düpierte und den schmeichelhaften Siegtreffer erzielte.
Im Nachgang redete freilich niemand mehr über das Spiel, oder die „Seuchensaison“, wie Kübler sagte. Es ging darum, wie es weitergeht und vor allem mit welchen Spielern? Schon vor der Partie wurde eine Personalie geklärt. Kapitän Eckardt bleibt an den Kernbergen für mindestens eine weitere Saison. Die Option auf eine Verlängerung um ein Jahr gibt es auch noch. „Am Ende waren es persönliche Faktoren und die Perspektive, in ein paar Jahren hier mit einzusteigen“, begründete der 30-Jährige seine Entscheidung auch damit, dass er sich nach seinem Karriereende durchaus eine Weiterbeschäftigung beim FCC vorstellen kann.
Ungewissheit herrscht dagegen noch bei Kübler. „Wir unterhalten uns. Und dann müssen wir schauen, ob wir auf einen Nenner kommen“, sagte er zu einer möglichen Vertragsverlängerung. Schlecht sieht es dagegen mit einem Verbleib von Stürmer Daniele Gabriele aus, der laut Förster das Interesse anderer Vereine geweckt habe.
Vom aktuellen Kader wolle der Traditionsverein dennoch zehn bis zwölf Spieler halten. „Ich glaube, das ist ganz wichtig für die neue Sai- son“, hat Jenas Geschäftsführer nicht vergessen, dass der extreme Umbruch am Saisonbeginn ein Grund für den sang- und klanglosen Abstieg als Tabellenletzter war.
Trotz heftiger finanzieller Ein- schnitte ist sich Förster sicher, dass die Thüringer für die kommende Spielzeit einen guten Kader zusam- menstellen können. Zwar habe man nicht den Druck, „unbedingt aufsteigen zu müssen“. Aber „jede Saison in der Regionalliga wollen wir die Chance ergreifen und oben angreifen“.
War der indirekte Freistoß nach dem Rückpass auf den Torhüter ein Spiegelbild der Saison?
Großaspach rechnete damit, dass ich den Ball aufs Tor hämmere. Daniel Stanese hatte eine gute Position mit freier Schussbahn. Doch dann kommt von mir so eine Krücke.
Hatten Sie sich ein bisschen Kraft für den Sprint zum Tor aufgehoben?
Ich hätte nicht gedacht, dass noch soviel im Tank ist.
Niclas Fiedler spielt den Ball super. Zum Glück war der Rasen trocken. So konnte ich den Ball am Torwart vorbeilegen und einschieben.
Ein versöhnliches Ende für eine miserable Saison.
Ich brauche keinem zu erzählen, dass es schmerzt. Wir haben es von Anfang an verbockt. Das müssen wir gründlich auswerten und vernünftig analysieren. Mit Tobi Werner wurde ein guter Mann geholt, der Struktur reinbringen kann.
Bleiben Sie in der Regionalliga?
Wir haben Gespräche geführt. Ich habe mich auch schon mit dem neuen Trainer unterhalten. Aber wir werden noch zwei-, dreimal sprechen müssen. Trotz Anfragen bin ich aber nicht so, dass ich mich unbedingt aus dem Staub machen will oder muss. Man braucht eine vernünftige Mischung: zum einen erfahrene Spieler, aber auch junge, talentierte Jungs.